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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Pärchen aufzuschrecken, eine Zeitlang hätten wir auch selbst mitmachen können, so selbstverständlich war das, da rammelten sie überall. Auch hier in der Inspektion ging’s rund. Leck mich. Jede mit jedem, fast. Heutzutage ist man so prüde. Findest du nicht?«
    Tanja hatte ihr Kinn aufgestützt und hörte ihm unbewegt zu.
    »Ich hatte eine Kollegin, eigentlich die Tippse von meinem damaligen Chef – im Allgäu war das noch – mit der bin ich in jeder Kaffeepause auf die Toilette, kurz, Kleinigkeit erledigen. Problem war nur, dass mein Chef damals abartig auf sie stand, dem ist die Frau davon damals und der hätte dringend Ablenkung gebraucht und die Frau wäre ihm gerade recht gewesen, aber der war das zuviel, Freund daheim und mich dazu noch in der Arbeit. Ein Dritter wäre Stress geworden. Wir also sauber auf der Herrentoilette, sie mein Stück zwischen den Lippen, hören wir beide, wie die Nachbarkabine besetzt wird. Kein Mucks mehr ab dem Moment ist angesagt. Der nebenan zieht seine eigene Hose runter, platziert sich, furzt und lässt dann eine hellbraune Flüssigkeit – ich schwöre dir, dass wir die Farbe gerochen haben, das war Bierschiss – in die Schüssel spritzen. Und im Augenblick der maximalen Erleichterung entfährt ihm ein kleines Stöhnen, das keiner wahrgenommen hätte außer denjenigen, die das Maul halten und jedes Geräusch belauschen in diesem Raum der Stille. Und wir hören es und wissen, dass der nebenan ausgerechnet der ist, der uns am wenigsten in dieser Position erwischen sollte, außer uns machte aus einer Laune der Natur plötzlich der Ärger mehr Spaß als das Vergnügen. Das Adrenalin schoss mir ins Blut und sorgte erst mal dafür, dass die Angelegenheit in den Leisten beendet wurde. Meine Partnerin verschluckte sich an dem unerwarteten Schwall, der sich in ihre Kehle ergoss, unterdrückte ein Husten und verbiss sich versehentlich in meiner Vorhaut, so dass auch ich nun etwas zu unterdrücken hatte: einen Schmerzensschrei. Es gelang uns nicht perfekt, gebe ich zu. Der Nebenscheißer unterbrach einen Wind, der ihm aus dem Darm pfiff und legte sein linkes Ohr an die Wand, er wollte genau wissen, was da vor sich ging. Ich reagierte geistesgegenwärtig, riss Papier ab, wischte mir den Arsch und sagte beiläufig: So. Damit mein Chef meine Stimme hören konnte. Ich wischte mir noch sieben mal den Arsch und einmal den Penis, verließ die Kabine, die Kollegin zurücklassend, wusch mir die Hände und war irgendwie draußen. Mir gelang es sogar, im Lauf des Tages den Vorfall so weit zu verdrängen, dass er mir erst wieder in den Sinn kam, als ich den leicht, nur durch millimetergroße Verunreinigungen versauten Kragen der Sekretärin wahrnahm. Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist, nachdem ich draußen war. So war das.«
    Tanja hatte ihm zuerst verunsichert, dann aber zunehmend amüsiert zugehört, so dass er seinerseits verunsichert nachfragen musste: »Gibt es bei dir eine ähnliche Geschichte?«
    Sie unterbrach ihr Lachen. »Natürlich. Ständig. Ich weiß nur nicht, ob ich sie dir erzählen kann. Du verstehst alles immer so falsch. Außerdem muss ich was schaffen, ich wäre gern nur zum Vergnügen hier.«
    Patschig dackelte er auf und ihr hinterher. Es half nichts gegen den Verdacht: Alle hier hatten schon gefickt, nur er nicht.
     

Tour
    »Ich wusste nicht, wen ich noch einladen sollte; ich kenne keine Freunde von dir, ich weiß überhaupt nichts von dir.«
    »Danke«, sagte Birne und nahm Trimalchio einen der beiden Jägermeister ab.
    Der Tag war schön gewesen, sie schauten auf den Sonnenuntergang an der Wertach, beim Kiosk »Sonnenglück«, dem schönsten in einer Reihe von schönen Trinkstationen entlang des Flusses.
    »Wenn es kalt wird nachher, darfst du dir aussuchen, wohin wir gehen.«
    »Ganz lieb.« Birne stieß an.
    An Trimalchios Junggesellenabschied kannten sich die beiden noch nicht. Trimalchio hatte sich gewehrt, ein Hasenkostüm anzuziehen, doch es standen 25 seiner Freunde bereit, ihm hineinzuhelfen. Trimalchio brachten sie gegen eins im Kostüm nach Hause und zogen dann noch weiter und erlebten nach einhelligem Bekunden eine prima Nacht, wenn auch nicht unvergesslich für die meisten Beteiligten. Inzwischen lag Trimalchios Ehe in Scherben, er war der letzte, der daraus ein Geheimnis machte. Er hatte sich sehr bemüht, aber es half nichts.
    »Weißt du, für mich ist sie immer noch die geilste Frau des Universums und wenn wir nicht geheiratet hätten, dann

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