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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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Kindergeld gegeben hatte.
    Das Geld vertrank Ellis Vater. Und von den Frauen in der Siedlung wurde Elli angespuckt und mit Steinen beworfen. »Drecksnutte« nannte man sie oder »verkommene Hurensau«. So lange, bis Elli sich die Pulsadern aufschnitt.
    Danach war sie fortgegangen, hungernd nach Liebe und träumend von jenen berühmten Brettern, die einem Menschen die Welt bedeuten konnten. Liebe gab es überreichlich. Aber nicht jene, nach der sich Elli gesehnt hatte. Schmutzige, schnelle Liebe in einem Park oder im Bett einer dreckigen Absteige. Und den Himmel versprachen ihr die Zuhälter und gaben ihr Prügel. Die Jahre blieben hinter ihr. Den Traum vom großen Tanz hatte der Wind über die Dächer hinweggetrieben, und es war bergab gegangen. Weniger wurde der Liebeslohn, und nicht mal ein Zuhälter schenkte ihr den Hauch einer Liebesillusion. Die Krankheit kam, das Alter, die erbärmliche Armut, der Bahnhof. Und hier war sie eben, kaufte sich eine billige Fahrkarte und schob ihren Wagen durch die Halle. Und manchmal träumte sie von Schwanensee, von Tschaikowsky und von all dem Ruhm, dessen Hauch sie nicht einmal hatte streifen dürfen ...
    »Du wirst das jetzt schön haben, Elli«, versprach Frieda mit ganz nassen
    Augen. »Alles, wat du dir wünschst, will ich dir geben.«
    »Ach, Herzelchen«, seufzte Elli und nahm einen tiefen Schluck. »Hätt ich nur einmal richtig im Leben gewusst, wat ich eigentlich will ...«
    »Man darf sich nicht aufgeben!«
    »Dat sagst du, mit deine Millionen«, meinte Elli. »Kaufste mir 'ne Bockwurst? Und vielleicht ein paar Plätzkes nebenan? Gibt ja auch billige von.«
    »Alles«, sagte Frieda. »Du sollst alles haben.«
     
    *
     
    »Oooh, mein Kopf«, jammerte Frieda und sah sich um. Sie befand sich in ihrer Wohnung. Auf der Couch lag Elli und schnarchte. Behutsam stand Frieda auf. Aber da schoß Elli schon hoch.
    »Tun Sie mich nix, Herr Wachtmeister. Ich habe eine Fahrkarte ...«
    »Elli, du bist nicht aufn Bahnhof. Du bist bei mir in der Schnüttgengasse. Ich mach uns ein schönen Kaffee, nicht wahr? Und frische Hörnches geh ich holen. Magste eigentlich Lachsschinken?«
    Elli nickte nur und war richtig benommen. Irgendwer hatte sie aus dem Bahnhof hinauskomplimentiert. Das hatte Elli noch in Erinnerung. Mehr aber auch nicht.
    Später frühstückten sie zusammen, wie die Könige. Sie erinnerten sich an alte Zeiten, denn Elli hatte einmal eine Zeitlang zusammen mit Frieda im gleichen Bordell gearbeitet.
    »Damals ging noch wat ab«, sagte Frieda Paluschke träumerisch. »Jetzt hat alles 'ne Macke. Eine kranke Gesellschaft ist dat. Na ja und jetzt mit der neuen Krankheit, wo du von tot gehst. Also nee, ich tu dat nicht mehr.«
    »Brauchste doch nicht, mit deine Millionen«, kommentierte Elli kauend. »Haste schon inne Zeitung geguckt wegen dem Häuschen?«
    »Häuschen?«
    »Haste doch gestern von geschwärmt. Ein Häuschen willste kaufen, haste gesagt, mit einem Garten rum und mit Braunkohl zum Pflanzen. Karnickels wollteste auch und eine Ziege oder ...«
    »Ziege, dat war es!«, sagte Frieda. »Los, jetzt kleiden wir uns neu ein. Vorher geh ich noch auffe Bank vorbei. Und dann gehen wir bei die Olga. Mir kommt da so eine Idee!«
    Elli sagte nichts. Dieses außergewöhnliche Glück durfte sie nicht mit Einwänden in Gefahr bringen. Sie musste das tun, was Frieda wollte. Fragen wollte sie auch nicht, denn das Leben hatte bisher so viele Überraschungen für sie bereitgehalten, dass es eigentlich kaum etwas Neues mehr geben konnte.
     
    *
     
    Still und träge lag die Bordellstraße im Sonnenschein. Oh, wie gut kannte Frieda diesen grinsenden Sonnenblick hinter den beiden Kaminen. Heute lächelte die Sonne.
    Rumms, und Dora kam um die Ecke geschossen.
    »Frie...«
    »Da guckste, wat?«, fragte Frieda.
    Sie und Elli trugen feinste Nerzmäntel und waren beim Friseur gewesen. Frieda hatte sich das Haar braun und Elli es sich schwarz färben lassen. Schwarz, hatte Elli gemeint, wäre die Farbe aller großen Tänzerinnen. Und wenn sie schon mal keine geworden war, so wollte sie wenigstens einmal die Haare so tragen.
    Goldschmuck hatte Frieda erworben und dabei nicht einmal schlechten Geschmack bewiesen. Ein leichtes Make-up trugen sie beide. Das hatten natürlich ihre ungeübten Hände nicht selbst aufgetragen. In einem Kosmetiksalon waren sie so hübsch verwandelt worden.
    Ihre Herkunft sah man ihnen nicht an. Sie wirkten beide wie Frauen betuchter Fabrikanten. Mit dem Taxi waren

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