Alphacode Höhenflug
wissen Sie es?« fragte er verblüfft.
» Was soll ich wissen?« erkundigte sich Ho-Feng mit leichter Ironie in der Stimme.
»Die Mutanten!« stieß Dr. Katnang hervor. »Sie sind vor einigen Minuten erwacht, dreizehn Stunden vor dem geplanten Zeitpunkt.«
Es wirkte auf Yuuhl bedrückend, den sonst so gelassenen Chefmediziner derart hilflos und erregt zu sehen.
»Ich dachte mir, daß irgend etwas geschehen würde, deshalb setze ich mich mit Ihnen in Verbindung«, äußerte Ho-Feng ruhig. »Vor wenigen Augenblicken habe ich die Nachricht erhalten, daß unsere Überwachung eine heftige Aufrißflut angemessen hat. Sie kennen die Theorien, die von einigen fähigen Wissenschaftlern aufgestellt wurden. Danach hat eine Aufrißflut eine unmittelbare Wirkung auf die PSI-Konstante.«
Dr. Katnang hob den Kopf und blickte zu dem PSI-Kokon hinüber.
»Das könnte der Grund für das Erwachen sein. Weiß man schon, wodurch die Aufrißflut ausgelöst wurde?«
»Man vermutet es! Wahrscheinlich durch einen Transmittereffekt. Sie wissen ja, daß unsere Freunde von der GWA in dieser Hinsicht aktiv werden können.«
Die Art, wie er das Wort »Freunde« betonte, ließ keinen Zweifel daran, wie er tatsächlich zur GWA stand.
»Sie dürfen die Schüler jetzt nicht aus den Augen lassen«, bat Ho-Feng beinahe beschwörend. »Sie sind unser wichtigstes Projekt. Es wäre nicht auszudenken, wenn es mit einem Fehlschlag enden würde.«
»Wir werden alles tun«, versicherte Dr. Katnang entschlossen.
Yuuhl empfand unbewußt Mitleid mit diesem großen und schwergewichtigen Mann. In allem, was Dr. Katnang sagte oder tat, hatte er bisher ruhig und selbstsicher gewirkt, aber in dieser Situation zeigte sich, daß er mit dem Eindruck eine stark ausgeprägte Sensibilität verborgen gehalten hatte.
Man brauchte Dr. Katnang nur ins Gesicht zu sehen, um zu erkennen, wie es jetzt um ihn stand: Er hatte Angst!
»Ich erwarte Ihre Berichte in stündlichen Abständen«, beende te der Geheimdienstchef das Gespräch. »Bei ungewöhnlichen Ereignissen wünsche ich sofort unterrichtet zu werden.«
Katnang schritt zum Kokon zurück.
»Injektionspistolen!« ordnete er an. »Kartolamin! Wir müssen sie auf alle Fälle zur Ruhe bringen.«
Er ergriff eine der Injektionspistolen, die ihm von einem Assi stenten gereicht wurde und ging auf den linken unteren Köcher zu.
Die sieben Schüler zuckten und zitterten noch immer. Es war klar erkennbar, daß sie nicht mehr schliefen, aber ihr Wachsein hatte etwas Dämonisches – etwas, das Yuuhl Angst einflößte.
Katnang hob die Injektionspistole und preßte sie an den Oberarm des Mannes im Köcher.
In diesem Augenblick geschah etwas Ungeheures.
Die Pistole zersprang in Katnangs Händen, und die Flüssigkeit lief aus dem zerstörten Magazin. Der Mediziner wich hastig eini ge Schritte zurück. Sein Gesicht war aschfahl geworden.
›Ich träume!‹ dachte Yuuhl.
Er kam jedoch nicht zur Besinnung; denn als hätte ein unsichtbarer Regisseur für den Ablauf der Ereignisse einen neuen schrecklichen Höhepunkt erdacht, begann in dem Augenblick der Schüler im mittleren oberen Köcher zu schreien.
Es war ein langanhaltender schriller Ton, vergleichbar mit dem nicht enden wollenden Schrei eines gequälten Raubvogels. Orgon Yuuhl hätte nie geglaubt, daß eine menschliche Stimme so entstellt werden könnte.
Yuuhl war davon überzeugt, daß dieses Geschrei überall im Camp zu hören war. Sicher hallte es bis nach Taschi Gomba hinüber und schreckte die Bewohner der vier Kilometer entfernten Stadt auf.
»Bringt ihn zur Ruhe!« rief Dr. Sakwasi. »Bringt ihn doch endlich zur Ruhe!«
Der Schüler in
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