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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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sie unbedacht Birne in einen richtigen Schlamassel gebracht. Jetzt wussten die oder der, dass er ein Handy hatte. Jetzt war das Handy vielleicht schon kaputt, jetzt brachen sie Birne vielleicht die Finger und überlegten heimlich, ob sie geortet werden konnten durch den kurzen Anruf.
    Tanja sprang wütend auf. Dieser Trimalchio . Er war weg, nach Hause gegangen, weil er sich nicht wohlfühlte. Unerbittlich forderte sie seine Privatnummer, es ging um Leben und Tod.
    Es klingelte lange, bis sie eine müde Stimme in der Leitung hörte.
    » Trimalchio «, sagte sie. »Du musst sofort kommen. Bitte.«
    »Wieso?«
    »Birne ist in großer Gefahr.«
    »In großer Gefahr? Wieso in großer Gefahr?«
    »Das will ich eben mit dir herausfinden.«
    »Das hat Zeit bis morgen.«
    »Das hat nicht Zeit bis morgen.«
    Was dann folgte, war enorm laut und erschreckte sie selbst – so emotional kannte sie sich gar nicht. Auf jeden Fall bewog es Trimalchio , auf einen Teil seines Feierabends zu verzichten und zu kommen.

     

     

3. Versteck

     
    Zur selben Zeit zählte Birne die Stunden ihrer Gefangenschaft und fühlte sich mies. Sie waren in einem Kellerraum untergebracht, ohne Fenster, durch die Türritzen und eine Art Schacht fiel bescheidenes Licht. Sie hatten ein Bett mit weißen Laken zugestanden bekommen, darauf lagen sie, gefesselt an den Händen, inzwischen mit Handschellen. Sie konnten nicht weg, sie konnten sich nur an- und im Raum umschauen, das war fad und quälend.
    Als sie ihre Essensration bekommen sollten, hatten sie die Hände frei, der Große ließ sie sogar für einen Moment allein, da klingelte das Handy, das der Große in Birnes Tasche vergessen hatte und verriet sie. Der Entführer kam zurück und als er etwas hörte, musste Birne dafür büßen; er bekam Ohrfeigen wie ein kleiner Schuljunge, die noch immer schmerzten. Das Handy wurde zertreten, ihre einzige Chance zur Kontaktaufnahme war weg. Sie verloren das Bewusstsein, diesen Teil der Geschichte kannten sie schon und fanden sich beim Erwachen mit Handschellen versehen wieder im Loch.
    Beide hatten Angst. Birne wusste, was der Große wollte und auch, dass er es ihm in keiner Hinsicht bieten konnte. Sein Tod war sicher eine beschlossene Sache. Scheiß-Job. Nina wiederum konnte alles geben, was der Verrückte wollte und musste das wohl bald, eine ebenfalls scheußliche Vorstellung.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Birne flüsternd.
    »So weit schon«, antwortete sie leise.
    »Kennst du den?«
    »Er war mal da und hat genervt. Ich konnte ihn nicht einschätzen, hielt ihn für harmlos. Spinner sind sie alle.«
    Birne schwieg.
    »Was ist? Bist du jetzt beleidigt?«
    »Du weißt, warum ich bei euch war.«
    »Freilich, du wolltest reden, das wollte er ebenfalls, hat er jedenfalls gesagt.«
    »Über was wollte er denn reden?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Stell dich nicht so an. Erzähl’s mir, vielleicht liegt irgendwo darin der Schlüssel.«
    »Wo?«
    »In deinen Worten. Und ich find ihn dann und wir spazieren raus.«
    »Geile Idee, komischer Mann.«
    »Also?«
    »Also mir hat er sich als Ben vorgestellt.«
    »Ben?«
    »Ja, Ben, kann das schon ein Schlüssel sein?«
    »Kann. Weiß nicht.«
    »Und verdächtig war er, weil er wissen wollte, wer so alles bei uns ein und aus geht, wen ich da sehe und kenne, was die reden, und von wem ich die Namen weiß.«
    »Hast du was verraten? Da kann ganz schön was hochgehen.«
    »Nicht wie du denkst, höchstens in Familien. Fette Brocken kommen nicht, dazu ist der Circus zu gut besucht, da riskiert man es immer jemanden beim Rein- oder Rausgehen zu treffen.«
    »Ich nicht. Ich bin neu in der Stadt.«
    »Dann sieht dich jemand da drin und trifft dich, sagen wir, vor Gericht wieder. Und das, ich versprech es dir, verwendet er dann gegen dich.«
    »Weiter«, forderte Birne.
    »Ich hätte nichts verraten, aber Ben, nennen wir ihn weiter Ben, wurde auf einmal sehr großzügig.«
    »Ihr werdet doch beobachtet, wenn ihr allein seid mit den Herren.«
    »Ja. Wir trafen uns anderswo, in einem Café.«
    »Du hast dich mit ihm verabredet?«
    »Er wollte wahnsinnig gut dafür bezahlen.«
    »Und dann? Was wollte er wissen?«
    »Er wollte Namen.«
    »Hast du was gesagt?«
    »Nein. Ich hatte Angst, auf einmal.«
    »Und dann? Hat er aufgegeben?«
    »Er wollte Berufe wissen, er wollte die Menschen beschrieben haben, die kommen, wie sie kommen, was sie sagen, was sie wünschen. Ich hielt Ben zunächst für einen Detektiv, dann für einen

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