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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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verängstigt, daß sie nicht mehr legen wollten. Oh, wenn er nur den dafür verantwortlichen Fuchs zwischen die Finger bekäme!
    Zu allem Überfluß kam dann auch noch das Unwetter. Nach Wochen der Trockenheit, in denen fast alles, was er angebaut hatte, vertrocknet war, wurde jetzt der verbliebene Rest von dem gnadenlosen Regen zu Boden gedrückt. »Ich bin ruiniert, Betsy, das weiß ich!« beklagte er sich wütend bei seiner Frau, während er dastand und zusah, wie der Regen gegen die Fensterscheiben prasselte.
    Mrs. Griggs wußte keinen Trost. Das Wetter war sein eigener Herr, und die Menschen hatten keinen Einfluß darauf. Sie schwieg und fuhr mit der Zubereitung des Mittagessens fort. Nur ab und zu sagte sie etwas zu der Katze, die klatschnaß und zitternd in der Küche saß. Während Griggs mürrisch die Fleischpastete aß, die seine Frau auf den Tisch gebracht hatte, hörte der Regen schließlich auf. Griggs stieß den Teller von sich.
    »Ich möchte nichts mehr, meine Liebe«, sagte er. »Ich muß hinaus und mich umsehen.«
Ohne auf die Proteste seiner Frau wegen seines halbleeren Tellers zu achten, stand er auf, zog seine Gummistiefel und seinen Regenmantel an, holte sein uraltes Gewehr aus der Ecke und ging hinaus. Der Himmel war viel heller geworden, aber überall standen Wasserlachen.
Die Bulldogge zerrte an der Kette, als sie ihren Herrn sah. »Platz, Jack!« rief der Bauer. »Ich kann dich nicht gebrauchen!«
Der Hund legte sich traurig wieder hin und sah seinem Herrn nach, bis dieser verschwunden war. Griggs brauchte etwa eine Stunde, um zu überprüfen, welchen Schaden seine Felder genommen hatten, und er stellte genau das fest, was er vermutet hatte. Seine Laune wurde noch schlechter.
Als er unglücklich durch seinen kleinen Obstgarten zurückstapfte, flog aus dem hohen Gras ein farbenprächtiger Fasan auf. Griggs hob das Gewehr an die Schulter und schoß. Der Vogel fiel zu Boden. Beim Krachen des Schusses flog die unscheinbar gefärbte Gefährtin des Fasanes ebenfalls auf und stieß ein lautes, erschrockenes Gegacker aus. Griggs legte auf das Fasanenweibchen an, und auch dieses fiel zu Boden.
Er nahm die beiden schlaffen Körper auf und rief seiner Frau zu, die mit dem losgebundenen Hund an der Seite am Lagerschuppen stand: »Wir haben Glück gehabt, Betsy! Ein Fasanenpärchen!«
»Komm her und schau dir an, was ich gefunden habe!« rief sie zurück.
Griggs war etwas überrascht, daß sein Hund kerzengerade vor der Scheune sitzen blieb und ihm nicht entgegengerannt kam.
»Schau einmal durchs Fenster, wenn du eine Überraschung erleben willst!« sagte Mrs. Griggs und deutete auf den Lagerschuppen.
Ihr Mann legte das Gesicht an die Scheibe und stieß einen Schrei aus. Einen Augenblick lang blieb er regungslos stehen, dann trat er zurück und schaute seine Frau mit runden Augen an.
»Der Schuppen ist - ist ja voll mit Tieren!« sagte er mit ungläubiger Stimme und reichte seiner Frau abwesend die Fasanen.
»Und dein Fuchs ist auch dabei«, fügte sie bedeutsam hinzu.
Griggs schaute sein Gewehr an. »Jetzt haben wir ihn auf frischer Tat ertappt«, flüsterte er. »Ich kam heraus, um Jack sein Fressen zu geben«, erklärte ihm seine Frau. »Aus purem Zufall bin ich hier herübergelaufen, und da sah ich in unserem Lagerschuppen lauter Tiere - und alle schliefen fest. Als ich den Fuchs sah, schloß ich schnell die Tür.« Sie hielt inne und untersuchte die beiden Unglücksvögel, die ihr Mann eben im Obstgarten getötet hatte. Dann deutete sie auf den Schuppen. »Auf dem Regal sitzen ein Kauz und eine Art Falke«, berichtete sie. »Ich nehme an, sie haben sich hier vor dem Unwetter versteckt. Hast du so etwas jemals gesehen?«
»Nein, das ist das erste Mal«, sagte Griggs nachdrücklich. »Und es wird auch das letzte Mal sein. Diesmal werden mir die Missetäter nicht entkommen!« Er schien zu glauben, die anderen Tiere hätten an dem Hühnerdiebstahl teilgenommen.
»So, Jack«, befahl er seinem Hund. »Du bleibst hier sitzen und rührst dich nicht, bis ich es dir erlaube. Wir haben etwas zu erledigen.«
Die Bulldogge schien nicht im mindesten daran interessiert zu sein, irgend etwas anderes zu tun, als genau an der gleichen Stelle sitzen zu bleiben und mit gefletschten Zähnen auf den nahenden Augenblick des Erfolgs zu warten.
»Was willst du tun, Tom?« fragte Mrs. Griggs, die ihrem Mann ins Haus folgte. Griggs schwang sein Gewehr. »Ich werde es reinigen und ölen«, sagte er. »Dann werde ich es wieder

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