Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
fester.
    «In der Finsternis sind sie uns überlegen.» Als Walt das Licht anknipste, schauten einige Wölfe alarmiert auf. Sie reckten die Köpfe und spitzten ihre Ohren. Da sie sich nicht sofort auf die Eindringlinge stürzten, schöpfte Tala Hoffnung. Aber dafür beunruhigte sie etwas anderes. Aus dem Labor waren Laute zu hören, die sie noch nie bei Wölfen vernommen hatte. Das Grollen klang anders – dunkler, gefährlicher.
    «Ich hole etwas, womit wir ordentlich Krach machen können. Dann treiben wir sie nach draußen.» Schon tauchte Walter in die Dunkelheit eines Raumes ein.
    Tala machte ihre Taschenlampe aus und steckte sie in die Beintasche ihrer Cargohose. Da waren wieder diese Laute. Das Geheul und Geknurre der Wölfe überlagerte die Geräusche, die klangen, als hätte man einen Wolf mit einer Raubkatze gekreuzt. Tala konnte sie keinem Tier zuordnen, aber sie jagten ihr Schauer über den Leib. Dann und wann jaulte einer der Wölfe auf, als wäre er gebissen worden. Winseln war zu hören, Laborequipment ging zu Bruch. Das Rudel legte alles in Schutt und Asche, um seine Beute zu erlegen.
    Plötzlich kam einer der Wölfe in den Gang. Einige Sekunden lang blickte er Tala an. Es war ein grauer MacKenzie-Wolf, ein schönes Exemplar mit grau-braunem Fell, das jedoch nicht mehr so dicht und glänzend war wie bei einem jungen Wolf.
    Tala war auf der Hut. Sie fasste ihre Waffe mit beiden Händen, zielte jedoch auf den Boden knapp vor dem Wolf, denn er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er sie anspringen wollte.
    Gelassen lief er zum Lichtschalter und schaltete das Korridorlicht mit seiner Schnauze aus.
    Tala traute ihren Augen nicht! Hatte man ihn dressiert? Wölfe waren durchaus intelligente Tiere, aber nicht vergleichbar mit Menschen. Sie kannten sich in ihrem Revier besser als jedes andere Wesen aus, besaßen Hierarchien und folgten den Regeln des Rudels. Aber sie konnten nicht das Licht ausknipsen.
    Auf einmal kam er auf sie zu.
    Tala geriet in Panik. Er versuchte sie zurückzudrängen und bleckte drohend seine Lefzen, aber sprang sie nicht an. Sie schoss in die Luft. Der Grauwolf drehte sich sofort um und rannte zum Rudel zurück.
    Walter kam aus dem Raum neben ihr gelaufen. Er hielt einen Mülleimer in der Hand. «Was ist passiert?»
    Durch den Schuss wurden alle Wölfe aufgeschreckt. Tumult brach aus. Tala befürchtete, dass sich die Tiere jeden Moment auf sie stürzen würden. Sie machten sich schon bereit dazu. Einige wandten sich zu ihr um und knurrten. Die Gebisse sahen furchteinflößend aus. Jedes besaß zweiundvierzig Zähne, darunter spitze, gebogene Fangzähne und messerscharfe Reißzähne. Kam es ihr nur so vor oder waren die Zähne dieser Exemplare viel größer?
    Irgendetwas stimmte nicht mit diesen Tieren, etwas stimmte ganz und gar nicht.
    Ungewollt tauchten Fakten in Talas Erinnerung auf. Wölfe zerkauten ihre Nahrung nicht, sondern zerteilten ihre Beute mit ihren Reißzähnen in kleine Happen und verschlangen diese dann gierig.
    Ihr wurde klar, dass Walter sich diesmal gewaltig verschätzt hatte. Er hatte mit weniger Tieren und weniger Angriffslust gerechnet, aber die Luft im Labortrakt flirrte nur so vor ungezügelter Aggression.
    Ich muss handeln, dachte sie, presste den Rücken an die Wand, um den Fluchtweg für die Tiere frei zu halten, und schoss in das Labor. Trotz der Gefahr, in der sie schwebte, wollte sie die Tiere nicht erschießen, sondern nur aufscheuchen. Wölfe handelten nur ihrer Natur nach, sie waren nicht böse. Deshalb hielt sie ihre Waffe hoch über ihre Köpfe. Ein Querschläger jedoch traf eins der Fenster, es barst in tausend Stücke.
    Etwas regte sich hinter einem Labortisch. Es drückte einige Wölfe nach oben, sie sprangen herunter und griffen sofort wieder an.
    «Was zur Hölle ist das?», schrie Tala gegen die Laute an, die das Rudel ausstieß. Was auch immer die Wölfe jagten, es musste groß sein. Aber ein Elch, ein Karibu oder eine andere Hirschart, die am Boden lag, hätte längst verloren, und Bären hielten Winterschlaf.
    Als Walt begann, mit der flachen Hand auf den Mülleimer zu schlagen, um die Wölfe aus dem Raum zu treiben, erschrak Tala fast zu Tode. Er ging in das Labor, langsam, um die Wölfe zwar aufzuschrecken, jedoch nicht selbst als Gefahr wahrgenommen zu werden.
    «Das ist doch Wahnsinn!», schrie Tala.
    Das war es tatsächlich, denn kaum hatte Walter einen Fuß in den Raum gesetzt, stürzten sich einige Wölfe auf ihn. Sie brachten ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher