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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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vom großen Trubel der Einkaufsstraßen liegt. Er ist beliebt als Biergarten bei den jungen Leuten, die das Saufen gerade lernen und untertags zum Üben herkommen. Manchen war dieser Biergarten deshalb zu jugendlich. Auf demselben Platz befindet sich – allerdings nicht schon immer – ein Restaurant, das Korbsessel nach draußen stellt und sich selbst als amerikanisch bezeichnet. Amerikanisch bedeutet in dem Fall, dass man dort Edel-Hamburger oder Pasta für etwas mehr Geld bekommen kann, als man selbst beim besten Willen dafür ausgeben sollte. Das hielt jedoch das jugendliche Publikum auf der Seite des Platzes, wo man sich mit ihm abgefunden hatte.
    Ein fetter Hamburger war Trimalchio gerade recht, außerdem gefielen ihm die Bedienungen, denen sah er gern beim Bestellungen wegtragen nach, da hatte der Geschäftsführer ein gutes Händchen und ein noch besseres Blickchen bewiesen.
    Die Zeit mit Tanja war ihm unangenehm geworden. Er kam sich ertappt vor. Er hatte erstens im Dienst versagt und zweitens dabei mit der jungen Russin einen Mordsspaß gehabt. Das ging gewaltig auf sein Minuskonto bei Tanja. Ihm war es jetzt eine persönliche und aufrichtige Hoffnung, dass Birne die Sache so glimpflich und schnell wie möglich hinbog. Dann konnte er mit Tanja den Neuanfang starten. Er musste sie irgendwie kriegen und war sich sicher, dass er das konnte, dass die einzigen beiden Männer, die es noch verbocken konnten, er selbst und Birne waren. Birne durfte jetzt nichts falsch machen, das war enorm wichtig. Trimalchio hoffte, dass Birne das bewusst war, vertraute aber auf dessen schon einmal gezeigten Instinkt.
    Die Frau am Nebentisch kannte er von irgendwoher. Das traf sich gut. Die saß mitten auf einem Korbsessel, rauchte sehr leichte Zigaretten, war blond und sah hervorragend aus. Die konnte ihn ein wenig ablenken. Und ihr ging es auch so – das sah man deutlich.
    »Hi!«, eröffnete er das Gespräch.
    Sie, extrem kühl: »Hi.«
    »Ist doch okay, wenn ich mich dazusetze.« Er erwartete keine Antwort, nahm einfach Platz und griff zielsicher zum Speiseklappkarton . »Hunger. Ich könnte umfallen.«
    Sie: Nichts – kein Blick, kein Wort, nur elegante Schönheit hinter einer Sonnenbrille und dem aufsteigenden Rauch ihrer Zigarette. Sie hatte ein weiß gepunktetes braunes Tuch um den Hals. Das machte ihn enorm an.
    Er ging in die Offensive: »Es ist dir doch nicht unangenehm, dass ich mich zu dir gesetzt hab? Bekommst du Ärger mit deinem Freund?«
    Sie schaute hoch, ihm wahrscheinlich in die Augen, die Sonnenbrillengläser guckten jedenfalls in diese Richtung.
    »Bleib ruhig. Ich schrei, wenn irgendwas nicht passt.«
    Das konnte man als Scherz auffassen, deswegen lachte Trimalchio verhalten. »Alles in Ordnung seit dem letzten Mal?«
    »So halb und halb.«
    »Das musst du mir genauer erzählen.« Er zog seine Zigaretten aus der Tasche, es waren heute so stinkende braune Zigarillos, die man in Supermärkten an der Kasse beinahe geschenkt bekam – während alle anderen Tabakwaren unermesslich teuer wurden, sodass einem der Spaß am schönsten Rauch vergehen konnte.
    Die Bedienung näherte sich, dieses Mal zum Bedauern oder auch zum Glück, denn es war ein braungebrannter Blonder. Außerdem näherte sich ein junger Mann, der sich wieder umwandte, als er seine Freundin in Gesellschaft sah.
    Trimalchio bestellte unbekümmert ein Bier beim Blonden, die Frau an seiner Seite, deren Namen ihm hoffentlich bald wieder einfiel, hatte das Auftreten und Verschwinden ihres Freundes bemerkt und steckte sich nervös eine weitere Zigarette an: Sie roch den aufziehenden Ärger.
    »Ich überlege die ganze Zeit, aber ich komme nicht mehr drauf: Sag mir doch deinen Namen.«
    »Hanna.« Abweisend, halb beiläufig.
    »Ich seh dich, glaub ich, zum ersten Mal bei Tageslicht. Du bist unbeschreiblich attraktiv. Dein Freund sollte besser aufpassen.«
    »Das tut er.«
    Das Bier kam. Trimalchio trank es fast in einem Zug aus. »Das hat gutgetan.« Zum Blonden, der sichtlich beeindruckt war: »House Burger bitte, viel Speck.« Zu Hanna: »Ich liebe es mit viel Speck.« Viel-sagen-sollender Blick.
    Hannas Kälte erfrischte Trimalchio nicht etwa, sondern frustrierte ihn ein bisschen. Deswegen musste er erst mal klar werden, neue Strategien prüfen, überhaupt Ziele stecken: »Ich geh mal schnell wohin.«
    Er war bereits weg, bevor sie ihm »Pass auf« sagen konnte. Unangenehm war er ihr gar nicht, eigentlich ein sympathischer Kerl, damals im Tanzlokal

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