Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
Vom Netzwerk:
lag. »Mein Bein!« keuchte er. Sein Gesicht war schneeweiß und eingefallen. »Ich kann es nicht bewegen!« Sein Pferd hinkte verängstigt neben ihm umher. »Ob das wohl eine Fügung des Schicksals war?« hörte man einen der Reiter flüstern. Die Jagd war beendet.

24
Wieder vereint
    Die Tiere standen hinter den Bäumen und sahen mit verhaltenem Atem zu. Einer der Jäger kniete mit ernstem Gesicht bei dem Jagdleiter. Jetzt waren es die Menschen, die in Not waren. Die einzige Sorge der Tiere war es, ob die Jäger jetzt wohl weggehen würden. Sie schauten zu, wie sich die Jäger langsam mit dem Verwundeten, dem hinkenden Pferd und der Meute von geschlagenen Hunden den Hang hinunter zurückzogen. Erst als die letzten Geräusche verklungen waren, fühlten die Tiere sich sicher. Die Kreuzotter kam unbekümmert auf sie zugeglitten. Die ganze Gruppe begrüßte sie wie einen Helden. »Das könnt ihr euch sparen«, sagte die Kreuzotter übellaunig. »Was hätte ich denn sonst tun sollen, wo das Vieh gerade im Begriff war, auf mich zu treten?« Die Tiere brachen ihre Lobpreisungen sofort ab, doch sie ließen sich durch die Erklärung der Kreuzotter nicht täuschen. Ihnen war klar, daß sie sich absichtlich am Hang postiert haben mußte, um der erschöpften Füchsin zu Hilfe zu kommen, falls sich eine Gelegenheit bot. »Heute haben wir tatsächlich Glück gehabt«, sagte der Dachs froh. »Unser lieber Freund, den wir schon aufgegeben hatten, ist wieder bei uns. Und außerdem dürfen wir in unserer Gruppe eine neues Mitglied willkommen heißen.«
    Er schaute hinüber zu der Stelle, wo der Fuchs und die noch rasch atmende Füchsin glücklich nebeneinandersaßen. Beide waren zufrieden, die Nähe des anderen zu spüren, und hatten kein Bedürfnis, etwas zu sagen. Der Fuchs wußte, daß er der Füchsin die wichtige Frage nicht mehr stellen mußte. Der bewundernde Blick, den sie ihm schenkte, sagte ihm genug. Dann sah der Fuchs auf und lächelte all seine Freunde an. »Wir haben uns alle schrecklich viel zu erzählen«, sagte er. »Aber nicht jetzt. Ich schlage vor, wir halten hier eine kurze Rast. Dann sollten wir uns ein sicheres Fleckchen suchen. Außerdem haben wir beide, die Füchsin und ich, schrecklichen Durst. Ob wohl jemand ...«
    »Überlaß das mir, mein lieber Fuchs«, unterbrach der Turmfalke. »Ich sehe mich um, wo der nächste Bach ist; es dauert nur ein paar Minuten.« Er flog hinauf zu den Baumgipfeln und verschwand am stahlblauen Himmel. Die anderen Tiere schauten automatisch den Fuchs an, um von ihm Anweisungen entgegenzunehmen. Die alten Gewohnheiten waren rasch wiederhergestellt. Der Turmfalke kehrte mit guten Nachrichten zurück. »Wir haben Glück«, sagte er munter. »Ein paar hundert Meter von hier ist ein verlassener Steinbruch. Er ist völlig eingezäunt, und es gibt einen großen Teich mit Enten und Wasservögeln. Dort sind wir sicher.« Und so zog die Gruppe gemütlich den Südhang hinunter. Der Dachs ging stolz mit dem Fuchs und der Füchsin voraus, und der Turmfalke flatterte über ihnen. Als sie fast am Steinbruch angekommen waren, stieß die Kröte einen Schrei aus. »Ich spüre jetzt endlich wieder, daß wir auf dem richtigen Weg sind!« rief sie. »Das ist phantastisch!« Die Tiere sahen sie fragend an.
    »Versteht ihr nicht?« quakte sie glücklich. »Mein Heimatinstinkt funktioniert wieder, aber diesmal in der entgegengesetzten Richtung. Der Teich im Farthing-Wald hat jetzt keinen Einfluß mehr auf mich. Ich bin zu weit davon entfernt. Jetzt spüre ich, wie es mich in die andere Richtung zieht
- zum Hirschpark!«
    »Hurra!« rief der Maulwurf. »Die gute alte Kröte! Jetzt kann sie uns direkt in unsere neue Heimat führen.« »Hase, könntest du bitte anhalten?« sagte die Kröte fröhlich. »Ich habe das Gefühl, daß ich jetzt die ganze Strecke allein hüpfen kann.«
    Grinsend gehorchte der Hase, und die Kröte hüpfte energisch nach vorn an die Spitze. Sie war fest entschlossen, die Gruppe in den Steinbruch zu führen. Schon bald erreichten sie ihr Ziel. Dort fanden sie allerdings einen Zaun aus Maschendraht vor, und nur die Kröte, die Wühlmäuse und die Feldmäuse schafften es hindurchzuklettern. Die Kreuzotter glitt unter dem Zaun durch.
    »Überlaßt das nur mir!« sagte der Maulwurf stolz und begann, einen breiten Gang unter dem Zaun hindurchzugraben. Er arbeitete so schnell, daß die vordersten Tiere, die darauf nicht gefaßt gewesen waren, von Kopf bis Fuß mit der Erde bespritzt

Weitere Kostenlose Bücher