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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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stiegen ein, im letzten Moment, als die Tür sich schon schloss, schlüpfte der Verfolgte hinaus, Birne war darauf vorbereitet, stoppte die Tür mit seiner Hand, die öffnete sich langsam und Birne konnte raus. Der Einhändige stand da und wartete auf Birne. Er setzte sich in Bewegung, die Straßenbahn blieb stehen, der Fahrer sagte durch: »Bitte alle Fahrgäste aussteigen, unsere Tür lässt sich nicht mehr schließen, die Straßenbahn ist kaputt. Der Herr, was als letzter ausgestiegen ist, soll sich bitte bei mir melden.«
    Birne meldete sich nicht, er ging schneller, weil der vor ihm auch beschleunigte. Sie bewegten sich in der Bahnhofstraße auf die Fußgängerzone zu. Viele Passanten standen im Weg, Birne hatte Probleme, Schritt zu halten. Die beiden in ihrer Eile fielen auf. Die Leute blieben stehen und schauten zu, was die miteinander hatten. An einer roten Fußgängerampel hätte Birne die Chance gehabt den anderen einzuholen. Es blieb ein schwarzer Mercedes stehen und ließ seinen Prothesenmann einsteigen. Birne merkte sich das Kennzeichen.

Zeugentreffen
    Birne kam vom Klo und sah, dass der Kaffee getrunken war. Er ging in die Küche und machte neuen. Im Gelben Sack fand er ein benutztes Taschentuch, das da nicht hingehörte. Er trug es ins Badezimmer und spülte es hinunter. Der Kaffee war noch nicht durchgelaufen. Er wartete, bis der letzte Tropfen in der Kanne war und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Katharina und Anna saßen dort, sie besprachen die Uhrzeiten zwischen den Gängen des Menüs, in denen es den Gästen erlaubt sein sollte, Einlagen aufzuführen. Es blieb nicht viel Zeit übrig, man musste das Einlagenprogramm begrenzen, nicht dass jeder meinte, er könne da spontan noch was hinlegen. Das musste auf der Einladung vermerkt werden, dass das geplant und bei den Trauzeugen angemeldet werden musste. Birne gähnte. Er schenkte sich nach. Koffein.
    »Wo bleibt eigentlich dein Trauzeuge, der mit dem Namen, den ich mir nicht merken kann – Tri… äh, Tromilcho?«, wollte Anna wissen. Sie war die Trauzeugin Katharinas und nun hier, um die Details zu regeln.
    »Trimalchio«, sagte Birne, und: »Ich weiß es nicht.«
    Die Kirche war klar gemacht, auch die Wirtschaft, in der hinterher getanzt werden sollte. Die Musik hatte Anna organisiert: Eine Kapelle, in der ihr Bruder Schlagzeug spielte, die konnten auch modern, sagte sie. Die Kirche würde in Versperbild sein, dort, wo sich so Ungeheuerliches ereignet hatte unlängst. Trimalchio hatte Birne die Geschichte mit dem Prälaten erzählt, sie hatten sich beide amüsiert darüber. Die Welt ist klein, dazu kommt noch das Schicksal, das die sich zerfurchenden Bahnen, in denen sechs Milliarden Menschen spazieren jeden Tag, wieder ein bisschen gerade zieht. Den Pfarrer kannte Trimalchio auch noch von der Brotzeit, der konnte so gut predigen, das war schon mal ein Grund für ihn.
    »Ich finde das schwierig«, beklagte sich Anna. »Wir haben doch diesen Termin gewählt, damit alle können. Und jetzt verspätet er sich. Das kann er doch im Beruf auch nicht machen.« Anna war bei der Bank, sie hatte neulich geheiratet und brachte von daher eine Menge Erfahrung mit, wofür ihr Katharina auch dankbar war.
    »Clemens spielt Gitarre, der kann was spielen, wenn die Gäste zum Sektempfang einlaufen«, schlug Katharina vor.
    Birne erwachte. »Wer hat gesagt, dass der eingeladen ist?«
    »Das haben wir besprochen.«
    »Natürlich haben wir das besprochen und ich war dagegen. Der kommt nicht.«
    »Warum müssen wir diese Diskussionen immer und immer wieder führen? Warum können wir nicht einmal konstruktiv vorangehen?«
    »Genau. Ihr könnt doch jetzt nicht mehr über die Gäste diskutieren«, half Anna Katharina.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, was der Typ hier angerichtet hat?« Birne wurde laut.
    Katharina stand auf. »Birne, mein Lieber, was hast du denn auf einmal? Wieso bist du so aggressiv?«
    »Ich bin nicht aggressiv. Schließlich ist auch meine Hochzeit, da will ich wenigstens mitbestimmen, wer mit mir zum Altar schreitet.«
    Auch Anna war den Tränen nahe. »Dann beteilige dich mal konstruktiv, du lässt uns hier die ganze Arbeit machen und dein Triomach taucht hier nicht mal auf. Ich will das nicht alles machen, da muss der schon auch was übernehmen.«
    »Immer noch Trimalchio!«
    »Egal, der soll auch was schaffen.«
    »Jedenfalls kommt der Clemens nicht.«
    Trimalchio kam. Er war aufgebracht, bat Birne, nachdem er in die Runde gegrüßt hatte, sich kurz

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