Als die Tiere den Wald verließen
getötet. Ich habe den Lärm vorher gehört.«
»Eigentlich wollen wir versuchen, den ganzen Zwischenfall zu vergessen«, sagte der Dachs diplomatisch. »Es war für uns alle eine schlimme Erfahrung.« »O ja«, sagte der Reiher. »Das kann ich mir vorstellen. Ich bin von den Menschen einmal angeschossen worden. Schaut!« Er öffnete einen weitausladenden Flügel, der in der Mitte ein sauberes Loch hatte. »Meine Güte! Kannst du noch fliegen?« fragte der Turmfalke.
»Ja, allerdings ist meine Fliegerei etwas wacklig«, entgegnete der Reiher lachend. »Der Wind macht ein herrliches Pfeifgeräusch durch das Loch, wenn ich mit dem Flügel schlage.« Um ihnen dies zu zeigen, schlug er ein paarmal mit dem Flügel. Die Tiere stießen überraschte Schreie aus. »Meine Freunde nennen mich den Pfeifer«, fuhr der große Vogel fort. »Sie erkennen mich immer gleich, wenn ich komme.«
»Wie gut für dich, daß du nicht so jagst wie ich«, bemerkte der Waldkauz. »Ich jage, ohne ein Geräusch zu machen - das muß ich.«
»Jeder auf seine Art«, sagte der Reiher. »Ich fresse Fische. In dem Teich gibt es eine ganze Menge - Karpfen, Schleien und Barsche. Die Karpfen waren mir schon immer am liebsten.«
»Fische wären eine schöne Abwechslung auf unserem Speisezettel«, sagte der Fuchs.
»Wirklich?« rief der Reiher. »Ich fange euch morgen ein paar, wenn ihr wollt.«
»Würdest du das tun? Das wäre sehr freundlich von dir«, sagte die Füchsin.
»Oh, das ist kein Problem, wirklich nicht«, sagte der Reiher. »Es macht mir Spaß. Vielleicht können wir zusammen frühstücken?«
»Ja«, entgegnete der Fuchs. »Aber weck uns nicht zu früh«, lachte er. »Heute war ein anstrengender Tag.« »Ihr könnt euch auf mich verlassen«, sagte der Reiher. »Dann wünsche ich euch eine gute Nacht.«
»Gute Nacht!« erwiderten die Tiere im Chor. Sie sahen zu, wie der Vogel mit dem blaugrauen Rücken zu seinem Schlafplatz stolzierte. Dann, als hätten sie sich abgesprochen, krochen alle eng zusammen und hörten zu, wie der Dachs und der Fuchs ihre jeweiligen Abenteuer aus der Zeit, als sie getrennt gewesen waren, erzählten.
Ein paar der müden Eichhörnchen- und Mäusekinder schliefen an ihre Eltern gekuschelt ein. Eines von ihnen lehnte sich aus Versehen gegen einen Igel und wurde unsanft geweckt.
Die erwachsenen Tiere waren ebenfalls müde, aber sie redeten bis weit in die Nacht hinein von den Gefahren, die sie zu bestehen gehabt hatten, und darüber, was wohl noch vor ihnen liegen mochte. So erschöpft der Fuchs und die Füchsin auch zuvor gewesen waren - das Gespräch belebte sie. Erst als der Waldkauz sagte, er müsse seine Flügel strecken, und in die Nacht hinausflog, legten die Tiere sich schlafen.
Am nächsten Morgen wurden sie von einem anhaltenden Pfeifen geweckt. Sie hatten im Freien geschlafen, ohne sich zu verstecken, denn jetzt fühlten sie sich weit weg von jeglicher Gefahr. Sie stolperten auf die Beine und sahen den Reiher, der kräftig mit seinem verletzten Flügel schlug und mit dem Schnabel auf einen schillernden Haufen frisch gefangener Fische deutete. Bei diesem Anblick brachen einige der Tiere in Begeisterungsrufe aus. Die Pflanzenfresser unter ihnen machten sich auf den Weg, um ihr eigenes Frühstück zu suchen, nachdem sie den Reiher begrüßt hatten. »Ich habe die Fische nach und nach gefangen und hierhergebracht«, erklärte der Pfeifer. »Ich habe festgestellt, daß man am frühen Morgen am besten angeln kann. Ich habe Dutzende herumschwimmen sehen. Auf jeden Fall sind genug da für alle. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin am Verhungern!« »Das hast du gut gemacht!« lobte ihn der Fuchs.
»Nun, schaut sie euch an und nehmt, was euch schmeckt«, sagte der Reiher großzügig. Der Fuchs suchte für sich und die Füchsin einen dicken Karpfen aus. Der Pfeifer, der mit seiner starren Haltung so aussah, als stünde er stramm, schaute zu, seinen langen Schnabel zu einem Grinsen geöffnet, wie sich der Dachs, das Wiesel und die Igel bedienten. Dann fraßen der Turmfalke und der Waldkauz, und selbst die Kreuzotter würgte ein paar von den kleinen Fischchen hinunter. Der Maulwurf sagte höflich, er wisse nicht, ob er eine derart reichhaltige Nahrung vertrüge, und ging mit der Kröte zum Rand des Wassers, um nach Würmern zu graben.
Der Reiher begann, hungrig mit dem Schnabel in das übriggebliebene Häufchen zu hacken. Fasziniert sahen die anderen zu, wie er den Kopf zurückwarf und die Fische in seinem
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