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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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Untier! – Devorya, ja, ghoula collenky grysyl … Ha! Bodach …!« Bedruthan bäumte sich auf, als wollte er trotz seines miserablen Zustands blindlings die Flucht ergreifen. »Tas-bysyth dyfen …! Arluth kevothak, tregereth bos …«
    Inzwischen hatte Redgrave jedoch die Spritze mit einem klarflüssigen Medikament gefüllt; nun packte er mit festem Griff den Unterarm des Kranken und stach die Kanüle in die Armbeuge. Schon Augenblicke später erschlafften Bedruthans fahrige Gebärden der Übererregung. Gleich darauf atmete er leichter.
    »Was sagt er?« raunte ich Redgrave zu. Er frißt? Wieder diese Andeutungen: Ghoul. Er frißt … Aus einmal fühlte ich mich fast so erbärmlich, wie Bedruthan aussah. Die Haushälterin hatte uns für einen Moment mit dem Pfarrerswrack allein gelassen, kehrte jetzt jedoch, weil sie wohl das laute Gekrächze des Siechen gehört hatte, in die miefige Schlafkammer zurück.
    »Es klingt äußerst merkwürdig«, flüsterte Dr. Redgrave. »Anscheinend sind die Gelehrten damals tatsächlich in irgendwelche alten Grotten hinabgestiegen … Aber was er da des weiteren redet … Es erweckt einen einfach allzu unglaubwürdigen Eindruck. Allerdings muß ich einräumen … Gewisse Stichwörter verweisen auf erstaunliche Übereinstimmungen mit den alten Überlieferungen, den Gerüchten …« Voller Versonnenheit und Beunruhigung schaute er mir unmittelbar ins Gesicht. »Und mit Ihrem Traum.«
    Mit Ihrem Traum. Ich spürte, wie mir das Blut aus den Wangen wich. Es flimmerte mir vor Augen.
    Mit meinem Traum.
    Nein. Das konnte nicht wahr sein. Es wäre idiotisch von mir, ernstlich etwas auf im Säuferdelirium zusammengebrabbeltes Zeug zu geben.
    Redgrave beugte sich über Bedruthan, dessen Gesicht eine ähnliche Gelbfärbung wie seine vergilbten Kissen hatte. »Warum hat nie irgendwer davon erfahren, Hochwürden?« fragte er leise.
    »Der Ghoul …« lallte Bedruthan kaum vernehmlich. Ihm sanken die Lider abwärts. »Er zahlte eraic … Sünde … Sünde … Gütiger Herrgott, erbarme dich meiner …!«
    Redgrave erschrak so sehr, daß er sich beinahe in der Nische des Schrankbetts den Kopf anstieß. Auch er sah jetzt recht blaß aus.
    »Was heißt dieses Wort?« fragte Howard. Unter der lindernden Wirkung des verabreichten Medikaments war Pfarrer Bedruthan eingeschlafen. Seine verfettete Brust hob und senkte sich ohne erkennbare Schwierigkeiten.
    »Blutgeld«, antwortete Dr. Redgrave, indem er resolut und mit einem Knacken die Arzttasche schloß. »Damals muß sich unter Ashton Manor Grauenvolles ereignet haben … Es hört sich an, als hätte Sir Ashton das Stillschweigen etlicher Leute mit Geld erkauft … Das Schweigen und die Abreise der Forscher … Oder wenigstens Professor Palétuviers. Vielleicht auch das Schweigen dieses armen Kranken …«
    »Lassen Sie ihn mit den alten Geschichten in Ruhe«, forderte die einäugige alte Pfaffenhure in dermaßen unverschämtem, grobem Ton, daß wir alle drei betroffen herumfuhren. Fast hatte ich erwartet, in ihren Klauen eine Mistgabel zu erblicken. »Wir wollen davon nichts mehr wissen. Er nicht, ich nicht … Niemand kann die Vergangenheit ändern, also quälen Sie ihn nicht. Gott wird richten.«
    »Amen«, brummte Redgrave. Alle drei waren wir wohlerzogene Menschen und uns deshalb darüber im klaren, daß die Bemerkungen der Alten einen Hinauswurf bedeuteten. Wir verabschiedeten uns mit ein paar Floskeln und verließen die schaurige Pfarrei mit beträchtlichem Aufatmen.
    Draußen war die Dunkelheit angebrochen. Wir setzten uns in den Wagen. Ich lud Redgrave ein, da er Howard und mich ohnehin zu meinem Herrenhaus zurückfahren mußte, auf Ashton Manor mit uns eine späte Mahlzeit einzunehmen und dort zu übernachten. Weil er andernfalls erst gegen Morgen in Glasgow angelangt wäre, willigte er gern ein. Wir erreichten Ashton Manor kurz vor Mitternacht. Als wir übermüdet aus dem Kraftfahrzeug stiegen, um die letzten Meter der Zufahrt zu Fuß zu gehen, sahen wir dort zu unserer Verwunderung mehrere andere Automobile parken. Plötzlich traten uniformierte Polizisten aus den Büschen.
    »Halt, stehenbleiben …! Ach, Mr. Ashton.« Der Polizist, der den Ruf ausgestoßen hatte, war mir flüchtig vom Sehen bekannt. Er war schon bei der Abteilung gewesen, die vor Tagen die Spuren im Mordfall Perkins gesichert hatte.
    »Was ist los?« fragte ich unwirsch. »Was tun Sie hier mitten in der Nacht?« Aus dem Dunkel kam Sergeant Corcoran auf uns zu.
    »Wir

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