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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sie in Sibirien, Russland, zu finden. Vielleicht hatten die Illusionisten ihn importiert. Oder er war in Gestalt eines jungen Mannes eingereist.
    Sie hasste es, nichts tun zu können. Ihre Wölfin war unruhig, sie wollte Pavel aufspüren, beschnuppern oder zur Rede stellen. Aber damit würde sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, etwas, das ihr verboten und unklug war. Warum war der Alpha nicht hier? Er würde die Dinge regeln und zwar sofort. Sie hingegen musste sich Lupus unterordnen, der in der Rangordnung über ihr stand, und er hielt sie zurück. Immer nur warten, ausharren, lauern – das machte Nanouk verrückt. Man eroberte kein Königreich, indem man auf die Kapitulation wartete, sondern indem man angriff.
    Der Applaus verebbte langsam. Radim brachte das Publikum zum Schweigen, denn das allgemeine Gemurmel war laut. Neben Nanouk machte Jerkins eifrig Notizen und zeichnete sogar das Bühnenbild inklusive Papierwand ab.
    Sie reckte den Kopf. «Der Wolf sitzt im Bühneneingang.»
    «Tut er das?», fragte Lupus und kniff die Augen zusammen.
    Irritiert schaute sie ihn an. Konnte er den Tundrawolf denn nicht sehen? Für menschliche Augen war Pavel, falls er es denn war, im Schatten verborgen, aber ein Werwolf konnte ihn dennoch ausmachen. Ließen seine übernatürlichen Fähigkeiten Lupus im Stich? Sie machte sich immer größere Sorgen um ihn. Er war der einzige im Saal, der trotz der Hitze seine Jacke trug, und es machte nicht einmal den Anschein, als würde er schwitzen. Das alles waren Anzeichen, die ihr nicht gefielen.
    «Ich könnte hingehen und ihn streicheln», schlug sie leise vor.
    «Auf keinen Fall.» Lupus griff ihren Oberarm, um sie daran zu hindern aufzustehen. «Er darf zum jetzigen Zeitpunkt deine wahre Natur nicht erkennen, denn irgendetwas stimmt mit den Illusionisten nicht.»
    Außerdem könnte er ein Mörder sein, dachte Nanouk und erinnerte sich an den Zeitungsartikel, den Jerkins erwähnt hatte. Aber sie besaß ebenfalls messerscharfe Krallen und ein Wolfsgebiss, das Knochen brechen konnte. Sie hatte keine Angst, vielmehr brannten Neugier und Tatendrang in ihr, dass es ihr fast unmöglich war, noch länger sitzen zu bleiben und zu – warten. Wie sie dieses Wort hasste!
    Als Einleitung zum zweiten und letzten Höhepunkt der Mitternachtsshow hypnotisierte Radim Freiwillige aus dem Publikum. Er brachte sie dazu, sich wie Vollidioten aufzuführen, damit die angespannte Stimmung gelockert wurde, wie er meinte, denn auch der Abschluss der Veranstaltung hätte es in sich.
    Der Illusionist ließ eine Frau gackern wie ein Huhn und einen Mann die Zahl drei vergessen, so dass er nicht einmal sagen konnte, wie viel eins plus zwei ist oder dass alle guten Dinge drei sind.
    Zuerst dachte Nanouk, diese Personen würden zu den Theaterleuten gehören und alles wäre nur ein Bluff. Doch dann meldete sich Jerkins und wurde prompt auf die Bühne geholt. Er fiel vor Radim auf die Knie und leckte seine Schuhe ab. Als er dann auch noch kläffte wie ein Köter, Männchen machte und mit dem Hintern wackelte, als besäße er einen Hundeschwanz, war klar, dass es sich nicht um Täuschung handelte. Doch es war auch keine Magie, sondern ganz normale Showhypnose.
    Wahrscheinlich waren die Illusionisten nur schrullige Künstler, die in ihrer eigenen Welt lebten, die geprägt von Requisiten, ewigem Lächeln und Täuschungen waren, und deshalb für Außenstehende seltsam erschienen.
    Matt Jerkins kehrte auf seinen Platz zurück. Sein Gesicht war hochrot. Er tat so, als würde er sich Notizen machen, aber er malte nur Kästchen auf seinen Block. Nanouk war sich nicht sicher, ob er sich daran erinnerte, was er im Trancezustand angestellt hatte, aber so oder so wusste er, dass er sich lächerlich gemacht hatte. Gehörte das zu seiner Recherchearbeit? Was hatte er sich vorgestellt, dort oben zu erfahren?
    Plötzlich kam ihr eine Idee. Das war ihre Chance, unauffällig näher an den Tundrawolf heranzukommen. Es reichte ihr schon den Geruch, den er auf der Bühne hinterlassen hatte, zu erschnüffeln, um das Rätsel um die Gestaltwandlung zu lösen.
    Bevor Lupus sie davon abhalten konnte, sprang Nanouk von ihrem Sitz auf und meldete sich als nächste Kandidatin. Sie schob ihre Hose ein Stück nach unten, ihr Shirt ein bisschen höher und räkelte sich förmlich, denn mit Speck fing man Mäuse.
    Tatsächlich biss Radim an. Er winkte sie zu sich. Während sie dezent hüftschwingend zur Bühne schlenderte, musterte er sie von oben

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