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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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von meinen Alpträumen zu heilen, indem er mir das wahrhaftige Erbe meiner Ahnen zeigte. Er gedachte mich von meinen Ängsten zu erlösen, indem er mir die handgreiflichen Spuren der Vergangenheit meiner Familie zu etwas Vertrautem machte.
    »Worüber grübeln Sie nach?« fragte Redgrave, als wir, mit Stablampen versehen und Seilrollen über der Schulter, im vordersten Kellergang standen. Lahm winkte ich ab. Ich empfand eine Hochstimmung, wie sie möglicherweise nur ein Süchtiger im Rausch erlebt. Ich hatte keine Lust zum Reden, ich wollte nicht nachdenken und mochte keine Gedanken in Worte kleiden.
    Wir suchten die Kellerräume ab. Etwa zwanzig waren vorhanden, doch in den meisten sah man sofort, daß sie keine Geheimtür verbergen konnten. Schließlich betraten wir die Kammer mit dem vielen Gerümpel, in der ich das Album entdeckt hatte.
    Es wurde Mittag, bevor wir die Räumlichkeit geleert hatten. Kisten, Kommoden, Rüstungen, verrostete Waffen, ein Spinnrad, alte Gemälde, Bilderrahmen – es ließ sich kaum glauben, was sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hatte.
    Als wir das letzte Möbelstück, einen wurmzerfressenen alten Schrank, beiseite rücken wollten, bemerkte Howard, er war an der Kellerwand festgedübelt worden.
    »Hier muß der Zugang sein«, mutmaßte Redgrave. »Wahrscheinlich hinter diesem Schrank.«
    Howard nahm eine Axt, um das Möbel in seine Bestandteile zu zerlegen, aber Redgrave wußte einen einfacheren Weg. Er hieß Howard, das Schloß des hölzernen Ungetüms zu zerschlagen. Mit einem Krachen sprangen die Türflügel auf.
    Der Schrank war eine Attrappe. Er verfügte weder über Schubladen noch Fächer. In der Rückwand klaffte ein Riesenloch. Dahinter erblickten wir die Kellermauer – und einer Tür aus solidem Eisen. Mein Herz schlug rasend. »Na bitte«, sagte Howard. Er tastete nach einer Klinke, aber es war keine da. Ich entdeckte am Fuß der Tür einen Metallring und kauerte mich in der Absicht hin, daran zu ziehen. Doch als ich ihn berührte, überfiel mich erneut das eigenartige Zittern. Der Ring entglitt meinen Fingern. Ich machte Redgrave Platz, der ihn entschlossen packte.
    Die Eisentür öffnete sich mit einem ohrenbetäubenden Kreischen. Modergeruch schlug uns entgegen. Staubwolken wirbelten. Ein süßlicher Mief machte mir die Brust beklommen. Wir husteten. Redgrave zückte ein Taschentuch und hielt es sich auf den Mund.
    Vor uns gähnte schwarz ein Schacht. Ich beugte mich über die Schwelle. Unmittelbar hinter der Tür ging es senkrecht abwärts. Howards Stablampe leuchtete in die Finsternis. Der Schacht reichte mindestens zwanzig Meter tief hinab und durchmaß eineinhalb Meter. Ins Gemäuer waren U-förmige, längst rostige Eisenstufen eingelassen.
    »Wir sollten uns anseilen«, sagte Redgrave. Seine Stimme klang dumpf, als käme sie aus einem Grab.
    Wir befolgten seinen Vorschlag, banden die Seile an der obersten Sprosse fest und stiegen hinab, Howard als erster, dann folgten Redgrave und ich.
    Totenstille herrschte, als wir die Sohle des Schachtes betraten. Lauwarme Luft umstrich meine Wangen. Rechterhand verlief ein Stollen mit beträchtlichem Gefälle bis in unerfindliche Dunkelheit.
    Wir harten sie gefunden, die geheimen Gewölbe der alten Feste Ashton Castle. Wir wandelten auf den Spuren der Vergangenheit, waren Entdecker seit langem dem Vergessen verfallenen Welt des Schreckens und der Scheußlichkeiten.
    Der Weg führte uns weiter abwärts, in unergründliche Klüfte zwischen dem Felsgestein unter den Grundmauerresten der Zwingburg. Immer tiefer drangen wir vor. Und wo der Stollen endete, tat sich vor uns eine riesenhafte Grotte auf, deren ausgedehnter, ebener Boden übersät war mit bleichen Gebeinen.
    Und da stand sie, die schwarze Kathedrale meiner Träume, das blasphemische Monstrum von Gebäude, aus dessen Portal ich die Schweineherde hatte stürmen sehen. Sie war groß, mindestens sechzig Meter hoch. Die Glasfenster waren zersprungen; keine Raben umflatterten den Turm.
    Einen Moment lang standen wir alle wie erstarrt da und starrten im Schein der Lampen das monumentale Höhlenbauwerk an. Redgrave rang aus Entgeisterung nach Atem. Howard entfuhr ein Stöhnen.
    Das vor uns ausgebreitete Knochenfeld war schier unüberschaubar. Es umfaßte die Knochen von Menschen und Tieren.
    »Phantastisch!« Redgrave nahm meinen Arm. »Wer hätte das gedacht, Mr. Ashton? Ein Tempel der Finsternis, erbaut in einer Grotte unter der Erde. Unglaublich!«
    »Was mag hier vor

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