Als die Tiere den Wald verließen
daß er sich im Obstgarten, etwa zwei Meter vom Schuppen entfernt, befand. Um die Ecke herum, nur ein kleines Stück weiter, saß die Bulldogge. Der Dachs witterte nach allen Seiten und trat dann aus der Öffnung.
Er schaute in den Gang hinunter und sah, daß das Wiesel hochgeklettert kam, von Kopf bis Fuß mit Erde verklebt.
»Laß dem Fuchs sagen, daß wir es geschafft haben!« flüsterte der Dachs. »Er soll die anderen so schnell wie möglich durch den Gang schicken. Ich bleibe hier am Ausgang und helfe allen heraus.« Das Wiesel drehte sich um, gab die Nachricht an den Hasen weiter und gesellte sich dann zum Dachs an die Erdoberfläche. Die anderen Tiere im Gang machten es genauso, und als der Igel, der letzte in der Kette, die Nachricht vom Dachs an den Fuchs weitergab, hatten sich schon fast alle Mitglieder der Gruppe im hohen Gras des Obstgartens versammelt. Der Fuchs hatte gerade den letzten Rest der Erde über den Fußboden verteilt. »Hinunter mit euch, meine Freunde!« rief er den Kleinen zu, die unter der Aufsicht der Wühlmäuse und Feldmäuse in den Gang stiegen. Die Kröte, der Waldkauz und der Turmfalke folgten gleich dahinter.
Der Fuchs warf einen Blick auf die Kreuzotter. »Kannst du noch so lange die Stellung halten, bis wir alle in Sicherheit sind?« fragte er.
»Natürlich«, antwortete die Kreuzotter. »Jeder von uns muß seine Aufgabe erfüllen.«
»Das werden wir dir nicht vergessen«, versicherte der Fuchs. »Wir warten auf dich, sobald wir eine sichere Stelle erreicht haben. Ich werde den Turmfalken zurückschicken, damit er dir den Weg zeigt.« »Du solltest besser gehen«, zischte die Kreuzotter. »Ich kann sehen, daß der Bauer zurückkommt.« Der Fuchs rief ihr ein letztes Lebewohl zu und kroch in den Gang.
13
Die Verfolgung
Die völlig auf sich gestellte Kreuzotter bereitete ihre Flucht vor. Sie preßte sich in ihrer ganzen Länge fest an die Wand, damit sie sowenig wie möglich auffiel. Sobald der Bauer und sein Hund hereinkommen würden, wollte sie durch den Spalt schlüpfen, während sie ihr den Rücken zuwandten.
Sie behielt den Mann ständig im Auge. Aber inzwischen konnte sie nur noch seine Stiefel sehen, die bedrohlich näher kamen. Sie hörte, wie Griggs der Bulldogge etwas zurief; dann brach das Geräusch der Schritte ab, und die Tür ging auf. Der Hund kam mit wütendem Gebell hereingestürmt. Dann, als er sah, daß der Schuppen leer war, begann er herumzurennen und enttäuscht zu winseln. »Was, zum Teufel...!« rief der Bauer, als er mit schußbereitem Gewehr in den Schuppen trat. Er stand da und starrte ungläubig auf die Erde, die gleichmäßig über dem Fußboden verteilt war, und auf das saubere Loch in den Fußbodenbrettern.
Hinter ihm glitt die Kreuzotter durch die offene Tür, hinaus auf den Pfad, und hielt, so schnell sie konnte, auf das hohe Gras zu. Sie konnte den Tumult im Lagerschuppen hören, wo der betrogene Bauer seinen Hund wütend beschimpfte. Das Geschrei war gefolgt von einem lauten Aufjaulen, das, wie die Kreuzotter dachte, das Resultat eines gutgezielten Fußtrittes des Bauern sein mußte.
Die Kreuzotter erreichte eine geschützte Stelle gleich neben dem Obstgarten. Dort versteckte sie sich zwischen ein paar nassen Zweigen und Blättern im Gras. Hier wollte sie bleiben, bis sie sicher war, daß sie sich gefahrlos davonmachen konnte.
Der Bauer kam wie der Blitz aus dem Schuppen geschossen, gefolgt von dem unglücklichen Hund, der den Schwanz zwischen die Beine geklemmt hatte. Der Bauer ging direkt zum Obstgarten, wo er das Gras abtastete. Schon bald fand er, was er gesucht hatte - nämlich die Mündung des Ganges. Mit einem wütenden Brummen richtete er sein Gewehr auf das Loch und feuerte zweimal. Ein paar Erdbrocken flogen auf, gefolgt von einem dünnen Rauchwölkchen. »Das wird ihnen eine Lehre sein!« knurrte Tom Griggs und stapfte mit wild gerunzelter Stirn zum Haus zurück, wo seine Frau an der Tür wartete. Die Bulldogge schlich immer noch um das Loch herum, als wolle sie sich kein zweites Mal zum Narren halten lassen.
Die Kreuzotter in ihrem vorübergehenden Versteck fragte sich, wie weit ihre Freunde gekommen sein mochten. Sie wußte, daß die anderen so weit wie nur irgend möglich flüchten mußten, bevor sie sich ausruhen konnten.
Durch das Netz aus Zweigen und Grashalmen vor ihren Augen sah die Kreuzotter, wie die Bulldogge plötzlich den Kopf vom Gang abwandte und wie wild im Gras herumschnupperte. Sie schien eine Spur gewittert zu
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