Alpengrollen: Kriminalroman
Ausgehen und für besondere Anschaffungen. Essen und wohnen kann ich daheim kostenlos.«
Max gefiel die pragmatische Sichtweise des Burschen auf der einen Seite. Auf der anderen hatte er das Gefühl, dass er es sich damit zu einfach machte. Was war denn später? Wenn seine Eltern einmal nicht mehr da waren? Dachten wir in dem Alter genauso? Ach was. Bestimmt. Ist bloß schon so lange her.
»Na ja. Hauptsache, es bringt Spaß«, sagte er.
»Passt schon. Party machen ist geiler. Aber passt schon! Die Polizei fahre ich allerdings nicht so oft«, gestand der Fahrer mit einem kurzen Blick auf Alois’ Uniform im Rückspiegel.
»Keine Angst«, beruhigte ihn der. »Wir beißen nicht!«
Party, Party, Party. Manchmal fragt man sich, ob sich die ganze Welt langsam in eine einzige riesige Partyzone verwandelt. Egal. Lass die Jugend
doch Jugend sein, Raintaler. Wir haben damals gehascht und Pink Floyd gehört. Waren nicht viel anders als die Burschen und Mädel von heute. Er sah zu Alois hinüber, der hinter dem Fahrer saß. Der grinste nur. Max drehte sich wieder nach vorn und sie fuhren schweigend weiter bis zu ihrem Ziel.
»Da ist er ja, der ›Lustige Wirt‹! Besten Dank. Was kostet das?« Max zückte seinen Geldbeutel und war gerade im Begriff, das Fach mit den Scheinen zu öffnen, als ihm auf der anderen Straßenseite ein Wagen auffiel. Das ist doch die Limousine von diesen Russen, dachte er. Und prompt bemerkte er gleich darauf, wie die beiden aus einer kleinen Bar schräg gegenüber traten und auf ihr protziges Gefährt zusteuerten. Er steckte die Brieftasche wieder ein.
»Warten Sie!«, forderte er den Chauffeur auf. »Sehen Sie die schwarze Limousine da drüben?«
»Ja!«
»Fahren Sie ihr bitte nach. Egal, wo die hin wollen, wir wollen da auch hin.«
»Was ist los, Max? Warum steigen wir nicht aus? Ich habe Durst.«
»Das sind die Burschen, Alois. Du weißt schon. Die mit dem Russenmädel. Mich beschleicht da gerade so ein Gefühl. Kann ich dir nicht erklären. Vielleicht haben die was mit dem entführten Mädchen zu tun.«
»Eine Entführung? Sind das Gangster?« Der Taxifahrer sah Max neugierig an.
»Nicht so ganz …«, versuchte Alois, die Sache abzuwiegeln.
»Gangster! Geil. Klar fahr ich denen nach!« Der junge Mann setzte seine Sonnenbrille auf. »So erkennen sie mich nicht«, sagte er. »Soll ich Abstand halten, wie sie das in den Krimis immer machen?«
»Das passt schon. Fahren Sie ihnen einfach nach!«, ordnete Max an. »Bis sie parken. Okay? Und setzen Sie die Brille wieder ab, sonst fahren Sie noch irgendwo dagegen.«
»Alles klar, Herr Kommissar.« Der Fahrer gab Gas und folgte den Rücklichtern der schwarzen Luxuskarosse, die sich wie die bunten Schaufensterbeleuchtungen und die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge im nassen Asphalt der Straße spiegelten. Kurz darauf ahnte Max, wo es hinging.
»Hier war ich doch schon ein paarmal«, murmelte er leise vor sich hin. »Da vorne ist doch gleich Johannas Hotel!«
»Was sagst du, Max?«, fragte Alois.
»Sie fahren zu Johannas Hotel.«
»Und was wollen sie da?«
»Woher soll ich das wissen? Bin ich Hellseher?«
»Natürlich nicht. War eine rein rhetorische Frage.«
»Rein rhetorische Fragen mag ich nicht. Sie sind sinnlos.« Max flüsterte beinahe.
»Und wer ist diese Johanna?«
»Die Holländerin, von der ich dir erzählt habe.«
»Hast du nicht.«
»Habe ich nicht?«
»Nein.«
»Aha! Da schau her, die steigen tatsächlich da hinten an der Seite vom Hotel aus. Da, wo es die Treppen hinunter geht. Hier ist Johanna gestern verschwunden, Alois.«
»Verstehe!« Der gemütliche Gendarm verstand überhaupt nichts.
»Auf jeden Fall scheinen die Typen genau in den Keller zu gehen, in den sie gestern auch gegangen ist, um Ruths Skischuhe zu holen«, fuhr Max fort. »Wenn das kein Grund ist, denen nachzugehen, was dann? Sollen wir?«
»Na gut, wenn du meinst, Max. Viel passieren kann ja nicht dabei. Wer ist Ruth?«
»Johannas Freundin.«
»Aha.«
»Soll ich hier auf Sie warten?« Der junge Taxifahrer sah Max mit glühendem Eifer in den Augen an.
»Nein, verschwinden Sie besser. Wer weiß, wann wir wiederkommen. Geben Sie mir eine Rechnung.«
»Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Das geht aufs Haus. Wahnsinn! Wenn ich das gleich meinen Freunden erzähle, halten die mich für verrückt.«
Woher haben die hier bloß ihre dicken Häuser, wenn sie alle ihre Geschäfte auf die Art erledigen, wunderte sich Max und legte einen
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