Als die Tiere den Wald verließen
Reichweite des Ufers. Jetzt waren nur noch der Fuchs und der Dachs in Gefahr. Der Fuchs hatte in seinem Bemühen, die Kaninchen zu retten, all seine Kraft verbraucht, und als der Dachs ihn in der Mitte des Flusses erreichte, war er gerade im Begriff, vor Erschöpfung unterzugehen. Mit Hilfe des Dachses gelang es ihm, ganz langsam dahinzuschwimmen.
Das Treibgut war noch etwa zehn Meter entfernt. Der Dachs sah mit Erleichterung, daß alle anderen das Ufer erreicht hatten. Sie schienen weit weg zu sein. Er warf wieder einen Blick auf die näher kommende Masse. Mit Entsetzen wurde ihm klar, daß er und der Fuchs niemals rechtzeitig das Ufer erreichen würden. Der Fuchs wußte es auch.
»Bitte, Dachs!« sagte er. »Laß mich hier zurück! Du hast noch genug Zeit, um dich zu retten. Schwimme zurück zu den anderen! Sie werden dich brauchen...« Er konnte nicht weiterreden.
Der Dachs antwortete nicht, sondern wappnete sich für den unvermeidlichen Aufprall. Er hörte die beunruhigten Stimmen des Waldkauzes und des Wiesels und das Quieken der Feldmäuse, der Wühlmäuse und des Maulwurfs. Dann traf ihn eine kalte, glitschige Masse an der linken Seite und umschloß ihn völlig. Er hing mit den Füßen und dem Kopf in dem Treibgut fest und wurde unter Wasser gedrückt. Er kämpfte, um sich zu befreien, aber er wurde immer weiter in die dunklen Tiefen des Flusses gezogen.
16
Ein neuer Anführer
Die Tiere am Ufer sahen entsetzt dem Schauspiel zu, das sich im Fluß abspielte. Mit anzusehen, wie der Fuchs, der Anführer ihrer Expedition, und der Dachs (den alle, außer vielleicht dem Waldkauz, als den Stellvertreter des Fuchses anerkannten) in einer derartigen Gefahr schwebten, brachte jeden einzelnen zum Erzittern. Sie konnten alle den aus dem Wasser ragenden Haufen Treibgut sehen, der gleich die beiden Schwimmer erfassen mußte - und sie konnten überhaupt nichts dagegen tun.
Sie sahen, wie der Kopf des Dachses unter der Wasseroberfläche verschwand und wie der Fuchs von einem der Äste getroffen und flußabwärts getrieben wurde. Er versuchte zwar noch, sich zu befreien, doch er hatte nicht mehr genug Kraft.
Gemeinsam rannten die Tiere am Ufer entlang, um den Fuchs nicht aus den Augen zu verlieren. Der Waldkauz und der Turmfalke flogen direkt über dem Fluß dahin.
Nach etwa zwanzig Meter erreichte das Treibgut schneller fließendes Wasser. Der Fuchs wurde vom Sog mitgerissen, und schon bald hatten ihn die Tiere aus den Augen verloren. Nur die Vögel flogen hoch oben in der Luft.
Gerade tauchte im Fluß ein großer Felsen auf, und das Treibgut brach in zwei Teile. Beide wurden vom Wasser mitgespült. Nur ein großer Teil des Grases und der Blätter verfing sich am Felsen. Völlig verzweifelt über diese Tragödie wollten die Tiere gerade am Ufer entlang zurückgehen.
»Halt!« rief die Kröte. »Ich sehe etwas dort draußen zwischen den Pflanzen!« Ihre Stimme wurde vor Aufregung immer lauter. »Es... ich glaube, es ist... der Dachs! Ja, ich kann ihn sehen! Dort ist der Dachs!« Die Tiere hielten den Atem an. Tatsächlich - dort, inmitten wirbelnden Grases, war der unverwechselbare gestreifte Kopf des Dachses zu sehen - doch er bewegte sich nicht.
»Ist er... ist er...?« fragte der Maulwurf mit zitternder Stimme.
»Ich fürchte, es besteht wenig Hoffnung, daß er noch lebt!« sagte das Wiesel und tat sein Bestes, den Maulwurf zu trösten, der schrecklich zu schluchzen begann.
»Schaut! Schaut!« kreischte eines der jungen Kaninchen. »Er bewegt sich!«
»Komm, Hase!« sagte der Oberste Igel. »Wir müssen ihn herausholen!«
Ohne zu zögern, sprang er ins Wasser, kämpfte mit aller Kraft gegen den Strom und schwamm auf den Felsen zu. Der Hase und das Wiesel folgten ihm sofort. Den kleineren und schwächeren Tieren am Ufer kam es wie eine Ewigkeit vor, bis ihre beiden Freunde schließlich im stillstehenden Wasser hinter dem Felsen angekommen waren. Das Wiesel riß wie wild an den Pflanzen, um den Dachs zu befreien. Dann postierten sich das Wiesel und der Igel links und rechts neben dem Kopf des Dachses, benutzten ihre kleinen Körper als Stütze und hielten ihn so über der Wasseroberfläche. Der Hase, der Stärkste von ihnen, schwamm direkt hinter den Dachs. Dann nahmen sie Kurs auf das Ufer, während der Hase den hilflosen Körper mit den Schultern anstupste und ihn so vor sich herschob. Zur großen Erleichterung des Maulwurfs kamen schließlich alle vier am Ufer an. Sie mußten nun den Dachs hinaufschieben, da er
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