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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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akademischen Welt als auch in der Blogosphäre reichlich Prügel bezogen - ist das totaler Unsinn. Die New York Times ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, aber tausendmal objektiver als die meisten Blogs. Kaum jemand wird online je zur Verantwortung gezogen. Holocaust-Leugnungen, Verschwörungstheorien rund um den elften September, Rassismus - das alles wächst, blüht und gedeiht dank der Blogs. Sie besitzen eine Glaubwürdigkeit, die man dem nächstbesten Schwachkopf auf einer Cocktailparty niemals zugestehen würde, wenn er lauthals herausposaunt, Israel und die CIA hätten hinter dem Anschlag auf das World Trade Center gesteckt.«
    Dance ging zu ihrem Schreibtisch und hob den Telefonhörer ab. »Ich glaube, ich werde nun das Ergebnis Ihrer Nachforschungen anwenden, Jon. Mal sehen, was passiert.«
     
    James Chiltons Haus lag in einer gehobenen Gegend von Carmel auf einem fast viertausend Quadratmeter großen Grundstück. Die Gärten hier waren alle gepflegt, sahen aber völlig uneinheitlich aus, was darauf hindeutete, dass die Männer, Frauen oder Ehepaare viele Wochenendstunden damit verbrachten, eigenhändig Unkraut zu zupfen und Beete anzulegen, anstatt einen Fachmann dafür zu bezahlen.
    Dance musterte neidisch die schöne Gestaltung. Sie hatte zwar viel für Gartenarbeit übrig, war aber nicht besonders geschickt darin. Maggie sagte, wenn die Pflanzen keine Wurzeln hätten, würden sie weglaufen, sobald ihre Mutter den Garten betrete.
    Das Haus war ein teures Ranchgebäude, ungefähr vierzig Jahre alt und im hinteren Teil des Grundstücks gelegen. Dance schätzte es auf sechs Zimmer. Die Fahrzeuge des Ehepaars waren eine Lexus-Limousine und ein Nissan Quest. Sie standen in einer großen Garage, die mit zahlreichen Sportgeräten gefüllt war. Im Gegensatz zu ähnlichen Artikeln in Dances Garage schienen die hier vorhandenen Exemplare allerdings häufig benutzt zu werden.
    Sie musste lachen, als sie die Aufkleber auf den Stoßstangen der Wagen sah. Sie passten zu Überschriften aus Chiltons Blog: einer gegen die Entsalzungsanlage, der andere gegen den Vorschlag zum Sexualkundeunterricht. Links und rechts. Demokratisch und Republikanisch.
    Er ist da ziemlich flexibel...
    In der Auffahrt stand noch ein weiteres Auto, wahrscheinlich von einem Besucher, denn der Taurus war mit dem kleinen Logo einer Mietwagenwagenfirma versehen. Dance parkte, ging zur Vordertür und klingelte.
    Es näherten sich Schritte, und dann wurde Kathryn von einer etwa vierzigjährigen brünetten Frau begrüßt. Sie war schlank und trug eine Designer-Jeans mit weißer Bluse, deren Kragen sie hochgeschlagen hatte. Um ihren Hals lag eine dicke silberne Schlingenkette.
    Die Schuhe, stellte Dance unwillkürlich fest, kamen aus Italien und sahen einfach umwerfend aus.
    Dance nannte ihren Namen und zeigte ihren Dienstausweis vor. »Ich habe vorhin angerufen. Wegen eines Termins mit Mr. Chilton.«
    Das Gesicht der Frau legte sich in leichte Falten, wie es häufig geschieht, wenn jemand sich der Polizei gegenübersieht. Ihr Name war Patrizia - sie sprach ihn deutsch aus, nicht englisch.
    »Jim ist gerade in einer Besprechung, müsste aber gleich fertig sein. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.«
    »Vielen Dank.«
    »Bitte kommen Sie herein.«
    Sie führte Dance in ein gemüdiches Zimmer, an dessen Wänden zahlreiche Familienfotos hingen, und verschwand weiter hinten im Haus, kehrte aber gleich wieder zurück. »Nur noch einen Moment.«
    »Danke. Sind das Ihre Söhne?« Dance wies auf ein Foto von Patrizia, einem schlaksigen Mann mit schütterem Haar, den sie für Chilton hielt, und zwei dunkelhaarigen Jungen, die sie an Wes erinnerten. Sie alle lächelten in die Kamera. »Jim und Chet«, sagte die Frau stolz.
    Patrizia ging auf einige der anderen Bilder ein. Nach den Fotos aus ihrer Jugend zu schließen - aufgenommen bei Carmel Beach, Point Lobos, der Mission -, war die Frau eine Einheimische. Ja, in der Tat bestätigte sie Dances Vermutung. Sie war sogar in genau diesem Haus groß geworden. »Mein Vater hat hier viele Jahre allein gelebt. Als er vor drei Jahren starb, sind Jim und ich eingezogen.«
    Dance gefiel die Vorstellung eines Familienwohnsitzes, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sie dachte daran, dass Michael O'Neils Eltern immer noch in dem Haus mit Meerblick wohnten, in dem er und seine Geschwister aufgewachsen waren. Nun, da sein Vater an Senilität litt, zog die Mutter in Erwägung, das Haus zu verkaufen und in ein

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