Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
fühlte sich erleichtert, weil es endlich heraus war.
Franz wurde abwechselnd rot und blass. Diese Energie hätte er hinter ihrem zarten, zerbrechlichen Personellen einfach nicht vermutet. Nun, er wusste um ihre Vergangenheit. Sie störte ihn nicht. Aber nun ...?
»Ja, sag mal«, begann er zu fragen, »traust du dir denn das überhaupt zu? Ich meine, kannst du denn das auch, Frieda?«
»Hast du eine Ahnung«, brüstete sie sich. »Du kennst mich scheinbar noch nicht. Dat, wat die Olga Zunder kann, dat kann ich schon lange. Bloß, dat ich nicht so gemein sein werde mit die Mädels oben drüber. Sollense 'ne kleine Miete bezahlen, von mir aus. Aber in ihr Intimes will ich nicht bei sein. Hab ich nischt drinne verloren, ver-stehste?«
»Wie - ich meine, wie weit ist denn dein Plan schon gediehen?« wollte er nun wissen, schluckte daraufhin ein paarmal und sah sie schließlich gespannt an.
»Nächste Woche kann ich eröffnen«, sagte sie stolz. »Und die Olga weiß noch gar nix von ihrem Glück, stell dir dat mal vor. Ach Franz, ich wollte, du könntest bei mir sein und mich so 'n bissken unterstützen. Was eine schwache Frau ist, die braucht doch einen starken Mann anne Seite, oder? Aber wat rede ich. Nach all dem Schlimmen, wat du mitgemacht hast ...«
»Ich bin dabei«, sagte er spontan. Auf seinen Wangen glühten ganz plötzlich rote Flecken. »Ja, dir zu helfen, das würde mir Spaß machen. Und dann immer in deiner Nähe ... also Frieda, ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt!«
Als er nun ein paar Augenblicke in sich hineinlauschte, stellte er fest, dass er sogar die Wahrheit gesprochen hatte. Das erschreckte ihn ein wenig, denn anders werden wollen, das hatte er nie ...
»Weißte wat?«, meinte Frieda nun recht aufgekratzt. »Jetzt gehen wir zusammen bei die Olga. Und dort stell ich dich als - als, na ja, als meinen Zukünftigen vor ...«
»Frieda!«, platzte er ihr ins Wort. »Wie soll ich denn das verstehen? Ich meine, so etwas sagt man doch nicht nur aus Jux und Tollerei?«
»Tu ich auch nicht«, erklärte die ehemalige Bordellputzfrau. »Ich weiß, dat es nicht anständig ist vonne Frau, so etwas zu sagen. Aber ich hab dich schon ziemlich gern, und wennste willst, dann könnten wir heiraten. Wennste lieber deine Freiheit haben willst, dann muss es auch so gehen. Dat tut die Liebe und Freundschaft kein Abbruch, oder?«
Er sah sie an wie ein Gespenst. In seinem ganzen bisherigen Leben war ihm das noch nicht passiert. Noch keine Frau hatte so offen mit ihm gesprochen. Immer war er es gewesen, der die Frauen unter einem geheuchelten Eheversprechen und vorgetäuschter Liebe »weichgemacht« hatte, wie er es selber bezeichnete.
Und nun kam diese einfache Frieda Paluschke, diese ursprünglich erbarmungswürdige Putzfrau, und sie nahm ihm all den Wind, wodurch die aufgeblähten Segel in sich zusammenfielen.
»Darfste mir nicht krummnehmen, dat ich so direkt bin«, sagte sie begütigend, als sie sein wie vom Donner gerührtes Gesicht sah. »Dat Leben hat mich halt so gemacht, Franz. Da kann ich nicht für. musst mir dat ja auch nicht gleich sagen. Und dat Geld, dat reicht für uns beide. Wenn du glücklich bist, dat ich dich ernähre, dann bin ich auch glücklich bei. Mehr will ich doch nicht vons Leben.«
Sie warf ihn um. Mit ihrer Einfachheit kehrte sie ihm direkt den inneren Schweinehund aus den Gliedern. Es gab keinen Grund mehr, ihr etwas vorzumachen, sie betrügen zu wollen. Sie mochte ihn und war auf alles gefasst. Das hatte er nicht erwartet. Es war zuviel für ihn ...
»Ja, sag mal«, fragte sie, »warum heulste denn jetzt? Ja, ich weiß schon, es ist schlimm, wat du so mitgemacht hast. Und jetzt komm ich verwelktes Dörrfleisch bei dich und rede von Liebe. Ist schon komisch, nicht wahr?«
»Also, ich finde es nicht komisch«, murmelte er tief angerührt.
»Komm, nun nimm dich zusammen«, forderte Frieda energisch auf. »Da, nimm mein Taschentuch und putz dir die Näse. Und dann gehen wir nach Olga hin. Wat die gucken wird!«
Olga guckte, denn Frieda hatte es sich nicht nehmen lassen »ihren« Franz ordentlich auszustaffieren. Zum besten Herrenausstatter war sie mit ihm geeilt. Früher hätte er sich gegen eine solche Gnade nie gewehrt, sondern sie mit aller Unverfrorenheit angenommen.
Aber jetzt hatte es Frieda alle Überredungskünste gekostet, ihn in das Geschäft zu bekommen.
»Bleibt doch in der Familie«, hatte sie tröstend gesagt. »Sonst sind immer die armen Weibers
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