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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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»Zeig uns, was du kannst.«
»Schaut mir nur zu!« rief der Maulwurf aufgeregt. Dann blickte er bestürzt zum Fuchs empor. »Aber wo soll ich anfangen?« fragte er unglücklich. »Durch das hier kann ich nicht graben.« Er deutete mit der Nase auf den Holzfußboden. Er war so enttäuscht, daß er merkte, wie ihm die Tränen kamen.
»Überlaß das nur uns«, sagte das Oberste Eichhörnchen und rief nach seinen Artgenossen. »Wir können ebenfalls nagen«, sagten die Igel. Auch die Kaninchen, die Wühlmäuse und die Feldmäuse gesellten sich dazu. Mehr als zwanzig kräftige Kieferpaare begannen zu nagen.
Der Lärm war entsetzlich, als sie sich an die Arbeit machten. Die Bulldogge hörte das Raspeln und das Kratzen der vielen Zähne und begann wieder zu knurren.
»Sie haben den Hund hiergelassen«, sagte der Turmfalke zum Fuchs.
»Wie können wir ihm aus dem Weg gehen?« »Ich glaube, das ist etwas für mich«, zischte die Kreuzotter und glitt auf den Spalt unter der Tür zu. Dort nahm sie ihren Platz ein und hielt den Hund in Schach, indem sie ihn abwechselnd anzischte und auf seine neugierige Schnauze zuschnellte.
Die dünnen Holzplanken des Fußbodens gaben unter den gemeinsamen Anstrengungen der Nagetiere bald nach. Als das Loch groß genug war, zwängte sich der Maulwurf hindurch und begann senkrecht nach unten zu graben, so schnell er es mit seinen geschickten Pfoten schaffte.
Als das Loch in den Fußbodenbrettern vergrößert worden war, kletterte der Dachs hindurch. Dann begann er, seinem Freund, dem Maulwurf, zu folgen und dabei dessen Gang zu verbreiten. Schon bald erreichte er einen Knick, wo der fleißige Maulwurf einen waagrechten Gang gegraben hatte, der ihn früher oder später unter dem Schuppen hervorführen mußte. »Wo bist du, Maulwurf?« rief der Dachs leise, als er anhielt. »Bist du schon draußen?«
»Noch nicht, Dachs«, erklang die gedämpfte Antwort aus der Dunkelheit.
»Woher weißt du das?« fragte der Dachs. »Du solltest nach oben graben, um dich zu überzeugen.« Er hatte Angst, der Maulwurf könne sich in seinem Bemühen, nützlich zu sein, von der Begeisterung hinreißen lassen und zu weit graben.
»Na gut«, hörte er den Maulwurf antworten. Der Dachs wartete geduldig. Ein wenig später hörte er das aufgeregte Quieken des Maulwurfs. »Ja! Ich bin draußen! Dachs, ich habe es geschafft!«
»Guter Kerl«, sagte der Dachs anerkennend. »So, komm zurück! Wenn wir rasch arbeiten, sind wir in ein paar Minuten in Sicherheit.«
Mit stolzer Miene kehrte der Maulwurf durch den Gang zum Dachs zurück.
»So, ich möchte, daß du jetzt zum Fuchs zurückgehst«, erklärte ihm der Dachs. »Sag ihm, er solle eine Kette bilden, um die Erde nach hinten weiterzureichen, die ich ausgrabe. Er soll am Eingangsloch bleiben und die Erde dann im Schuppen anhäufen. Mach dich auf die Beine!«
Einen Augenblick später tauchte das Wiesel auf. »Der Fuchs hat gesagt, ich solle vorgehen«, erklärte es dem Dachs. »Du schiebst die Erde zu mir zurück, und ich gebe sie dann an den Hasen weiter. Dahinter ist das Oberste Kaninchen, dann kommt der Maulwurf, und ganz oben ist der Fuchs.«
»Gut.« Der Dachs nickte. »Aber ich werde schnell graben, also sei vorsichtig, damit du nicht verschüttet wirst!«
Ohne ein weiteres Wort begann er, sich durch den Gang vorwärts zu arbeiten. Dabei warf er mit seinen kräftigen Hinterläufen große Erdfontänen nach hinten. Das Wiesel arbeitete wie verrückt, um seinen Teil des Gangs freizuhalten, und schob unentwegt die Erde hinter sich zum Hasen.
Während sie sich durch den Maulwurfsgang vorwärts arbeiteten, wurden mehr Tiere in der Kette benötigt, um die Erde über die ganze Strecke bis zurück zum Eingangsloch zu transportieren, wo der Fuchs eifrig damit beschäftigt war, sie über den Fußboden des Schuppens zu verteilen. Zum Zeitpunkt, als der Dachs die Stelle erreichte, wo der Maulwurf begonnen hatte, nach oben zu graben, half schon fast die ganze Gruppe. Nur die winzigen Tiere, die Wühlmäuse und die Feldmäuse, die Tierkinder, die Kröte und die Vögel blieben im Lagerschuppen und halfen dem Fuchs, so gut sie konnten. Die Kreuzotter hatte die ganze Zeit über ihre Stellung gehalten, und es war ihr gelungen, die Aufmerksamkeit der Bulldogge so zu fesseln, daß der Hund überhaupt nicht merkte, daß die Tiere sich schon fast in Sicherheit gebracht hatten.
Bald sah der Dachs Tageslicht und schob sich vorsichtig nach oben. Er hob den Kopf aus der Öffnung und bemerkte,

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