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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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friesischer Kühe mit ihren Kälbern
schutzsuchend um eine große Eiche.
Die Kröte schlug dem Fuchs vor, den Pfad einzuschlagen, und
nachdem er sich überzeugt hatte, daß keine Menschen in der
Nähe waren, führte er die Tiere langsam im Schutz der Hecke,
die auf der einen Seite des Pfades lag, dahin.
Der Pfad führte in einen Obstgarten, wo erst vor kurzem
Pfirsich- und Pflaumenbäume geblüht hatten. Am anderen Ende
lag ein langes, niedriges Holzgebäude mit kleinen Fenstern. »Ist
das die Scheune?« flüsterte der Fuchs. »Es ist nicht die, die ich
meinte, aber es sieht so aus, als würde diese hier unseren
Ansprüchen genügen«, antwortete die Kröte.
Die Tiere verloren keine Zeit und rannten auf das Gebäude zu.
Sie hatten Glück. Es war offen. »Es ist ein Lagerschuppen«,
bemerkte der Fuchs. Aber zu dieser Jahreszeit wurde kein Obst
darin gelagert. Auf der Erde lagen ein paar leere Kisten herum,
und auf einem Regal, das an einer Seitenwand entlangführte,
stand allerlei Gerumpel. An einem Ende des Schuppens lagen die
Überreste eines Strohballens, der vermutlich zum Verpacken des
Obstes benutzt worden war. Abgesehen davon war der
Lagerschuppen leer. Das Stroh und der Fußboden waren trocken.
»Das ist herrlich!« sagte der Igel. »Bald werden wir trocken
sein.« Die Nagetiere hatten schon begonnen, Strohbüschel aus
dem Ballen zu ziehen. Der Fuchs stand mit gesenktem Kopf
unentschlossen da. Aus seinem Fell tropfte es ununterbrochen,
und um seine Pfoten hatte sich eine kleine Wasserlache gebildet. »Was ist los, Fuchs?« fragte der Dachs, der sich gerade in
einer Ecke ein gemütliches Strohnest zurechtmachte.
»Mir gefällt diese offene Tür nicht«, sagte der Fuchs.
»Warum ist sie offen, wenn der Lagerschuppen nicht benutzt
wird?«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte der Dachs. »Aber wenn sie
geschlossen gewesen wäre, wären wir jetzt nicht hier!«
»Du hast natürlich recht«, sagte der Fuchs, der sich immer
noch nicht rührte.
»Auf jeden Fall können wir hierbleiben, bis der Sturm vorbei
ist«, versicherte ihm der Dachs. »In dem Regen ist niemand
unterwegs - nicht einmal die Bauern.« »Wenn es aufhört, dann
müssen wir uns nach Nahrung umsehen«, sagte der Fuchs.
»Aber... na ja, bleiben wir erst einmal hier und ruhen uns aus.«
Der Waldkauz erschien in der Tür. »Der Turmfalke sitzt auf einem der Pflaumenbäume und hält Wache«, verkündete er. »Der Fasan hat eingewilligt, ihn nach einer Weile abzulösen. Ich
bleibe bei euch, bis es dunkel wird.«
Der Kauz flatterte zu einer freien Stelle auf dem Regal und
setzte sich dort nieder. Eine Zeitlang sah er den Tieren zu, wie
sie sich aus dem Stroh ein Lager bauten. Dann schloß er die
Augen.
Der Dachs, der mit seiner Liegestatt fertig war, half den
Wühlmäusen und den Feldmäusen dabei, sich ebenfalls ein
Strohbett zu bauen.
Die größeren Tiere verteilten eine dicke Lage Stroh auf dem
Boden und legten sich dann Seite an Seite nieder. Selbst die
Kreuzotter ringelte sich um ein paar Halme. Die
Eichhörnchen jedoch wehrten sich, auf dem Boden zu schlafen.
»Nur jetzt - nur dieses eine Mal«, bat sie der Dachs. »Wir haben
nicht genug Zeit, um auf dem Regal ein ordentliches Nest zu
bauen.« Das Wiesel und der Maulwurf leisteten dem Dachs in
der Ecke Gesellschaft. Der Fuchs legte sich mit den Kaninchen
und den Igeln zusammen hin, und der Hase gesellte sich mit
seiner Familie zu den Eichhörnchen. Die Kröte kuschelte sich zu
den Mäusen. Nur die Kreuzotter mußte feststellen, daß keiner in
ihrer Nähe schlafen wollte.
Als sie hörten, wie draußen der Regen trommelte, waren die
Tiere aus dem Farthing-Wald um so dankbarer, daß es hier im
Lagerschuppen so trocken und so gemütlich war. Einer nach dem
anderen schlief ein und vergaß seinen leeren Magen.
Nicht ein einziger der Gruppe war noch wach, als der
Turmfalke nach seiner Wache erschien. An seinem trockenen
Gefieder konnte man sehen, daß das Unwetter endlich vorbei
war.
Nun, da sich der Turmfalke zu seinen schlafenden Freunden
gesellte, war die Sicherheit aller dem Fasan anvertraut.

12
In der Falle
    Tom Griggs hatte den ganzen Morgen über schlechte Laune gehabt. Ihm war letzte Nacht wieder ein Huhn gestohlen worden
- genau unter den Augen seines Wachhunds, einer großen Bulldogge. Das Tier war total nutzlos; es schien immer gerade dann fest zu schlafen, wenn es am dringendsten gebraucht wurde. Die Anzahl der gestohlenen Hühner war jetzt auf vier angewachsen. Und inzwischen waren die anderen so

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