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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Freunden und jedem anderen redest, der ihn kennt, und herausfindest, wohin er unterwegs sein könnte. Oder bei wem er sich vielleicht verkriecht. Ob er Lieblingsorte hat.«
    »Klar. Ich mache mich gleich auf den Weg.«
    Danach rief Dance Rey Carraneo an, der in der Umgebung des Parkplatzes, auf dem Tammy Foster entführt worden war, keinen einzigen Zeugen gefunden hatte. Sie setzte auch ihn über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis und wies ihn an, zum Game Shed zu fahren und dort nach Anhaltspunkten für den gegenwärtigen Aufenthaltsort des Jungen zu suchen.
    Dance legte auf und lehnte sich zurück. Ein entmutigendes Gefühl der Hilflosigkeit überkam sie. Sie brauchte Zeugen - Leute, mit denen sie reden konnte. Für diese Tätigkeit war sie geboren worden, sie hatte Spaß daran und war gut darin. Doch nun schleppte der Fall sich durch die Tiefen der Beweismittel und Spekulationen.
    Sie schaute auf die Ausdrucke des Chilton Reports.
    »Ich glaube, wir sollten am besten damit anfangen, die potenziellen Opfer zu warnen. Wird er auch in den Communitys angegriffen, bei MySpace, Facebook oder OurWorld?«
    »Die Story ist dort längst nicht so groß; das sind alles internationale Treffpunkte. Der Chilton Report ist hingegen eine einheimische Seite; da finden neunzig Prozent der Attacken auf Travis statt. Ich sage Ihnen, was uns helfen würde: die Internetadressen der Poster. Sobald wir die haben, können wir die jeweiligen Internetanbieter kontaktieren und uns die Hausanschriften der Leute besorgen. Damit wäre viel Zeit gewonnen.«
    »Wer kann uns diese Adressen geben?«
    »Entweder Chilton oder sein Webmaster.«
    »Jon, können Sie mir etwas über ihn erzählen, das mir helfen würde, ihn zu überzeugen, falls er sich sträubt?«
    »Ich kenne zwar den Report, weiß aber kaum etwas über Chilton persönlich. Abgesehen von den biografischen Daten im Blog«, entgegnete Boling. »Doch ich stelle gern ein paar Nachforschungen an.« In seinen Augen lag wieder dieses Funkeln, das sie zuvor schon gesehen hatte. Er wandte sich wieder seinem Computer zu.
    Rätsel...
    Während der Professor sich seiner Aufgabe widmete, erhielt Dance einen weiteren Anruf von O'Neil. Ein Team der Spurensicherung hatte die Gasse hinter dem Bagel-Laden untersucht und an der Stelle, an der Travis, den Reifenspuren nach zu urteilen, sein Fahrrad abgestellt hatte, Sand- und Erdpartikel gefunden; sie passten zu den Proben vom Strand, an dem Tammys Wagen zurückgelassen worden war. Er fügte hinzu, das MCSO habe die Anwohner befragt, aber niemand habe den Jungen gesehen.
    O'Neil sagte auch, die Highway Patrol habe ihm ein halbes Dutzend zusätzlicher Beamter überlassen, die bei der Fahndung behilflich sein würden. Sie seien bereits aus Watsonville unterwegs.
    Sie beendeten das Gespräch, und Dance ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen.
    Nach ein paar Minuten sagte Boling, er habe aus dem Blog und einigen anderen Quellen etwas Hintergrundmaterial über Chilton zusammengestellt. Zunächst rief er erneut die Homepage auf, deren biografischen Eintrag Chilton selbst verfasst hatte.
     
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Http://www.thechiltonreport.com
     
    Boling scrollte nach unten und fasste zusammen. Dance las mit einem Auge mit.
    »James David Chilton, dreiundvierzig Jahre alt. Verheiratet mit Patrizia Brisbane, zwei Söhne, zehn und zwölf. Wohnt in Carmel. Außerdem besitzt er, wie es aussieht, ein Ferienhaus in Hollister und einige vermietete Immobilien in der Gegend von San Jose. Die haben sie geerbt, als der Vater der Frau vor einigen Jahren starb. Interessant ist, dass Chilton schon immer eine seltsame Angewohnheit gehabt hat: Er hat Briefe geschrieben.«
    »Briefe?«
    »Leserbriefe, Briefe an seinen Abgeordneten, Kolumnen. Er hat mit der herkömmlichen Post angefangen - bevor das Internet richtig in Fahrt kam - und ist dann auf E-Mails umgestiegen. Er hat Tausende davon verfasst. Wutausbrüche, Kritiken, Loblieder, Komplimente, politische Kommentare - suchen Sie sich was aus. Er soll gesagt haben, eines seiner Lieblingsbücher sei Herzog, der Roman von Saul Bellow über einen Mann, der vom Briefeschreiben besessen ist. Chilton ging es im Wesentlichen um die Aufrechterhaltung moralischer Werte, die Aufdeckung von Korruption, das Lob von Politikern, die Gutes tun, und den Angriff auf diejenigen, die es nicht tun - eben all das, was er heute in seinem Blog macht. Ich habe viele der alten Texte online gefunden. Und dann hat er, wie es scheint, die Blogosphäre für sich

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