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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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sich dadurch Respekt verschafft. Birne und Nina mussten rausgehen und sahen zwei Herren in Anzügen, der eine hatte Blut an der Leiste und Schweiß, kalten wahrscheinlich, an der Oberlippe, er war zusammengesunken und guckte böse, enttäuscht und erschöpft auf die kleine Gruppe, die die Rammelkammer verließ. Sein Kamerad stand ihm bei, stützte ihn ein wenig, schaute dabei böse, aber froh, nicht der Getroffene zu sein. Er hoffte, dass keine Schüsse mehr fallen würden.
    Der Entführer lenkte sie in die andere Richtung. Es gab eine Ecke, um die sie noch biegen mussten, um dann geradewegs auf eine schwere Tür zuzulaufen: Der Weg nach draußen, so einfach wär’s gewesen, dachte Birne jetzt.
    Vor der Tür im Freien wurde der Große auf einmal hektisch und nervös. Es stieß seine beiden Opfer in die Richtung des alten Golf, er fragte Birne ganz nuschelig und gedrängt, sodass Birne die Frage zunächst gar nicht richtig verstand, ob er denn Auto fahren könne.
    Birne bejahte. »Allerdings nicht besonders gut.« Der Große schlug die Scheiben ein, Birne musste sich in die Scherben setzen. Nina wurde auf die Rückbank geschmissen, sie stöhnte ein bisschen aus Protest, wurde aber gleich angeherrscht. Der Große setzte sich auf den Beifahrersitz, schloss den Wagen kurz, entfernte Birnes Fesseln und ließ ihn losfahren, wohl in der Hoffnung, dass die Chefs des Puffs, die ziemlich sicher üble Gangster waren, relaxter reagieren würden, wenn sie sahen, dass nur der Golf fehlte und nicht das tolle Auto. Und das nachdem ein Mann von ihnen in der Leiste getroffen war und ein Mädchen, womöglich ihr hübschestes, weg war und die Polizei endlich einen Vorwand hatte, in den Laden einzudringen.
    Apropos Polizei, apropos eindringen: Trimalchio recherchierte zum fraglichen Zeitpunkt tief in Olgas Körper und meinte irgendwo entfernt so etwas wie Schüsse zu hören. Allein, es war ihm in dem Moment egal, der ganze Einsatz hatte eine neue Wende erhalten. Man könnte auch sagen, er war gekauft worden, während er in Wirklichkeit Geld da gelassen hatte.

Teil II – Weg

     

1. Fluchtwagen
    Der erste Teil der Flucht verlief in einem sehr alten, grünen Golf, den Birne steuerte. Ein eigenartiges Fahren war das ohne Fenster, auf Scherben sitzend, entführt und ohne Chance, irgendjemandem einen Wink geben zu können. Er war halt jetzt eine Geisel, fühlte dennoch relativ wenig Angst, weil, so albern das klingt, Nina dabei war, er für Nina da sein konnte. Die lag hinter ihm und ächzte manchmal auf, sie konnte ja gar nicht erkennen, wohin es ging.
    Sie fuhren aus der Stadt raus, aufs Land, nach Westen, weniger Autos um sie herum, weniger Lichter, nur noch die laue, wunderschöne Sommernacht und die Schatten von Kornfeldern und majestätischen Fichtengehölzen, gelegentlich, immer seltener werdend ein Dorf oder die Lichter eines Dorfs in der Ferne.
    Sie kamen in einen Wald, die Welt verschwand in völliger Finsternis.
    »Rechts abbiegen«, herrschte ihr Entführer Birne an.
    »Wo?«, fragte der zurück.
    »Schon vorbei. Zurück.«
    Birne musste wenden, mitten auf einer sehr schmalen Straße. Kein Auto weit und breit, dessen Fahrer das stören oder verdächtig finden könnte.
    »Langsamer«, gab der Entführer von sich. Er war kein Freund vieler Worte oder immer noch aufgeregt durch die Aktion. Ein Waldweg. »Da rein. Los.«
    Birne preschte da rein. Sie wurden durchgeschüttelt, ob des schlechten Wegs. Wie das wohl Nina empfand auf dem Rücksitz? Sie sah ja nichts. Mehrmals die Gefahr, beinahe stecken zu bleiben, keine Gnade vom Entführer, immer weiter, immerhin nicht zu Fuß, sondern mit dem Auto.
    Waren es Kilometer, waren es mehrere 100 Meter? Schwer einzuschätzen in der Dunkelheit. Jedenfalls tauchte ein Haus auf, ein kleines, eine Hütte mit Anbau. Dorthin mussten sie fahren.
    Bis jetzt ist alles ziemlich gut gegangen, dachte Birne.

     

     

2. Wache
    Es herrschte eine eigenartige Stimmung im Revier. Trimalchio kam spät und sah außergewöhnlich schlecht aus. Irgendetwas wühlte in ihm, irgendetwas mochte er nicht an diesem Tag, der schon wieder so heiß war, weshalb Tanja lange nicht wagte zu fragen, wo Birne steckte. Der war gar nicht aufgetaucht. Sie hatte keine Ahnung, was die beiden am Abend zuvor getrieben hatten. Sie hatten es recht wichtig gehabt und von Einsatz und Tatütata geredet. Tanja dachte, dass sie tierisch irgendwo einen draufmachen wollten, war nach wie vor dieser Meinung und dass dazu möglicherweise

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