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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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sehen, ob das Mord war, vielleicht war es nur die Kugel eines Jägers, die sich vertan hat. Risiko beim Pilze suchen.«
    »Nein, nein, nein, die Frau sagt, sie hat es gesehen, wie da einer am Weg gestanden hat, anlegte und ihrem Mann mitten ins Herz schoss.«
    »Mitten ins Herz?«
    »Mitten ins Herz.«
    »Schon brutal.«
    »Gibt’s so was oft?«
    »Na ja, wird mehr, aber wir bekommen es weniger mit.«
    »Wie das?«
    »Das wird alles besser organisiert. Mafia und so weiter. Die erledigen einen und dann wird der zum Verschwinden gebracht. Keiner redet, keiner zeigt an, keiner vermisst. Da können wir geradezu froh sein, dass Sie vorbeigekommen sind. Das Erkennen ist der erste Schritt zur Ausrottung des Bösen.«
    »Keine Ursache.«
    »Ebenfalls.«
    Tanja kam zurück. »Überprüft: Alle Angaben scheinen zu stimmen.«
    »Vielen Dank.«
    »Kann ich gehen?«
    »Lassen Sie uns eine Nummer da, unter der wir Sie erreichen können.«
    »Klar, mach ich.«
    Er ging.
    »Komischer Kerl«, kommentierte Trimalchio . »Was ist mit der Frau?«
    »Ich hab mit ihr gesprochen, als du weg warst«, sagte Tanja. »Es könnte passen. Sie spricht von einem Großen mit dickem Bart und einem, der Birne sein könnte nach ihrer Beschreibung. Und die schlechte Nachricht: Wenn jemand geschossen hat, dann war das Birne.«
    »Birne hat geschossen? Er wurde gezwungen.«
    »Klingt nicht so. Er ist ihr hinterhergerannt und hat versucht, sie zu erwischen. Er hat die Autoreifen kaputt geschossen.«
    »Die Frau steht unter Schock, die verwechselt Dinge. Hat man sie ins Krankenhaus gebracht?«
    »Wir mussten Sanitäter kommen lassen, die ihr etwas gespritzt haben. Jetzt ist sie weg.«
    »Weißt du was von den Kollegen, die draußen waren?«
    »Sie sind noch vor Ort, sie haben Verstärkung angefordert, aber ich hab einen von ihnen auf dem Handy erreicht. Sie haben die Leiche mit dem durchschossenen Herzen, den Wagen mit den kaputten Reifen, ein leeres, vor Kurzem erst verlassenes Wochenendhaus und in einem nahe gelegenen Schuppen einen grünen Golf gefunden, allerdings keinen lebenden Menschen.«
    »Hätte mich gewundert.«
    »Sie sind ja noch dort.«
    »Mensch, Tanja, tolle Arbeit, hast alles allein hingekriegt, während ich mir den Magen vollgeschlagen habe.«
    Tanja wurde ein bisschen verlegen, obwohl sie natürlich wusste, dass es wahr war.
    »Da hast du jetzt aber was gut bei mir«, bot Trimalchio sich an.

     

     

13. Neues Versteck
    Birne beruhigte sich, er fand Muße nachzudenken, nur seine Gedanken brachten wieder Unruhe. Er hatte womöglich einen Fehler gemacht beim Hören auf seine innere Stimme. Sie hatte ihn gesehen, er war nicht mehr das unschuldige Entführungsopfer, man durfte auf ihn schießen, weil auch er geschossen hatte. Blöde Sache. Er war zu jung, er wollte noch nicht sterben. Er musste sich jetzt oft in der Nähe von Nina aufhalten, nicht nur aus sexuellen Gründen.
    Ben hatte sie wieder eingesperrt. Sie waren schnell abgehauen. Nina hatte langsam geschaut und auch so reagiert, als sie, wie von Hornissen verfolgt, in die Hütte gejagt kamen und sie mitrissen. Sie fuhren schnell weg mit dem dachsbeschädigten Auto, überfuhren das Tier sogar ein weiteres Mal auf ihrer Flucht. Nina schrie: »Vorsicht!« Keiner beachtete sie. Ben saß am Steuer, Birne musste sich eine Weile fassen. Nina blickte vom Rücksitz aus nervös zwischen den beiden hin und her, keiner wollte mit ihr reden.
    »Was ist passiert? Polizei?« Sie redete, als ob sie alle unter einer Decke steckten. Dabei war doch nur Ben ein Verbrecher. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, wenn es schieflief für ihn.
    »Es gab einen Unfall«, erklärte Birne. »Dabei ist jemand verletzt worden. Wir müssen fliehen.«
    »Wohin?«
    Ben meldete sich von vorn. »Ein Freund von mir ist im Urlaub, sein Haus steht leer, da bringe ich euch hin.«
    »War das der Mann vorhin?«
    »Woher weißt du, dass da jemand war?«
    »Man hat euch gehört. Gab’s Streit?«
    »Das ist ein guter Freund von mir, der unterstützt mich immer, einen besseren Freund findest du nirgends, du sowieso nicht.«
    Das Reden brachte ihn runter. Sie fuhren wie durchschnittliche Menschen auf Straßen fahren. Sie fuhren durch die langweiligsten Orte der Welt. Sie waren nicht herausgeputzt oder schön im touristischen Sinne. Sie zeugten von mühsam aufrechterhaltener Ordentlichkeit innerhalb der weißen Fassaden. Ihre Bewohner waren verzweifelt bemüht, sich gegen jede Gefahr abzusichern, zwischenmenschlich,

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