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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hat uns bislang ein Dutzend Mörder gemeldet, die durch irgendwelche Gärten schleichen. Einige Leute haben bereits auf vermeintliche Eindringlinge geschossen, die sie für den Täter hielten. Oh, und es werden immer mehr Kreuze gesichtet.«
    Dance schreckte auf. »Mehr)«
    Overby hob beschwichtigend eine Hand. »Soweit wir wissen, waren es allesamt echte Gedenkstätten. Von Unfällen aus den letzten Wochen. In keinem Fall mit einem zukünftigen Datum versehen. Aber die Presse ist Feuer und Flamme. Sogar Sacramento hat schon davon gehört.« Er deutete auf das Telefon. Vermutlich hatte sein Chef angerufen - der Direktor des CBI. Oder sogar dessen Chef, der Generalstaatsanwalt. »Also, wo stehen wir?«
    Dance berichtete ihm von dem Gespräch mit Travis, den Ereignissen beim Haus von dessen Eltern und ihrer Einschätzung des Jungen. »Er kommt eindeutig als Täter in Betracht.«
    »Aber festgenommen haben Sie ihn nicht?«, fragte Overby.
    »Es gibt noch keinen hinreichenden Tatverdacht. Michael überprüft gegenwärtig einige Spuren, die ihn mit dem Tatort in Verbindung bringen könnten.«
    »Und haben wir weitere Verdächtige?«
    »Nein.«
    »Wie, zum Teufel, soll ein Junge so etwas anstellen, ein Junge, der auf einem Fahrrad herumfährt?«
    Dance rief ihm ins Gedächtnis, dass die einheimischen Banden, die zumeist in und um Salinas ansässig waren und schon seit Jahren die Bürger terrorisierten, häufig Mitglieder hatten, die sehr viel jünger als Travis waren.
    »Und wir haben etwas über ihn herausgefunden«, fügte Boling hinzu. »Er ist ein aktiver Computerspieler. Junge Leute, die sich viel damit beschäftigen, lernen überaus raffinierte Kampf- und Fluchttechniken. In den Rekrutierungsbüros des Militärs wird stets danach gefragt, wie häufig die Bewerber spielen; bei ansonsten gleichen Voraussetzungen würde man einen Gamer einem anderen Jugendlichen jederzeit vorziehen.«
    »Und sein Motiv?«, fragte Overby.
    Dance erklärte, falls Travis der Täter sei, dann vermudich aus Rache für diverse Cyberschikanen.
    »Cyberschikanen«, wiederholte Overby ernst. »Ich habe gerade erst etwas darüber gelesen.«
    »Wirklich?«, fragte Dance.
    »Ja. Am Wochenende stand ein guter Artikel in USA Today.«
    »Es ist zu einem populären Thema geworden«, sagte Boling. Nahm Dance etwa einen Anflug von Bestürzung über die Quellen wahr, anhand derer der Leiter einer CBI-Dienststelle sich informierte?
    »Und das reicht, um ihn gewalttätig werden zu lassen?«, fragte Overby.
    Boling nickte. »Ihm wird immer stärker zugesetzt. Die Postings und Gerüchte haben sich weithin verbreitet. Und es gibt erste physische Angriffe. Jemand hat ein hämisches YouTube-Video ins Netz gestellt.«
    »Und was ist da zu sehen?«
    »Eine Falle, die Travis gestellt wurde. Jemand hat sich ihm im Burger King von hinten genähert und ihn angestoßen, sodass er ins Stolpern geriet. Ein anderer hat den peinlichen Moment mit einem Mobiltelefon gefilmt und dann hochgeladen. Bisher wurde der Film zweihunderttausend Mal angesehen.«
    In diesem Moment kam ein schmächtiger, ernster Mann aus dem Konferenzraum auf der anderen Seite des Ganges und betrat Overbys Büro. Er registrierte die Besucher und ignorierte sie.
    »Charles«, sagte er mit Baritonstimme.
    »Oh... Kathryn, das ist Robert Harper«, sagte Overby. »Von der Generalstaatsanwaltschaft in San Francisco. - Special Agent Dance.«
    Der Mann trat vor und gab ihr mit festem Druck die Hand, blieb dabei aber auf Abstand, als könnte sie denken, er wolle sich ihr ungebührlich nähern.
    »Und Jon...«, versuchte Overby sich zu erinnern.
    »Boling.«
    Harper warf dem Professor einen flüchtigen Blick zu und sagte nichts.
    Der Mann aus San Francisco hatte ein ausdrucksloses Gesicht und akkurat gestutztes schwarzes Haar. Er trug einen konservativen marineblauen Anzug mit weißem Hemd und rot-blau gestreifter Krawatte. Am Revers steckte eine kleine amerikanische Flagge. Seine Manschetten waren perfekt gestärkt, wenngleich Dance an den Enden ein paar graue Fäden auffielen. Ein Anwalt im Dienst des Staates, lange nachdem seine Kollegen zu privaten Kanzleien gewechselt waren und haufenweise Geld verdienten. Sie schätzte ihn auf Anfang fünfzig.
    »Was bringt Sie nach Monterey?«, fragte sie.
    »Die Beurteilung der Fallzahlen.« Näheres verriet er nicht.
    Robert Harper schien einer dieser Leute zu sein, denen Schweigen kein Unbehagen bereitete, sofern sie nichts zu sagen hatten. Dance glaubte zudem, in

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