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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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entgegen. Er schaute auf einen Zettel, den er in der Hand hielt.
    Ich stieß die nächstbeste Tür auf und ging hinein. Ich befand mich in einer Küche. Zwei Männer arbeiteten langsam und verschlafen an einem großen Herd. Ein unscheinbares Mädchen stand an einem Arbeitstisch, gähnte und halbierte Grapefruit. Es gab jede Menge rostfreien Stahl und dampfende Geschirrspüler. Alle schauten mich fragend an.
    »Habt ihr Don gesehen?«, fragte ich.
    »Der hat doch hier nichts verloren, verdammt noch mal! Schau doch im Speisesaal nach.«
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich eine lang gestreckte Durchreiche. Ich konnte in eine große Kantine schauen. Ich entdeckte die Schwingtüren, die zum Speisesaal führen mussten, und ging darauf zu.
    »Welcher Don?«, fragte das Mädchen.
    »Ach, egal.«
    Der Speisesaal war leer. Hinter einer langen Theke mit niederen Hockern befand sich die Cafeteria, die an die Durchreiche angrenzte. Ein vollbusiges rothaariges Mädchen in einer blauen Nylonuniform stand an der Arbeitsfläche hinter der Theke und legte kleine Päckchen mit Cornflakes in weiße Schälchen.
    Sie schaute zu mir hoch und meinte: »Wenn du Kaffee möchtest, das dauert noch drei Minuten. Ich habe den alten weggeschüttet, der hat geschmeckt wie Batteriesäure, Mann.« Sie deutete auf eine riesige, glänzende Kaffeekanne, die auf der Theke stand.
    Ich wollte weitergehen, da fragte sie mich: »Bist du neu?«
    »Nagelneu.«
    »Hast nicht lange gebraucht, um dich an die Kaffeepausen zu gewöhnen. Aber wie mein Mann immer sagt, so ist es halt bei der Marine.«
    Einen Ausgang finden und hinausspazieren, dachte ich. Und was dann? Sind da Mauern, Tore, Wärter? Liegt das Krankenhaus weit draußen auf dem Land? Kann man hier an ein Auto kommen?
    »Setz dich doch hin, solange du wartest, Mann.«
    Ich brauchte eine Ablenkung. Alle mussten in die andere Richtung schauen. Ich setzte mich auf einen Hocker. Die Ampullen in meiner Tasche stießen klirrend gegeneinander. Ich starrte auf das lang gezogene Zerrbild meines Gesichtes auf der glänzenden Kaffeekanne. Warum eigentlich nicht?
    »Was dagegen, wenn ich mal oben in das Ding da reinschaue?«
    »Wozu? Man schaut sich diese Röhren an, und wenn die dunkel genug sind, sieht man, dass er fertig ist.«
    »Ich wollte nur sehen, wie die heutzutage gebaut sind«, sagte ich. Ich kletterte auf die Theke und hob den Deckel.
    »He!«, rief sie.
    »Das ist sehr interessant.«
    »Kletter doch rein und schwimm drin rum. Bist du bekloppt oder was?«
    Sie wandte sich wieder ihren Cornflakes zu. Ich drückte mit dem Daumen die Gummikappen der Glasfläschchen mit den D-Präparaten auf und schüttete sie hinein. Vielleicht waren sie ja harmlos. Und wenn es Cholerabakterien waren? Möglicherweise veränderten sie sich bei Hitze. Zu spät, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Dutzende an Kaffeevergiftung gestorben. Ich wischte die Theke mit einer Papierserviette ab und setzte mich wieder auf den Hocker. Sie schaute zu mir herüber, und ihr Gesicht begann, sich aufzulösen und glitt fließend dahin wie schmelzende Schokolade. Ich vernahm einen seltsamen, lang anhaltenden Akkord in Moll. Die Wände des großen Raumes neigten sich mir entgegen, und die reale Welt um mich färbte sich pink.
    »Geht’s dir nicht gut?«, fragte sie, während ihr Mund den Hals hinunter in ihren Ausschnitt rutschte.
    »Nur die Nachwirkungen von ein paar Halluzinationen.«
    »Was? Ach so.«
    »Ich komm gleich noch mal auf deinen köstlichen Kaffee zurück, mein Engel.«
    »Mach das.«
    »Schmilz nicht zusammen, während ich weg bin.«
    »Schmelzen? So heiß ist es hier drin doch nicht, Mann.«
    Die Tür wich immer weiter von mir weg, als ich auf sie zuging. Ich brauchte drei oder vier Stunden, bis ich sie erreicht hatte. Ich ging in den Korridor hinaus, fand einen Vorratsraum und rollte mich auf dem Zementboden hinter riesigen Kartons mit Toilettenpapier zusammen, drückte mir die Fäuste in die Augen und versuchte, die gesamte Welt davon abzuhalten, in das ewige Nichts aus Pink zu zerschmelzen. Sieben oder acht Monate später wurde die Welt wieder scharf und fest. Der Akkord war verklungen, und ich konnte klappernde Geräusche hören, Rufe, eine schellende Glocke. Ich stand auf und trat hinaus in ein unübersehbares Chaos. Irgendwo zerbrach Glas. Zwei Männer hielten einen Dritten fest, der schrie, zuckte und sie von sich abschütteln wollte. Ich schlich hinter ihnen vorbei. Eine Frau stand mit dem

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