Alpengrollen: Kriminalroman
sei Dank. Ich bin so froh, dass du da bist.«
»Ich auch, Johanna! Ich auch!«, sagte er und wusste sofort, was er doch für ein Riesenidiot war.
Wie hatte er nur annehmen können, dass sie einfach so, ohne ein Wort, verschwinden würde? Sie hatte ihm doch mehr als deutlich gezeigt, wie sehr sie ihn mochte. Wie kann man nur so wenig Vertrauen haben und so wenig Menschenkenntnis, Herr Exkommissar. Er schämte sich, als sie ihn jetzt dankbar küsste. Halt mal. Nicht so schnell, Raintaler. So ein schlechter Mensch bist du ja auch wieder nicht. Du hast vielleicht nicht mehr an ihre Liebe geglaubt. Aber deine Intuition hat es. Und die ist schließlich ein Teil von dir. Und hierher geführt hat sie dich außerdem. Oder etwa nicht? Was passiert wäre, wenn du diese Russen vorhin nicht rein zufällig vor dem ›Lustigen Wirt‹ entdeckt hättest, stellst du dir besser erst gar nicht vor. Herrschaftszeiten. Was für ein Dusel. Gott sei Dank.
45
Die Gendarmerie kam und verhaftete die beiden Russen und den kriminellen Hotelier. Max hatte vorher noch seinen Verdacht zu Protokoll gegeben, dass sie ganz bestimmt auch die tote Russin von der Streif auf dem Gewissen hätten. Da müsse man ja nur mal die Ballistik bemühen und die Kugeln in der Toten mit den Waffen, die sie dabeihatten, abgleichen. Außerdem habe er selbst die Frau mit den beiden zusammen gesehen. Da sei er sich jetzt so gut wie sicher. Und man solle auf jeden Fall den Kollegen Gerald auf sie aufmerksam machen. Vielleicht erkenne er ja in ihnen die Ganoven wieder, die ihn vor der Spielbank überfallen hatten. Möglich wäre es allemal. Und wenn, dann hätten sie den größten Teil des Geldes bestimmt immer noch bei sich.
»Entführung, Erpressung, Körperverletzung, Mord, Raub. Na, da kommt ja einiges zusammen«, hatte der Einsatzleiter gemeint und angesichts so viel geballter krimineller Energie ungläubig den Kopf geschüttelt. »Da dürfen sich die drei feinen Herren aber auf einen langen Lebensabend hinter Gittern freuen. Ein renommierter Hotelier aus unserer hübschen kleinen Stadt! Man mag es gar nicht glauben. Aber so ist es wohl. Schwarze Schafe gibt es überall. Stimmt’s?«
»Schaut ganz so aus«, hatte Max geantwortet und sich von ihm verabschiedet.
Die ebenfalls verständigten Eltern von Jessika, die Lohmeiers, hatten ihre Tochter oben in der Lobby dankbar und überglücklich in die Arme geschlossen und waren mit ihr auf dem Weg ins Krankenhaus.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Darf ich Sie alle drei morgen in meine VIP-Loge zum Rennen einladen?«, hatte Jessikas Vater Johanna, Max und Alois gefragt, bevor sie losgefahren waren.
»Auf jeden Fall!«, hatte Alois geantwortet. »Ja, super. Da komm ich doch noch zu meinem geliebten Hahnenkammrennen.«
Und auch Max und Johanna hatten gerne zugesagt.
»Schön. Ich erwarte Sie dann dort. Fragen Sie einfach am Eingang nach Lohmeier. Ich hinterlege dort die Karten für Sie. Vielleicht können Sie schon eine Stunde vor Rennbeginn kommen? Auf einen kleinen Snack und ein Glas Champagner? Oder zwei?«
»Geht klar. Danke«, hatte Max geantwortet.
Johanna ließ sich im Krankenwagen kurz untersuchen. Ihr fehle weiter nichts, bis auf den Schreck, meinte der Notarzt, und wenn sie wolle, dürfe sie auf jeden Fall ein Gläschen trinken gehen. Alois stimmte dem weisen Therapievorschlag vom Fleck weg zu. Max brachte Johanna und ihre Reisetasche mit den Wechselklamotten daraufhin in ein extra für sie bereitgestelltes Hotelzimmer, wo sie ausgiebig duschte und die frischen Sachen anzog. Alois wartete so lange in der Lobby bei einer biologisch angebauten Johannisbeerschorle, die ihm ein aufmerksamer Geist des Hauses vorbeigebracht hatte. Überflüssig zu bemerken, dass sie gänzlich unberührt auf dem kleinen Glastisch vor seinem gemütlichen Ledersessel ihre winzigen Luftblasen ließ.
Nachdem Max und Johanna eine halbe Stunde später wieder herunterkamen, fuhren sie zu dritt mit dem Taxi in den ›Lustigen Wirt‹. Dort wartete Markus schon mit seinen Skischülerinnen. Alle vier waren bereits bester Stimmung. Was naturgemäß ein ausgiebiges, lautstarkes Begrüßungshallo zur Folge hatte. Anschließend gab ein Glas das andere. Und zu fortgeschrittener Stunde besuchten alle zusammen noch die Bar nebenan.
»Sag mal, wo hast du denn Alois kennengelernt?«, fragte Johanna Max, als sie am nächsten Morgen neben ihm in Marias kleinem, aber gemütlichem Dachgeschosszimmer aufwachte. »Der ist ja
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