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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Tage. Das Licht des Käseregals ließ sie blasser erscheinen, als sie war. Sie schwankte. Eine Frau mit Kinderwagen stand neben ihr und das eine ganze Zeit lang, sie starrte nicht auf den Käse, sondern auf das Mädchen, Nina.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Nina reagierte zäh: »Nein«, flüsterte sie, drehte dabei ihren Kopf nicht.
    Die Frau jetzt ganz hastig und leise, verschwörerisch: »Ich weiß, was los ist mit Ihnen, ich weiß, wie ich Ihnen helfen kann. Vertrauen Sie mir.« Sie trat einen Schritt auf Nina zu, einen weg von ihrem Wagen mit dem schlafenden Kind, ohne es aus den Augen zu lassen.
    Birne trat nah an Nina hin, nahm sie fest in den Arm, sodass sie sich fallen lassen konnte. »Steht die schon länger hier?«
    »Ja, wieso?«
    »Verdächtig, nicht?«
    »Ich lese ja auch Zeitung.«
    »Eben. Ich denke, wir sollten sie zur Polizei bringen.« Und zu Nina: »Das ist doch in Ordnung?«
    Nina nickte, als kämpfe sie gegen eine Ohnmacht.
    »Geht es Ihnen gut, soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Nina riss die Augen weit auf, als ob etwas sie entsetzte, dann schüttelte sie den Kopf, kraftlos und dennoch energisch.
    »Gehen wir. Danke.«
    Die Frau mit dem Wagen blieb zurück, unsicher, was zu tun sei oder richtig wäre.
    Birne stieß kurz vor der Kasse zu Ben, zusammen schoben sie sich und Nina an der Warteschlange vorbei ins Freie.
    Die Mutter eilte zur Kasse und flüsterte der Kassenfrau ins Ohr. Die hob den Kopf und suchte mit den Augen die Dreiergruppe auf dem Parkplatz. »Meinen Sie?«
    Die Mutter nickte eifrig.
    »Dann müssen wir telefonieren.« Sie rief jemanden durch ihr Mikrofon aus.
    Eine weitere Spur.

     

     

12. Anzeigenbüro
    »Was heißt hier vernehmungsfähig? Vom medizinischen Standpunkt würde ich nicht raten, sie zu vernehmen«, sagte der junge dunkelblonde Mann hinter seiner Hornbrille; der Lässige, der über den Dingen stand, der Trendige, der allen die Welt erklären konnte, der Hippe, der möglicherweise auf dem Weg war, ein Arzt zu werden, oder war er dabei, sich etwas Brotloses beibringen zu lassen, an irgendeiner Universität, damit er später, wenn er Unternehmen beraten würde oder Softwarelösungen entwickelte, genauso gescheit daherreden konnte.
    »Sie wissen ja ganz schön Bescheid«, stellte Trimalchio fest. »Haben sie die ominöse Leiche denn gesehen?«
    Der Mann verlor die Geduld: »Ich hab’s Ihrer Kollegin schon fünfmal erklärt, dass sie mir lediglich vor die Motorhaube lief, ich im letzten Augenblick bremsen konnte und sie dann hierher bringen musste. Ich konnte sie nicht überreden, sich zuerst behandeln zu lassen.«
    »Wo war das?«
    Er nannte ein Waldstück etwa zehn Kilometer außerhalb der Stadt.
    »Und wohin waren Sie unterwegs?«
    »Ich wollte eine Freundin besuchen. Das heißt, ich befand mich auf dem Heimweg. Wollen Sie nicht mal was unternehmen anstatt mir zum hundertsten Mal dieselben Fragen zu stellen.«
    »Wollen Sie mir meine Arbeit überlassen? Wo wohnt diese Freundin?«
    Er nannte einen Ort nicht weit vom Waldstück.
    »Wie heißt sie?«
    Er nannte einen Namen, der stimmen konnte.
    Zu Tanja: »Überprüfen Sie das.« Zum Zeugen: »Die Telefonnummer.«
    Er nannte eine Nummer.
    Tanja verließ das Zimmer.
    Trimalchio sagte nichts.
    »Ich wundere mich nicht mehr, warum in diesem Staat alles den Bach runtergeht.«
    Trimalchio haute wütend auf seine Tischplatte und schrie den Studenten an: »Jetzt pass mal auf, Knabe mit dem Wunderhorn. Du marschierst hier rein mit einer Frau im Schlepptau, die eindeutig unter Schock steht, die behandelt gehört und erzählst, du hast sie gerade von der Leiche ihres Mannes weggezerrt, der erschossen wurde beim Pilze suchen. Was erwartest du, du Rindvieh? Dass wir dir dankend die Hand schütteln, dich mit einer Flasche Rotwein nach Hause schicken und dich ermahnen, das nächste Mal die Leiche mitzubringen? Arschloch!«
    »’ tschuldigung .«
    »Schon in Ordnung. Wir haben die zuständige Polizeiinspektion informiert. Die schicken jemanden hin. Wir zwei sind nicht die Einzigen, die mit dem Verbrechen in dieser Stadt fertigwerden müssen.«
    »Das beruhigt mich.«
    »Mich auch.«
    »Nein ehrlich. Muss ich vor Gericht aussagen?«
    »Kann man jetzt noch nicht sagen, aber ich würde davon ausgehen.«
    »Wie lang dauert so ein Prozess? Bekomme ich da Zeugengeld?«
    »Schwer zu sagen, kommt auf die Beweislage an – Sie werden sicher irgendwie entschädigt.«
    »Kommt so etwas oft vor?«
    »Was?«
    »Mord.«
    »Das muss man erst

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