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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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Vorschein, als Pavel würgte und mit jedem Würgen sein Dackelgesicht mehr und mehr zu dem eines Wolfes wurde. Stück für Stück wuchs ihm eine Schnauze. Fell sprießte auf seinem Rücken. Seine Ohren wurden länger, sein Brustkorb massiger und er jaulte wie ein Köter, dem man auf die Pfoten getreten hatte.
    Aufgewühlt sah sie zu Jerkins, aber er beachtete sie nicht. Sie zog rasch ihre Krallen ein und versteckte ihre Hände unter dem Parka, der auf ihrem Schoß lag.
    Konnte Pavel wirklich ein Werwolf sein? Sie war verunsichert. Normalerweise vollzog sich die Wandlung viel schneller. Quälte er sich so, weil er noch nicht lange ein Werwolf war? Er hatte nicht den Eindruck erweckt, als würde diese Demonstration ihm etwas ausmachen. Vielmehr schien er den kurzen Moment, den er als Mensch auf der Bühne gestanden hatte, ausgekostet zu haben.
    Es musste sich um einen Trick handeln. Weshalb sollte er sich sonst hinter einer Papierwand verwandeln? Außerdem konnte sich Nanouk nicht vorstellen, dass sich auch nur ein einziger Lykanthrop freiwillig zur Schau stellte. Das war zu riskant. Und erniedrigend. Werwölfe waren stolze Geschöpfe.
    Erneut fiel Pavel hin, doch diesmal fing er sich mit den Händen auf, so dass er sich auf allen vieren wiederfand. Ein Ruck ging durch seinen Körper, sein Rücken wölbte sich und sein Fell wurde dichter. Verborgen zwischen seinen Hinterläufen wuchs ein Schwanz. Als er plötzlich ausschlug, als wollte er Fliegen verscheuchen, erschraken die Zuschauer fast zu Tode. Ein Mann, der schräg vor Nanouk saß, presste seine Hände auf sein Herz. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um ihn, denn es schlug viel zu schnell.
    Pavels Zunge hing aus seinem Maul. Er sabberte, während er stöhnte. Speicheltropfen besprenkelten die Papierwand. Ob die Zuschauer, deren Gehör nicht so sensibel war, das unterschwellige Knurren ebenfalls vernahmen?
    Nanouks Blick glitt erneut zu den Musikboxen. Die Streicher spielten inzwischen so hektisch, als würde es sie vor Angst kaum noch auf ihren Sitzen halten, und der Männerchor schmetterte die Choräle beinahe aggressiv, stampfend, warnend.
    Eine gute Inszenierung, gab Nanouk zu, und atmete tief durch. Sie verbot sich, den Illusionisten auf den Leim zu gehen!
    Wäre Pavel wirklich ein Werwolf, hätte sie nun, da nur wenige Stuhlreihen sie trennten, seinen Geruch trotz Duftkerzen und Schweißgeruch wahrnehmen müssen. Außerdem hätte er sie ebenso bemerkt. Nichts dergleichen war geschehen.
    Kaum war er vollkommen verwandelt, warf er auch noch den Kopf hin und her, als wäre er tollwütig. Das ging nun wirklich zu weit. Nanouk ärgerte sich darüber, dass Wölfe in der Mitternachtsshow mal wieder als Monster dargestellt wurden.
    Aber dann kam Radim auf die Bühne und beruhigte das Publikum mit beschwichtigenden Gesten und Worten. «Ich sagte Ihnen doch, dass ich den Wolf gezähmt habe. Er ist nicht mehr als ein folgsamer Hund.»
    Er pfiff und ein Tundrawolf kam hinter dem Paravent zum Vorschein. Artig setzte er sich neben dem Magier hin. Seine Augen standen nahe beieinander, was ihm ein linkisches Aussehen verlieh. Sein Fell war struppig und glanzlos und hatte die seltsamste Farbe, die Nanouk jemals gesehen hatte. Sie war weder weiß, noch beige, eher von einem schmutzigen gelb, wie die Tapete in einer Raucherwohnung. Er wirkte tatsächlich wie ein Haustier. Normalerweise war diese Unterart recht groß, aber dieses Exemplar wirkte ausgemergelt.
    «Wir woll’n den Burschen sehen», rief Matt Jerkins dem Illusionisten provozierend zu.
    Radim lächelte verschmitzt und streichelte den Wolf. «Aber hier ist er doch.»
    Er gab den Zuschauern Zeit, das, was sie beobachtet hatten, zu verdauen. Nach einer Weile fing der erste an zu klatschen. Immer mehr Besucher stimmten ein, bis schließlich der ganze Saal frenetisch applaudierte. Radim badete minutenlang im Beifall, der ebenso sein Lohn war wie die Eintrittsgelder.
    «Ich bin nicht überzeugt», flüsterte Lupus.
    Nanouk neigte sich in dem Moment zu ihm, in dem Jerkins seinen Block und seinen Stift aufhob. «Was sollen wir Claw berichten? Wir haben nichts.»
    «Wir werden ihm erzählen, was wir gesehen haben.» Resignierend zuckte er mit den Achseln. «Der Alpha wird bestimmen, was zu tun ist.»
    Wütend knabberte Nanouk auf ihrer Unterlippe herum. Ihr Blick folgte dem Tundrawolf, der von der Bühne sprang und hinter den Kulissen verschwand. Diese Unterart kam normalerweise in Nordeuropa und Asien vor. Am häufigsten war
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