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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Pferdegeschirre hören. Dann brachen die Hunde krachend in den Wald ein, wirbelten Wolken aus Blättern, Zweigen und Erde auf, zertrampelten Unterholz und kleine Bäumchen. Die Füchsin rannte davon, weg von dem Gebell und den aufgerissenen Mäulern, weg von den blitzenden Zähnen. Sie rannte unter die größeren Buchen und Eichen und verschwand in einem dichten Stechpalmen- und Ulmengebüsch. Die Hunde folgten ihr. Schnell rannte sie wieder heraus und um das Gebüsch herum. Jetzt war sie hinter den Hunden. Mit einem raschen Blick sah sie, wie der Hauptteil der Meute zwischen den Bäumen zu ihrer Rechten hindurchrannte. Langsam, um sicherzugehen, daß die Hunde ihr folgten, rannte sie auf eine Gruppe von dichtstehenden Jungbirken zu. Dann zwängte sie sich geschmeidig wie eine Schlange zwischen den Birkenstämmchen hindurch. Sie hörte, wie die Hunde bei dem Versuch, ihre größeren, kräftigeren Körper zwischen den dichtstehenden Bäumchen hindurchzudrängen, wütend bellten. Sie hörte auch die Flüche der Jäger, die sich in das Wäldchen gewagt und jetzt gegen die vorstehenden Äste der größeren Bäume anzukämpfen hatten.
    Die Füchsin rannte zwischen den Bäumchen hervor in den lichteren Teil des Waldes. Ihr Plan schien zu klappen. Jetzt sah sie vor sich eine dichte Hecke aus Dornengebüsch und Farnkräutern. Wenn es ihr gelang, die wütenden Hunde in diese Hecke zu locken, in der sie sich verfangen mußten, dann konnte sie aus dem Wald heraus und auf das offene Hügelland hinausrennen. Ihr Hauptziel, die Hundemeute aufzuspalten, hatte sie erreicht. Sie rannten ihr jetzt einzeln oder in Zweiergruppen nach. Andere, die zwischen den Bäumchen eingekeilt waren, bellten verstört; wieder andere hatten sich befreit, dabei aber beträchtliche Energien verschwendet, und bellten nur noch mit halber Kraft. Die übrigen hatten jeden Richtungssinn verloren, schnupperten umher oder folgten, ohne nachzudenken, den anderen Hunden und verhedderten sich dabei im Gestrüpp.
    Aber jetzt stand der Füchsin die größte Mutprobe bevor. Denn um sicherzugehen, daß ihr eine große Anzahl der Hunde folgte, durfte sie erst im Gestrüpp verschwinden, wenn die Hunde nur noch ein paar Meter von ihr entfernt waren. Andernfalls würden sie - wie man es ihnen beigebracht hatte - das Hindernis lediglich von außen umrunden und draußen abwarten, bis das Opfer vom Jagdleiter ins Freie getrieben wurde. Mit wild klopfendem Herzen wurde die Füchsin immer langsamer, bis sie kurz vor dem Gebüsch fast zum Stillstand kam. Jetzt veränderte sich das Gebell der Hunde, so als spürten sie schon ihren Triumph. Ihr Bellen wurde schrill, und sie liefen schneller. Die Füchsin sah sich um, und neue Wellen der Furcht durchfuhren ihren Körper. Die Hunde hatten sie fast erreicht! Mit einem riesigen Satz sprang sie nach vorn und landete mitten zwischen den Farnen. Sofort begann sie, sich zwischen den dichten Stengeln hindurchzuschieben.
    Sie hörte die Hunde hinter sich, und ihr war klar, daß sie ihnen vielleicht entkommen konnte, wenn es ihr gelang, das an ihr zerrende Gebüsch zu bezwingen, ohne sich darin zu verfangen.
    Die Minuten vergingen, und das wütende Gebell hinter ihr sagte der Füchsin, daß immer mehr von den Hunden in das Dickicht aus Farngewächsen und Dornengestrüpp eingedrungen waren. Ärgerliche Stimmen riefen die restlichen Hunde zurück. Mit dem Bauch fast am Boden schob sich die Füchsin vorwärts. Noch ein klein wenig weiter, und sie war frei. Durch das Unterholz sah sie vor sich helles Sonnenlicht und freies Land. Gleich hatte sie den Waldrand erreicht! Sie hatte nur noch ein kleines Stück vor sich. Dornen hatten an ihrem Fell und an ihrer Haut gezerrt, federnde Farne hatten ihr wieder und wieder ins Gesicht geschlagen und ihre Augen zum Tränen gebracht, aber vor ihr lag das offene Land. Sie kämpfte sich weiter. Als sie das nächste Mal aufsah, blieb ihr fast das Herz stehen. Auf dem weiten, freien Hochland, das vor ihr lag, sah sie einen Wald von Pferdebeinen, die ungeduldig stampften, während die Reiter auf das Auftauchen der Füchsin warteten. Zwischen diesen Beinen waren funkelnde Augen und offene Mäuler zu sehen - mit grausamen roten Zungen und gefletschten Zähnen. Die Fuchshunde!
    Trotz ihrer Schlauheit hatten die Menschen sie besiegt. Als sie sahen, daß es nutzlos war, im Wald zu bleiben, waren sie zu dem Punkt hinausgeritten, auf den sie zugehalten hatte. Die langsameren Hunde, die nicht ins Unterholz geschlüpft

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