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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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etwas Saudummes passiert war.
    Um die Dinge noch seltsamer zu machen, fragte schließlich Trimalchio , als sie sich zufällig an der Kaffeemaschine über den Weg liefen: »Hast du eine Ahnung, wo Birne wieder steckt?«
    »Ich? Woher soll ich wissen, wo Birne steckt?«
    Trimalchio ließ sich einen Cappuccino raus und warf zehn Cent in die Kasse, die neben der Maschine stand. »Na, du hast es doch immer so speziell mit ihm gehabt, so speziell, dass man fast meinen konnte, ihr habt selbst nach Dienstschluss ein gutes Verhältnis.«
    Ein Cappuccino kostete 20 Cent, ein Espresso zehn.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Tanja.
    »Nichts, du sollst nur merken, dass ich nicht blind bin, dass man gar nicht blind sein darf, wenn man Kommissar bei der Polizei werden will«, sagte Trimalchio und schleckte den Schaum vom Tassenrand.
    »Danke für die Info. Ich denke, du warst gestern mit ihm aus. Auf Einsatz?«
    »Gestern ist gestern und heute ist heute.« Er trollte sich und bereute es, sie angesprochen zu haben, denn damit hatte er endgültig ihre Neugier geweckt.
    Die Spesen schrieb er ab, das hatte er verbockt. Rausgefunden hatte er nichts, er war um den Finger gewickelt worden, hinterher ärgerte es einen immer.

     
    Trimalchio und Olga waren wieder in den Saal gekommen, dort war eine angespannte Atmosphäre, auf die Trimalchio sich keinen Reim machen konnte. Offensichtlich wollte man etwas unter den Teppich kehren. Einige Kunden waren kurz davor zu gehen. Sein Instinkt hätte erwachen sollen, er sah nur den Bierdeckel von Birne mit dem X und dem halb leeren Glas darauf und fragte Olga, die sich zwei Minuten später an seinen Tisch setzte und verdächtig nett tat: »Was ist denn los?«
    »Nichts. Ich hoffe, dein Kumpel amüsiert sich gut.«
    »Ich hoffe auch.«
    »Willst du was haben?«
    »Ist ja noch genug da«, sagte er und schenkte sich ein. Sie warteten wortlos wie ein altes Ehepaar.
    »Meinst du, er kommt noch?«, fragte Olga.
    »Wir sind gemeinsam gekommen, da wird er mich nicht sitzen lassen.«
    »Wart mal kurz«, befahl Olga ihm und verschwand für weitere zwei Minuten.
    »Du«, sagte sie, als sie wieder da war. »Dein Kumpel hat dich versetzt, ich hab’s eben von Nina gehört, die ist schon am nächsten und dein Kumpel bereits daheim. Sie musste ihm ein Taxi rufen. Er hat wohl zu viel des Guten bekommen heute Nacht.«
    »Ehrlich?«
    »Wieso sollte ich dich anlügen?«
    »Scheiße«, brüllte Trimalchio . »So ein Arsch.«
    »Na, na«, sagte Olga.
    Sie wollten sich eine Alibi-Geschichte zurechtlegen, ein Alibi, das Birne liefern musste, damit Trimalchios Ehefrau nicht Verdacht schöpfte
    Er trank einen weiteren Schluck, um möglichst Wenigen möglichst wenig zu schenken, beglich auch Birnes Zeche, nicht ohne ihn innerlich zu verfluchen und zu beschließen, von dem Plastikkameraden morgen jeden Cent zurückzufordern. Er ging raus, ihm fielen keine Scherben oder gar das Fehlen eines Autos auf dem Vorplatz auf. Er lief eine Viertelstunde hin und her, wollte gerade ein Taxi rufen, als er die Lichter einer Kaschemme in naher Entfernung wahrnahm. Dorthin ging er, fand drei sehr traurige Männer an einer Bar sitzen und einen vierten hinterm Tresen, der bei Bedarf Bier nachfüllte. Zu diesen Rittern passe ich, fand Trimalchio , setzte sich und ließ sich mit Bier und Schnaps in mehreren Runden noch einmal gehörig einen einschenken. Der Wirt hatte eine Menge Geduld mit ihnen, schließlich schmiss er Trimalchio nicht hinaus, sondern er beugte sich seinem übermächtigen Rausch. Ein Taxi wurde gerufen, einer seiner neuen Freunde aus der Kneipe fuhr ein Stück mit, er zahlte nichts dafür, er vergaß es, während er in einen Strauch kotzte. Trimalchio schlich sich schändlich in sein Haus, als er endlich daheim war. Alles war in die Hose gegangen.

     
    Tanja traute sich nicht, Trimalchio noch einmal nach der gestrigen Nacht zu fragen. Er mied sie nach Kräften, sie wurde immer misstrauischer. Sie hatte Birnes Nummer, sie konnte ihn einfach anrufen und ihn in aller Unschuld nach seinem Befinden fragen. Wieso nicht?
    Wenn es wirklich was Dummes war, das sich ereignet hatte, dann konnte sie viel böses Blut erzeugen mit diesem Anruf. Sie schob ihn vor sich her. Sie sorgte sich noch nicht um Birne.

     
    »Tanja? Tanja? Bist du’s ? Bin ich froh. Tanja, hol uns hier raus. Irgendwie. Wir sind entführt. Schnell, bitte. Scheiße. Au.«
    Das war alles. Tanja geriet in Panik. Das war kein Scherz. Womöglich, umgekehrt, hatte

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