Als die Tiere den Wald verließen
wiedergefunden. Jetzt war alles in Ordnung.
Mit erneuter Kraft gelang ihm ein Endspurt. Er erreichte die Spitze des Hügels und taumelte in den schützenden Kreis seiner alten Freunde. Sofort führten sie ihn ins Gestrüpp, wo sie sich zuvor versteckt hatten.
Dieses Mal rannten die Hunde jedoch nicht vorbei. Die Tiere schauten vom Fuchs zu der näher kommenden Hundemeute und dann wieder zurück. Sie sahen, wie der erschöpfte Fuchs zu Boden sank. Wie sollten sie ihn retten?
»Es... nutzt nichts«, keuchte das mutige Tier. »Ich bin erledigt. Ich... kann... nicht mehr rennen. Bleibt... nicht bei mir. Versteckt euch! Sie ... wollen mich. Geht weg!« Er stellte sich auf seine zitternden Beine und machte ein paar Schritte von ihnen weg. Sie wollten ihn nicht allein lassen. »Wir haben dich nicht gefunden, um dich gleich wieder zu verlieren«, sagte der Dachs. »Mach dir keine Sorgen, Fuchs! Wir werden es schon schaffen!« »Sie kommen! Sie kommen!« kreischten die Eichhörnchen, die sich natürlich auf die Bäume gerettet hatten.
Der Dachs und die anderen Tiere, die erkannt hatten, daß ihre einzige Chance darin bestand, bis zum Tod zu kämpfen, stellten sich instinktiv um den Fuchs herum auf und erwarteten den Angriff.
Schweigend und erstarrt vor Furcht warteten sie. Das schmerzhafte Klopfen ihrer Herzen erschien jedem Tier wie fortwährende Donnerschläge. Sie warteten immer noch, und jede Sekunde erschien ihnen wie die letzte.
Die Schreie und das Pferdegetrappel sagten ihnen, daß die Reiter die Hügelspitze erreicht hatten. Dann erklang schrecklich nahe das Horn. Aber immer noch erschienen zwischen den Bäumen keine Hunde. Sie hatten sogar aufgehört zu bellen.
Die Tiere verstanden nicht, was los war. Sie rührten sich nicht. Es gab kein sicheres Versteck, das sie aufsuchen konnten. Die unerträgliche Spannung war fast schlimmer als das schreckliche Schicksal, das sie alle erwartet hatten.
»Turmfalke«, flüsterte der Dachs heiser. »Du mußt uns helfen! Schau nach, was los ist!«
Als der Turmfalke davonflog, hörten sie weitere Schreie, die Hunde schlugen wieder an, und wie durch ein Wunder entfernten sich das Gebell und das Pferdegetrappel.
»Sie ... sind weg!« flüsterte der Maulwurf erstaunt. »Ja«, erklang die müde Stimme des Fuchses aus ihrer Mitte. Er als einziger wußte, warum die Jäger eine andere Richtung eingeschlagen hatten. »Es ist die Füchsin«, sagte er.
Die Tiere schauten ihn fragend an. Erschöpft erzählte der Fuchs, wie er die Füchsin getroffen und wie sie ihn begleitet hatte.
»Ich dachte, ich hätte sie gerettet«, murmelte er völlig verzweifelt.
Er kam nicht dazu weiterzureden. Gerade kam der Turmfalke aufgeregt angeflogen. »Da ist noch ein Fuchs«, erklärte er rasch. »Ein paar von den Hunden waren schon hinter ihm her. Sie müssen sich von der Meute getrennt haben, die hier heraufkam. Jetzt hat der Jagdleiter alle Hunde auf den Fuchs gehetzt, und die Pferde sind gleich dahinter. Er hat die Hunde davon abgehalten, hierher ins Gebüsch zu rennen - ich weiß nicht, warum. Ich nehme an, daß man nicht zwei Tiere auf einmal jagen kann. Wie dem auch sei - heute haben wir Glück. Wir müssen sofort weg von hier, solange noch Zeit ist. Der andere Fuchs hält genau auf diesen Abhang zu.«
»Wo sollen wir sonst hin? Wir können nicht fliehen«, sagte der Dachs. »Wie sollen wir denn diesen schrecklichen Hunden entkommen? Sie würden uns in Stücke reißen.«
»Hör mal, Dachs«, sagte der Turmfalke ungeduldig. »Verstehst du denn nicht? Sie jagen nicht uns, sondern einen anderen Fuchs! Wenn wir das Gebüsch hier verlassen und den Jägern aus dem Weg gehen, dann passiert uns nichts. Sie werden den anderen Fuchs sicher erwischen - er scheint völlig erschöpft zu sein, obwohl ich noch nie einen so schnellen Fuchs gesehen habe. Wenn sie ihn erwischen, dann ist die Jagd für heute zu Ende.«
»Wie kannst du nur so gefühllos sein?« schnauzte der Maulwurf, der sehen konnte, daß der Fuchs den Kopf auf die Pfoten gelegt hatte und bitterlich weinte. »Du tust mir unrecht«, sagte der Turmfalke. »Du tust mir sehr unrecht, Maulwurf. Ich verabscheue diese Angewohnheit der Menschen, in großen Gruppen einzelne, ihnen unterlegene Tiere zu Tode zu hetzen. Aber das ist das Gesetz der Wildnis. Dieser arme Fuchs muß heute der menschlichen Grausamkeit zum Opfer fallen. Wir können es nicht verhindern. Ich wollte, wir könnten es. Du glaubst mir doch, oder nicht? Ich denke jetzt nur an die
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