Alpenlust
ein bisschen zu angetrunken, um gefährlich werden zu können. Unangenehm war ihr nur, zwischen zwei Typen sitzen zu müssen. Das könnte Tränen geben drunten im Herrenklo und sie musste sich anstrengen, um die eine oder andere Geschichte als möglichst bedeutungslos dastehen zu lassen. Es gab Schlimmeres für eine Frau wie sie – zum Beispiel, wirklich zu verlieren.
Trimalchio schüttelte lange ab, es erregte ihn. Er drehte sich um, die Hände waschen, bevor sie das Hamburgerfleisch anfassen werden. Da standen zwei Jungs vor ihm. Richtige Jungs, die konnte man nicht ernst nehmen, kamen wahrscheinlich vom Übungsbiergarten hier rüber zu den echten Menschen, um zu wissen, wie später das richtige Leben aussehen würde.
Die standen nicht einfach da wie zwei in einer engen Toilette da stehen. Die standen ihm regelrecht im Weg, da durfte man sich nichts einbilden. Der eine, er hatte eine krumme Nase, eine viel zu große Hose und einen schwarz-roten, quer gestreiften Pullover an – bei der Hitze –, der griff nach Trimalchio und schubste ihn, ohne dass dieser reagieren konnte. Trimalchio musste sich abstützen und langte dabei mit der rechten Hand in sein eben benutztes Urinal. Das versaute seine Laune nachhaltig.
Der junge Mann konnte noch sagen: »Alter, du berührst meine Freundin nie wieder oder du …«, da schleuderte ihn Trimalchio mit voller Wucht gegen die Tür des Klos. Sein Hinterkopf knallte gegen die Wand, es klang schmerzhaft. Doch noch ehe er den Schmerz bewusst wahrnehmen konnte, hatte ihm Trimalchio mehrere Schläge mit der Faust ins Gesicht verpasst. Er blutete sofort heftig. Konnte die Nase sein. Trimalchio warf den Jungen zu Boden und trat ihm zielsicher einige Male in die Niere, dass er vorerst liegen blieb. Dann wandte er sich dem anderen zu. Der hielt abwehrend eine Hand vor sich. »Ich hab damit nichts zu tun. Ich schwör’s .«
Trimalchio riss ihn an den Haaren, schlug ihn viermal mit dem Kopf gegen die Tür und tauchte diesen dann auf der anderen Seite ins eben benutzte Urinal mit dem Wort: »Sauf.«
Die Buben saßen vor ihm auf dem Boden und schauten ehrfurchtsvoll zu ihm hoch. Gelassen holte Trimalchio seine Pistole hervor und beobachtete, wie die Augen der anderen groß wurden. Dann zog er seinen Polizeiausweis und sagte: »Ihr habt es versucht, ihr seid gescheitert, doch euer Indianermut ehrt euch. Sagt bitte Entschuldigung, dann reden wir nicht darüber und du kannst morgen früh deine Freundin sogar zurückhaben – wenn du sie noch willst. Also …«
Die Jungs blickten erst ihn und anschließend sich gegenseitig nervös an. Trimalchio trat dem betrogenen Freund ins Gesicht. Sein Schuh wurde blutig an der Sohle.
»Also sagt: Entschuldigung.«
»Entschuldigung«, kam es schüchtern.
»Wie bitte?«, fragte Trimalchio . Er ließ sie es dreimal wiederholen, zum Schluss brüllten sie regelrecht.
»Und jetzt: Macht eure Geldbeutel auf und gebt mir jeder, sagen wir, 50 Euro.«
»Habe ich nicht.« – Tritt ins Gesicht.
Sie hatten das Geld, Trimalchio holte sich die Scheine selbst aus den jeweiligen Geldbeuteln. Er fragte sich, auf dem Weg zurück zu seinem Hamburger und zu seiner eroberten Frau, was er gemacht hätte, wäre noch jemand zum Pissen gekommen.
Auf dem Weg zu seinem Platz kniff er dem blonden Kellner in den Po und bestellte ein Bier.
Der Hamburger mit viel Speck wartete bereits auf ihn. Hanna fragte: »Was war los?«
»Ich habe deinen Freund kennengelernt, netter Kerl, ein bisschen blass im Vergleich zu mir. Er lädt uns beide ein.« Er legte den einen Fünfziger auf den Tisch und biss in seinen Hamburger, nicht ohne sich die immer noch urinverseuchte Hand mit viel Ketchup zu beschmutzen. Diese Hand legte er dann auf einen von Hannas Oberschenkel, die in einem schönen kurzen Rock steckten. Sie quietschte kurz auf, dann legte er den zweiten Fünfziger hin. »Das ist für die Reinigung. Und jetzt lass uns irgendwohin gehen, wo du das dreckige Stück loswirst.«
Mit einem heftig gehauchten »Arschloch!« stand Hanna auf und ging. Sie ließ ihre Zigaretten da. Trimalchio hätte sie verachtet, hätte sie etwas anderes getan. Er aß in Ruhe zu Ende und ging dann zur Arbeit und zu Tanja zurück.
11. Supermarkt
Nina stand vor irgendeinem Käseregal dieser Republik, als wäre es die gewöhnlichste Sache der Welt. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, sie war dürftig gekleidet, nuttig traf es am besten. Sie roch nach den Anstrengungen der letzten
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