Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Kaffee gereicht haben.
Wie erwartet, protestierte Frieda heftig.
»Wo Sie doch selber so wenig haben und von wegen das Leid, watse all schon mitgemacht haben!«, schimpfte sie und schüttelte heftig den Kopf.
»Aber ich kann doch nicht, liebste Frieda ...«
»Mein Lebensretter!«, strahlte sie. »Sie machen mich glücklich, wennse wat von mir annehmen. Aber bestellen müssense schon. Ich kenne mich nämlich mit die Sorten nicht so aus, wissense. Aber ich habe ja einen Kavalier dabei, der wo so viel rumgekommen ist inne Welt ...«
»Gern«, haspelte er. Über Bonn und Remscheid war er zwar noch nie großartig hinausgekommen. Aber er überspielte das ganz geschickt, und Frieda, in ihrer Arglosigkeit, einen treuen Beschützer gefunden zu haben, schöpfte nicht den geringsten Verdacht.
*
Nun musste Irmchen Schlick immer aufpassen, wenn Olga zum Friseur ging. Die Bordellwirtin war zu einem billigeren Laden übergewechselt, und begann zu sparen. Sie hatte vor, ein wenig renovieren zu lassen, damit sie wenigstens ihre Stammkunden behielt, wenn das neue Lokal eröffnete. Doch je mehr Olga sparte, um so knickriger benahm sie sich gegenüber den Dirnen. Sie kontrollierte genau, wer mit den Mädchen nach oben ging und hielt oft schon auf der Hintertreppe die Hand auf. Natürlich brachte ihr dies und die scharfen Kontrollen keine Sympathien ein, und man versuchte sie zu betrügen, wo immer sich nur eine Gelegenheit bot.
Den Trick mit der Haarnadel hatte Frieda nicht verraten. Doch es kam Irmchen nicht darauf an. Nein, sie fand einen anderen Weg, die Friseurtage zu ihren Gunsten zu nutzen.
An diesen Tagen bestellte sie ihre sogenannten schnellen Freier an die
Hintertür des guten Tropfens. Dazu gingen die Kunden zuerst durch die Toreinfahrt neben dem Haus auf den Hinterhof und gelangten so ins Haus.
Dann waren Irmchens heimliche Geschäfte bei Dora durchgesickert und schließlich blieb es auch Mimi nicht verborgen. Teils ging die Sache mit behutsamer Erpressung einher und teils war es die Solidarität, die Irmchen zum Nachgeben zwang.
Schließlich und endlich war es so, dass es an Olgas Friseurtagen heiß herging in der Weinstube »Zum guten Tropfen«. Es kam soweit, dass die Männer im Hinterhof warteten, und eben das Mädchen, das gerade Zeit hatte, neben den Mülltonnen eine Filiale der Weinstube bediente und die durstigen Kehlen der Männer versorgte. Die alkoholumnebelten Freier waren leichter zu handhaben und zahlten besser, denn der Anblick von nackter Haut und sinnlicher Reizwäsche öffnete die Brieftasche ganz gewaltig.
Zu Mimi kam stets ein Müllfahrer in orangerotem Overall. Während die Kollegen die Tonnen der Bordellstraße leerten, machte Kurt, so hieß er, ein Päuschen auf Mimis Sündenlager.
»Na, mach schon, Kurtchen«, sagte sie an diesem Vormittag. Mit schwarzen Strapsen, hinreißendem Büstenhalter und kreisenden Hüftbewegungen stand sie auf hochhackigen Schuhen vor dem Zweizentnermann.
»Es - es geht nicht!«, keuchte Kurt. Auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen.
»Aber Kurtchen«, flüsterte Mimi und kraulte die Haare auf seiner Brust. »Dat wollen wir doch mal sehen. Mit dem Dingens bin ich allemal fertig geworden ...«
Unten hupte es im Dreiertakt aus dem Müllwagen!
»Scheiße!«, rief Kurt.
»Mensch, mach doch die Hose ab!«, rief Mimi, denn sie fürchtete um ihr Honorar. »Brauchste doch nicht ganz. So 'n Stückchen langt doch.«
»Er klemmt!«, schrie Kurt mit hochrotem Gesicht.
»Der Dingens?«
»Nee!«, röchelte er verzweifelt. »Der Reißverschluss. Hundertmal hab ich zu die Olle gesagt, dat sie mir einen neuen reinnähen ... aber Mimi, wat machste denn mit mir ... Miiimi!«
Es war zu spät. Mimi hatte mit einer Schere an der wichtigen Stelle Befreiung verschafft. »Nu aber ran!« forderte sie ihren Kunden auf. »Ich geh an dat Fenster und machse ruhig da unten ...«
Ja, und dann guckte Mimi zum Fenster hinaus.
»Wat ist mit die Kurt?«, schrie ein Kollege. »Wir müssen weiter!«
»Kurt ist noch am Machen!«, rief Mimi aus Leibeskräften und rummste gegen einen Blumentopf auf der Fensterbank, der vor der Haustür zerschellte. Und Mimis Kopf tauchte auf und verschwand mit einer ganz gewissen Regelmäßigkeit.
»Wir fahren ohne ihn, sag ihm dat!«, rief der Fahrer.
»Wenn er doch nicht aufhört!«, plärrte Mimi und bog dann den Kopf nach hinten. »Dein kaputter Reißverschluss kneift mich!« rief sie in den Raum hinein. »Dat kost wat extra ...«
Und dann
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