Alpenkasper

mit ihm allein unterhalten zu dürfen.
    »Was gibt’s?«
    »Erstens: Der Mercedes, in den der Typ, der aus Jakobs Haus kam, eingestiegen ist, gehört Lugner. Weißt du was von Jakob?«
    »Er reagiert nicht auf meine Anrufe. Kann sein, dass er beleidigt ist.«
    »Das wäre sicher die bessere Variante für uns.«
    »Und zweitens?«
    »Wir beobachten das Haus in Oberschöneberg durch deine Kamera, da schaut immer jemand rein, funktioniert toll, die Videoüberwachung. Und tatsächlich ist da im Moment jemand zu Hause. Ich habe gesagt, ich will da rein und mir das anschauen. Kommst du mit?«
    »Natürlich.«
    »Und die Hochzeitsdinge?«
    »Besprechen wir im Auto.«
     

Jagd
    »War ein guter Abend, neulich, dein Junggesellenabschied. Leck mich.«
    »Ja, danke, noch mal.«
    »Ich denke, ich bin verliebt.«
    »Freut mich, dass es sich für dich gelohnt hat.«
    Trimalchio jagte die Bundesstraße aufs Land Richtung Westen, es gab hier einigen Verkehr aus der Stadt heraus. Trimalchio überholte sie alle.
    »Tanja hat halt wieder blöd geschaut, als sie mal wieder allein dastand. Irgendwie ist sie auch selbst schuld, kann ich ihr auch nicht helfen«, sagte Trimalchio. »Der war knapp.«
    »Haben wir da jemanden im Haus sitzen?«
    »Nein. Wir wollten alles lassen, wie es ist und warten, bis Lugner zurückkehrt. Dann kassieren wir, haben wir gesagt.«
    »Und jetzt ist er da.«
    »Jetzt ist jemand da, den schauen wir zwei uns jetzt an. Wen rufst du an?«
    »Ich versuche es noch mal bei Jakob.« Birne hörte wieder nur die Ansage der Mailbox. »Mailbox schon wieder.«
    »Wieso ist dein Bruder nicht der Trauzeuge?«
    »Wir haben uns lange nicht gesehen und wir streiten uns zu schnell.«
    Sie bogen ab und fuhren durch den Ort, der ausgestorben dalag. Es war niemand auf der Straße bis auf ein paar Männer, die sich auf den Weg zu einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr machten. Die schauten sich nach dem fremden Auto um.
    Sie hielten vor Lugners Haus, darin und auch beim Nachbarn brannte Licht. Die Haustür stand angelehnt. Aus dem Innern hörten sie kein Geräusch. Leise gingen sie ins Haus. Der Hausgang war erleuchtet. Sie näherten sich dem Wohnzimmer, in dem die Bombe explodiert war. Als sie den Raum betraten, standen sie vor Mike, den Birne als den Mann kannte, der in Jakobs Haus war und nur eine Hand hatte. Die zweite hatte er hier in diesem Wohnzimmer hinter dem Heizkörper hervorgefischt. Mike hatte sie erwartet. Statt einer Begrüßung schoss er mit einer Pistole auf Birne und Trimalchio aus einer Entfernung von vier Metern, dann lachte er theatralisch dreckig auf. Alles ging so schnell, dass der Schock keine Gelegenheit fand, in Birnes und Trimalchios Glieder zu fahren. Die Kugel war zwischen ihnen im Türstock gelandet. Trimalchio warf sich auf Mike, riss ihm den Arm mit der Waffe nach oben und schmiss ihn selbst zu Boden. Mike hörte nicht auf zu lachen. Hörte auch nicht auf, als Trimalchio ihn auf den Bauch drehte, Handschellen an die eine ihm verbliebene Hand anlegte und ihn am Heizkörper festkettete. Hörte erst auf, als er ihm das Gesicht aus 40 Zentimeter Höhe auf den Boden knallen ließ, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen.
    Er schwieg nicht lang. »Ihr Arschlöcher. Das hätte es nicht gebraucht.«
    Birne kniete sich neben ihn und blickte ihn lange an. Mike fuhr fort: »Jetzt seid ihr hier. Habt ihr mich erwartet? Nein? Ich bin auch nicht da, wo irgendwas passiert. Ich bin nur hier, damit ihr hier seid und nicht dort, wo irgendwas passiert.«
    »Was hast du mit Jakob gemacht?«
    Mike konnte schon wieder lachen. »Nichts, eben das ist ja der Witz. Alles, was mit Jakob geschieht, passiert jetzt, und nicht hier, sondern verdammt weit weg von hier. Wärt ihr nur nicht hierher gefahren, ihr Polizisten, dann könnte unser Jakob noch ein bisschen länger leben als nur die nächste Viertelstunde.«
     

Probe
    Jakob gähnte. Ob alles in Ordnung sei mit ihm, interessierte Moni. Mit Jakob war alles in Ordnung. Er ging nur mal eben nach draußen, um Luft zu schnappen. Er stellte sich auf den Balkon des Stadttheaters und rauchte. Er begleitete Moni jeden Tag zu den Proben für ihr Stück und bewunderte ihre Geduld mit den Jugendlichen. Und auch die der Jugendlichen selbst, jede Szene immer wieder zu wiederholen, bis es gut war. Jakob empfand diese Arbeit als sehr zäh, aber er war gern bei Moni und er rauchte viel in letzter Zeit. Er hatte der Zeitung mit dem Anwalt gedroht und keine 20 Minuten später war das