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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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dem Mann hinter der Scheibe einen bitterbösen Blick zu.
    »Der hat mich immer rausgeschmissen, der Saukopp«, sagte sie zu Frieda. »Du musst Geld haben, dat der so scheißfreundlich ist!«
    Nun wurde Frieda in einen separaten Raum gebeten. Zwei weitere Herren tauchten auf und umschwänzelten Frieda wie bunte Falter eine Jasminblüte. Und dabei roch Frieda gar nicht nach Jasmin. Die Flagge aus dem guten Tropfen wurde geschluckt. Für Geld tat man doch alles. Sie sind wie Olga, dachte Frieda bei sich, genau solche Hyänen. Immer nur aufs Geld ...
    »So, hebe gnädige Frau, dann unterschreiben Sie mal bitte«, sagte der Marzipanrosige mit einer Bonbonstimme. »Und wenn es um Ihre Investitionen geht, stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sie können uns vertrauen. Bei uns liegt Ihr Geld so sicher wie in Abrahams Schoß, meine Liebe.«
    »Heutzutage ist ja keine Bank vorn Überfall sicher«, sagte Frieda. »Lassense mein Geld nur nicht so offen aufn Tresen. Tun Sie es in den Tresor packen. Wofür hamse den denn?«
    »Aber ja, selbstverständlich, gnädige Frau. Haben Sie noch Wünsche? Vielleicht möchten Sie vorab ein kleines Sümmchen mitnehmen, wenn belieben?«
    Er rieb sich die Hände, als wäre es sein Geld gewesen und lief dabei vor Frieda hin und her, wobei seine Augen hinter den Gläsern wie Lametta glitzerten.
    »Wissense ob die inne Bierstube auch Schampus haben?«
    »Wie - äh - wie bitte?«
    Frieda wies mit dem Daumen über die Schulter. »Na dort, inne Kneipe neben dem Plätzkesladen. Haben die Schampus? Werdense wohl haben. Gibt ja auch Leute mit Geld. Ich geh mir mit Elli jetzt einen saufen. Elli ist eine gute Haut. Hat keinem Menschen wat getan. Ihr Kerl war es, der sie so fertiggemacht hat. Also, man soll die Männers nie wat glauben. Alles Lug und Trug. Sie sind da eine Ausnahme, wissense. Naja, fünfhundert nehm ich mit, wenn dat genehm ist?«
    Es war genehm, und sie bekam die Fünfhundert. Es sei ja alles in Ordnung, und sie solle sich nur gut überlegen, wie sie das Geld anlegen solle.
    »Willste mich einladen?«, fragte Elli mit leuchtenden Augen. »So ein kleines Bierchen, dat wäre jetzt wat Feines ...«
    »Alles kriegst du, Herzenskind, alles wat du haben willst«, sagte Frieda warmherzig und überschwänglich. »Und andere Klamotten geh ich kaufen für dich. Nee, du sollst dat schön haben, nach die Jahre nur in Dreck und so!«
    »Ja, Frieda!«, staunte die Bahnhofspennerin. »Was ist denn mit dir los auf einmal? Haste ins Lotto gewonnen?«.
    »So isses«, sagte Frieda und schob Elli in die laute, verqualmte Kneipe. Man schob den Hausratswagen in eine Ecke.
    »Meine Börse!«, schrie Elli. »Die ist im Wagen. Sind dreiundsiebzig Fenniche drinne. Man weiß ja nie. Wird ja überall geklaut!«
    Sie kramte aus all dem alten zusammengesammelten und erbettelten Zeug ein schwarzes Etwas hervor, dem man die Geldbörse nicht mehr ansah. Nur noch erahnen ließ sich das. Elli ließ ihre Barschaft im Wollstrumpf verschwinden. Sie zog den Rock hoch, schob ihre Geldbörse unter den Einweckgummi und ließ den Rock wieder fallen.
    »So«, sagte sie tief befriedigt und strahlend. »Da geht mir keiner dran, Und nun erzähl mal. Haste einen Vierer gehabt?«
    Frieda Paluschke bestellte Sekt. Und Schnaps. Und dann wieder Sekt. Ja, und sie erzählte. Nach all den Jahren des Elends und der Verachtung war die Rose der Gnade auf sie niedergeschwebt. Einfach so aus dem Himmel. Und diese späte Gnadenrose hatte Frieda von heute auf morgen reich gemacht.
    »Dat ist ja wie im Märchen«, sagte Elli, und die Tränen rannen ihr über das faltige Gesicht. 0 ja, sie war einmal eine Schönheit gewesen, diese erbärmliche Bahnhofspennerin. Eine zierliche, dunkelhaarige Frau mit schönen, sanften Augen und einem sinnlichen Mund. Eine Frau, mit einem Gang, der die Männer zum Rasen gebracht hatte.
    In Heimen aufgewachsen, hatte Elli Gassler nur nach Liebe gehungert. Schlimmer als nach Brot. Tänzerin hatte sie werden wollen. Eine der größten und besten der Welt. Alle sollten ihr zu Füßen liegen. Aber der Traum endete in einer schmutzigen Barackensiedlung am Stadtrand. Dort tanzte Elli für all die hungernden Kinder, die damals in jungen Jahren schon als diebische Elstern gefürchtet waren. Und dann tanzte sie auf Geheiß ihres betrunkenen Vaters für die Väter dieser kleinen ausgebufften Gören. Ja, und dann ging sie mit diesen Vätern ins Bett. Die Väter standen Schlange, wenn es gerade Arbeitslosengeld oder auch

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