Als die Tiere den Wald verließen
nicht mehr allein stehen konnte.
Er sah schlimm aus. Seine Augen waren fast geschlossen, sein Fell war mit Schlamm und mit halbverfaultem Gras bedeckt, und er schnappte nach Luft. Gleich darauf spie er eine Menge Wasser aus. Die Tiere umringten ihn, berührten liebevoll seinen schmerzenden Körper, und der Maulwurf lehnte seinen kleinen samtigen Kopf gegen ein Bein des Dachses und weinte, als wolle ihm das Herz brechen. »Nun hör schon auf, Maulwurf!« tadelte die Kreuzotter. »Der Dachs ist doch jetzt in Sicherheit!« »Das hilft ihm nämlich jetzt auch nichts mehr!« sagte das Kaninchen.
Das Wiesel drehte sich wütend um. »Wie kannst du es wagen, auch nur ein einziges Wort zu sagen!« knurrte es. »Du und deine feigen Artgenossen, ihr seid an allem schuld!«
Das Kaninchen zitterte unter dem wütenden Blick des Wiesels und hustete verlegen.
»Nun, wir alle geraten manchmal in Panik«, brummte es unsicher und schaute weg. »Wir Kaninchen mögen kein fließendes Wasser - wir sind keine guten Schwimmer, weißt du. Du hast es da leichter... ehern! Es tut uns sehr leid wegen dem ... eh...«
»Bitte«, keuchte der Dachs, »wir wollen nicht streiten. Jetzt sind wir alle ... in Sicherheit.« Das Wiesel schaute den Hasen an, und der Oberste Igel tauschte einen Blick mit der Kröte. Der Dachs wußte offensichtlich nichts vom Schicksal des Fuchses. Das Wiesel machte den anderen ein Zeichen, dem Dachs im Augenblick noch nichts davon zu sagen. »Mehr als alles andere brauchst du erst einmal Ruhe«, sagte es freundlich zum Dachs. »Wenn du geschlafen hast, fühlst du dich bestimmt besser, und wir werden dir etwas zum Fressen besorgen, bis du aufwachst. Meinst du, du könntest die paar Schritte bis dort hinüber ins Unterholz gehen?«
Mit Hilfe all seiner Freunde erreichte der Dachs den Unterschlupf und versank in tiefen Schlaf, sobald sein Kopf die Erde berührte.
Die Tiere machten sich auf den Weg und suchten Nahrung. Als sie zurückkehrten, wurden sie vom Waldkauz erwartet.
»Wir haben den Fuchs aus den Augen verloren«, berichtete er. »Der Turmfalke schläft... ich habe ihn dort gelassen. Er sucht weiter, wenn es hell wird... er sieht viel besser als ich.«
»Bestimmt ist der Fuchs bis dahin schon zu weit abgetrieben«, sagte der Hase.
»Der Turmfalke fliegt so schnell wie eine Gewehrkugel«, sagte der Waldkauz. »Es dauert nicht mehr lange, bis es hell wird; er wird ihn schnell einholen. Ich nehme an... ihr wißt nicht, was mit dem Dachs geschehen ist, oder?«
Die Tiere hatten vergessen, daß der Waldkauz noch nichts von der Rettung des Dachses wußte. Sie begannen alle gleichzeitig zu reden.
Der Waldkauz freute sich sehr darüber, daß der Dachs wieder da war, aber seine Antwort fiel doch ein wenig reserviert aus, was vermutlich nur die Kreuzotter bemerkte.
»Wenn der Dachs aufwacht«, sagte das Wiesel traurig, »dann muß ihm jemand wegen des Fuchses Bescheid sagen.«
Die Tiere sahen sich an. Keiner meldete sich freiwillig. »Verzweifelt nicht«, sagte der Waldkauz. »Laßt uns nicht verzagen, zumindest so lange nicht, bis der Turmfalke zurückkehrt. Vielleicht hat er gute Nachrichten für uns.«
»Was machen wir, wenn es schlechte Nachrichten sind?« fragte der Maulwurf.
»Weitergehen«, sagte die Kröte. »Das müssen wir.« »Ohne den Fuchs?«
»Wenn es sein muß - und diese Möglichkeit müssen wir in Betracht ziehen.«
»Natürlich. Was sollen wir denn sonst machen?« sagte der Waldkauz. »Wir - der Dachs und ich -, wir schaffen es schon irgendwie.«
Ein verschlagenes Lächeln zog über das Gesicht der Kreuzotter. Ganz unbewußt schaute der Waldkauz zur Kreuzotter, und als ihre Blicke sich trafen, wandte er sich mit einem Gefühl des Unbehagens ab. »Ich bin sicher, wir sollten alle mithelfen«, bemerkte das Wiesel gereizt. »Ich glaube nicht, daß der Fuchs jemals einen Vertreter ernannt hat.« Das Grinsen der Kreuzotter wurde breiter. »Es scheint so«, meinte sie, »als hätten wir mehrere Anwärter auf den Thron.«
»Der Dachs wird uns führen«, erklärte der treue Maulwurf entschlossen. »Der Fuchs hat ihn schon ein- oder zweimal gebeten, ihn in seiner Abwesenheit zu vertreten.«
»Nun«, sagte der Waldkauz und schaute auf seine Füße, »ich weiß wirklich nicht, ob der Dachs auch kräftig genug sein wird. Zumindest nicht gleich, meine ich«, fügte er hastig hinzu.
»Wie könnt ihr nur hier herumstehen und euch streiten, wer der neue Anführer sein wird?« wollte die Kröte wissen. »Sicherlich habt ihr
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