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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Dank, du, wenn ich wieder laufen kann, dann gehen wir sauber in ein Café und ich lade dich ein.«
    Sie grinste, weil sie sich aufrichtig freute. »Machen wir.« Und sie ging zur Tür.
    Birne rief ihr nach: »Du darfst mich gern noch mal besuchen, solange es mir hier drin langweilig ist.«
    »Mal sehen«, sagte sie, während sie sich umdrehte. Es knistert, dachte Birne. Vorsicht, eine Bettsituation ist immer eine Ausnahmesituation. Verstand behalten.

     
    »Der Schatten ist die dunkle Seite der Persönlichkeit, die wegen Menschenangst unterdrückten und ins Unbewusste abgeschobenen düsteren Seiten seiner Seele. Solange das Ich sich nicht mit dem Schatten auseinandergesetzt hat, wird dieser häufig auf Personen oder Objekte außerhalb des Ichs projiziert.«
    Birne war eingenickt – nur kurz – und träumte wirres Zeug. Er hatte eine erbärmliche Angst vor jemandem einzuschlafen, nicht nur, weil er sich vorstellte, dass er unheimlich bescheuert aussah beim Schlafen, sondern weil er sich sicher war, dass er dabei redete, dass er Dinge preisgab, die ihm selbst nur am Rande bewusst waren, den anderen aber, die ihm zuhörten, wertvolle Informationen über Birnes geheime Begierden verrieten, was jene – es musste nur einer von drei Millionen sein – sofort benutzen konnten, Birne reinzulegen, ihn nach allen Regeln zu manipulieren.
    In dem Fall dieses kurzen Einnickens war es aber nicht er, der geredet hatte, sondern sein Nachbar, der Graue, der ihm ebenfalls Angst machte. Er hatte von Schatten in seiner Seele oder seiner Lunge gefaselt. Birne hatte in Sekundenbruchteilen zu entscheiden, ob er gemeint war oder ob der andere delirierte , ihm vielleicht in seinem Halbschlaf gerade Dinge verriet, die nun umgekehrt Birne irgendwann nützlich sein konnten.
    Birne entschied sich für: »Wie bitte?«
    Der Graue erschrak über Birnes Worte, er zuckte, so wenig es ihm seine schwachen Glieder erlaubten, und drehte langsam, Birne fand, theatralisch langsam, seinen Kopf nach rechts, wo Birne in unendlicher Peinlichkeit saß.
    »Lesen Sie keine Bücher?«
    Birne war beleidigt. Birne las Bücher, dass es krachte; wenn der Graue nur eine Ahnung hätte, wie viele Bücher Birne las und nicht nur blöde Unterhaltungsromane oder Trivialsachbücher. Birne hatte eine bestaunenswerte Fähigkeit, sich für Dinge zu interessieren, nutzlos scheinendes Wissen kubikmeterweise in sich zu saugen und zu verstauen in den Weiten seiner Axone und Synapsen und bei passender Gelegenheit, zum Beispiel um fremde Frauen zu beeindrucken, hervorzuzaubern.
    »Ich lese Bücher, aber hallo«, antwortete Birne und war erstaunt darüber, wie harsch er mit Todkranken reden konnte.
    »Aber nur Schwachsinn, die wirklich guten Bücher liest keiner – ich halt, aber davon werden die wirklich guten Bücher bald nichts mehr haben«, sagte Birnes Nachbar und lachhustete dreckig.
    Sie hatten sich nicht gesagt, was sie hierher geführt hatte, aber dieser Mann konnte nicht leugnen, dass es für ihn an der Zeit war, das Seinige hier unten zu regeln; er spaßte noch darüber oder schon wieder.
    »Schwierig zu entscheiden, welches die richtigen Bücher waren, wird sich wohl erst am Ende zeigen«, trug Birne einen agonalen Gedanken bei.
    »Keine Ahnung, die Menschen.«
    »Wer – Ihrer Meinung nach – hat denn dann eine Ahnung, wenn schon Menschen keine haben?«, hakte Birne nach.
    »Hab ich Sie beim Einschlafen gestört? Tut mir leid, ich bemühe mich, leiser zu sein in Zukunft.« Er seufzte.
    »Ich wollte eh gerade aufwachen, kein Problem.«
    »Wissen Sie, dass Sie ziemlich viel im Schlaf reden?«
    Birne schluckte. »Wovon haben Sie gerade gesprochen?«
    »Ich habe Sie reden hören, da hab ich mir gedacht, ich könnte mit Ihnen reden, aber sie haben geschlafen«, erklärte Birnes Nachbar.
    »Tue ich nicht mehr. Wir können reden.«
    »Sie sehen ausgesprochen schlecht aus. Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber mir macht es nichts mehr aus, ich muss keine Komplimente mehr machen, ich verspreche mir nichts mehr davon, ich sag jetzt nur noch die Wahrheit – was nicht heißt, ich hätte mein ganzes Leben ausschließlich gelogen. Weshalb sind Sie hier?«
    »Sie suchen noch«, gab Birne zu.
    »Haben sie bei mir auch, lange, und als sie gefunden haben, haben sie gesagt, schade, dass wir jetzt erst was gefunden haben. Könnt das Game-over gewesen sein – für Sie –, uns passiert das täglich und wir machen weiter, weil wir weitermachen müssen.«
    Birne bekam Angst, er

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