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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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sie bis an die Ecke gefahren. Den Gang durch die Straße wollte sich Frieda nicht entgehen lassen.
    »Also, bist du dat wirklich?«
    »Leibhaftig«, sagte Frieda mit einem sanften Lächeln. »Ist die Zunder schon auf?«
    »Schon sehr früh«, bestätigte Dora Schwalbe. »Die hat gestern vielleicht noch wat veranstaltet. Ihr Rechtsanwalt ist dann schließlich gekommen und hat ihr gesagt, dat alles rechtens ist. Da hat sie ihn getreten und rausgeschmissen, und die Bullen waren da. Ach, und wat hat die Olga geheult und uffn ollen Kubinke rumbaldowert, sag ich dir. Eine Mistsau wärste, hat sie gesagt. Und anzeigen will sie dich wegen den Beschiss ...«
    »Ich hab dat Geld«, sagte Frieda und schnitt mit der Hand die glasklare Morgenluft in Stücke. »Da beißt die Maus kein Faden mehr von ab. Ach, kennste Elli nicht mehr?«
    »Elli - vom - vom Bahnhof?«
    »Ja«, sagte Elli verschämt. »Gestern haste mir noch ein Bütterken spendiert, weißte noch?«
    »Ja, ja«, sagte Dora staunend. »Wenn man dich so sieht, dann glaubt man einfach nicht, dass du das wirklich bist, Elli. Also, ich muss schon sagen, Kleider machen Leute. Da ist wat Wahres dran. Doch nu muss ich los. Mal am Bahnhof gucken gehen ...«
    »Die haben gestern wieder viere gefangen«, warnte Elli. »Kauf dir lieber 'ne Karte nach Krefeld oder so und lauf auf und ab. Dann könnense dir nix, weißte!«
    Ja, Elli wusste es. Sie hatte Erfahrung und kannte sämtliche Tricks, um den Aufenthalt in den Bahnhofshallen ungestraft zu beanspruchen. Frieda unterdessen war langsam weitergegangen. Sie ging an der Weinstube »Zum guten Tropfen« vorüber und pirschte sich zaghaft an das Nachbarhaus heran. Im Erdgeschoss hatte es einmal ein Parfümgeschäft gegeben. Das war lange her. Die Fensterscheiben waren weiß gekalkt. Sehr einladend sah die Fassade nicht aus. Doch Frieda beguckte das Haus mit zusammengekniffenen Augen.
    »Was willste denn hier?«, fragte Elli vorsichtig.
    »Gucken«, sagte Frieda, und hinter ihrer leicht gepuderten Stirn arbeitete es angestrengt. »Gucken kostet nix. Bloß mal gucken. Hat mich immer schon gejuckt, dieses Haus ...«
    »Biste bekloppt? Denk an den Braunkohl, an die Karnickel und an die Ziege!«
    »Ich denke an nischt anderes als an eine Ziege und eine Sau!« sagte Frieda. Sie fuhr sich mit der Zunge verhalten über die Lippen und äugte vorsichtig »Zum guten Tropfen«. Dort schrie keiner mehr ihren Namen. Niemand würde sie je wieder auffordern, die Spuren der vergangenen Nacht auf den Toiletten zu tilgen.
    Die Paluschke ging näher an das Haus heran. Dann sah sie den Zettel hinter der Scheibe. »Zu verkaufen«, stand kleingedruckt geschrieben. Frieda holte einen Papierzettel aus der schicken Handtasche, fingerte nach einem vergoldeten Kuli und kritzelte die Telefonnummer auf das Papier.
    »Komm jetzt«, sagte sie dann und trippelte in den neuen, ungewohnten Schuhen auf ihre frühere Arbeitsstätte zu. Die Tür stand angelehnt, und Frieda hätte ihr Geld verwettet, denn sie wusste genau, dass Olga hinter der Tür gelauert hatte wie die Katze vor dem Mauseloch.
    Euroig klopfte Frieda Paluschke an. Drinnen hörte man ein paar rasche, schlurfende Schritte, die sich entfernten.
    »Hat geguckt«, sagte Frieda zu Elli. »Nu geht sie in ihre Schluffkes nach hinten. Ich kenn doch dat Geräusch.« Daraufhin pochte die einstige Putzfrau erneut.
    »Ja – ha?«, säuselte es von drinnen. »Ist da wer?«
    »Schneewittchen steht nicht vor deine Tür!« grollte Frieda und stieß die Tür auf. Ein Lichtstreif fiel auf Olga. Sie trug noch ihren Morgenrock. Himmelblau mit Papageien aufgedruckt. Stammte aus Paris, wenn man Olga glauben durfte.
    »Ach, du bist dat!«, tat Olga ganz und gar überrascht. »Nein, wat ein nobler Besuch am frühen Morgen ...«
    »Hör auf«, sagte Frieda in das Versöhnungsgesäusel hinein. »Noch gestern, wo ich weg war, haste »Miststück« für mich gesagt. Ich bin gekommen, um meine Zeche zu bezahlen, Zunder!«
    Olga war ganz kleinlaut.
    »Aber komm doch erst mal rein. Nein, wie bist du schick auch. Und haste dich gleich angefreundet mit so 'ne noblige Dame. Ich sag es ja immer. Aus dir wird noch wat. Hab ich doch immer gesagt, oder? War doch immer gut zu dir? Oder war ich nicht?«
    »Dat ist die Elli vom Bahnhof!«
    Das verschlug Olga für Sekunden die Sprache.
    »Und für die kaufste so 'ne schöne Pelzmantel?« schnappte sie dann.
    »Ich hätte dir Lachsschinken mitbringen sollen«, sagte Frieda ungerührt. »Ganz viel

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