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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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diese Aussage.«
    Sie stoppte. »Du bist aber nicht von der Polizei?«
    »Doch. Ich helfe dir.«
    Sie ließ ab von ihm. »Oh Scheiße.«
    »Nina bitte.« Worauf bezog sich diese Bitte? »Ich bin Birne und glaube es mir oder nicht: Du bedeutest mir etwas. Liebe auf den ersten Blick, ich schwöre.«
    »Nicht mein Tag, nein. Sei so gut, Birne, wenn du wirklich so heißt, geh jetzt und pack deinen Kumpel mit ein. Dieser Scheiß bringt nur Stress. Hau ab.«
    Birne zögerte, sie warf ihm so böse Blicke zu, dass er nicht anders konnte, als aufzustehen und zur Tür zu schleichen. Der 200-Euro-Schein lag da, er wagte nicht, ihn an sich zu nehmen oder etwas dafür zu verlangen. Dann sprach er noch einmal mit Mut: »Sag mir nur, was der vorher wollte.«
    »Auch nur reden. Verpiss dich jetzt.«
    Er schlug die Tür zu, sein Herz schlug auch, hämmerte. Was war das gewesen? War er ein Idiot oder nicht? Hatte er alles kaputt gemacht oder richtig? Verwirrt suchte er den Rückweg. Treppe rauf und dann links und so weiter. Das hieß, weit kam er nicht, denn er hörte Schritte und Flüstern, möglicherweise von Männern. Das machte ihm Angst. Blitzschnell kapierte er: Spiegel im Zimmer – die beobachteten einen natürlich, filmten einen womöglich, damit den Damen nichts passiert. Birne hatte nichts Verbotenes oder Kompromittierendes getan, womit sie ihn erpressen konnten, aber er hatte seine Profession, Polizei, erwähnt. Das war wirklich ein Fehler gewesen, er hatte sich blenden lassen von dem Mädchen und ärgerte sich nun darüber, gleich würde er die Fresse poliert bekommen und sich – zu Recht – noch mehr darüber ärgern.
    Eine Menge Türen führten weg von diesen Gängen, durch keine konnte er sich retten, ohne zu riskieren, eine um Längen verflixtere Situation zu erzeugen. Er rannte zurück zu Ninas Zimmer, zu dem Zimmer, in dem er sie allein gelassen hatte. Die Schritte, die er gehört hatte, beschleunigten sich ebenfalls: Er floh nicht ohne Grund, er war in Gefahr.
    Die waren nah an ihm dran, sie konnten ihn noch nicht sehen, als er die Tür erreichte, hinter der er sich eine Art Rettung erhoffte. Er riss sie auf, stürmte in den Raum und was er sah, machte ihm klar, dass er jetzt richtig drin saß im Ärger.
    »Mach sofort die Tür zu, du Arschloch«, herrschte ihn der große Mann von der Wertach an. Birne gehorchte, er schloss die Tür von innen, wo sich das Entsetzen ereignete. Der bärtige Klotz stand in der Mitte des Zimmers, er hatte eine gefährlich echt aussehende Pistole in der Hand, er machte Eindruck. Vor ihm, auf dem Bett und gefesselt mit Klebeband, lag Nina. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten Birne an. Anscheinend hatte der Grobian ihr außer der Fesselung keine Gewalt angetan. Birne war für den Bruchteil einer Sekunde erleichtert, dann wurde er mit den Worten »Weg, du Rindvieh« zu Boden gestoßen. Der Große verschloss die Tür mit einem Drehschloss, das normale Menschen von Toilettentüren kennen. Birne traute dieser Verriegelung nicht. Aber immerhin waren sie hier drin bewaffnet. Jemand, zwei bis vier Fäuste, hämmerten gegen die Tür von außen.
    Es wurde geschrien – auch diesmal fielen Birne fremde Akzente auf: »Mach auf, du Idiot, wir kommen eh rein.«
    Wenn die da draußen ihn hier drin vermuteten, dann war Birne in weniger als einer halben Minute innerhalb drei Sätzen Arschloch, Rindvieh und Idiot genannt worden. Arschloch, Rindvieh und Idiot – das war nicht schmeichelhaft fürs Ego, gerade vor der schönen Frau, die auf dem Bett gefesselt lag. Birne musste viel leiden in diesem Moment.
    »Ich habe zwei Geiseln und eine Waffe hier drin«, meldete sich der Große. »Ich könnte sie gegeneinander ausspielen und ihr hättet das größte Problem eures Lebens.«
    Stille. Nur Gemurmel vor der Tür. Birnes Entführer wollte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen, durch Umpf-Laute wies er Birne an, sich auf dem Boden umzudrehen.
    Birne wurden von hinten die Hände gefesselt. Mit Klebeband. Dann wurde er nach oben gerissen, auf seine Beine gestellt, um mitanzusehen, wie der Entführer Nina die Beinfesseln durchschnitt und ebenfalls aufstellte. Da standen sie nun, sollten Zeugen werden, wie der Große einen Schrei ließ und dann dreimal durch die Tür schoss, um allen zu beweisen, dass er eine echte Waffe hatte, die Menschen töten konnte, wenn sie traf. Ein Schmerzensschrei – Birne fiel kein Akzent auf – war zu hören. Getroffen hatte er, der Mann, der sie abfeuerte und

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