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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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nicht!«
Der Fuchs hob einen Hinterlauf und kratzte sich nachdenklich. »Wir dürfen eines nicht vergessen: warum wir überhaupt zu dieser Tageszeit unterwegs sind!« »Nun, bis jetzt haben wir von der Jagd nichts gehört«, meinte das Wiesel.
»Das ist richtig«, sagte der Fuchs zustimmend. »Trotzdem müssen wir uns über unsere Lage erst einmal informieren!«
Der Turmfalke ließ sich nicht lange bitten. »Wenn ihr euch eine Minute lang geduldet...« sagte er und flog wieder auf, um nachzusehen, wo die Jäger waren. Was er sah, war beunruhigend. »Sie sind schon sehr nahe«, sagte er dem Fuchs. »Ich halte es für möglich, daß die Hunde wieder auf deiner Spur sind.« »Gut. Das beantwortet deine Frage, Wiesel«, sagte der Fuchs entschieden. »Ihr müßt euch alle beeilen. Jetzt ist keine Zeit zu verlieren. Wir haben nicht weit zu gehen, und hinter diesen Bäumen können sie uns nicht mehr verfolgen. Ich glaube, ihr stimmt mir zu, daß stillstehende Autos weniger gefährlich sind als eine wilde Hundemeute, oder?«
»Das eine ist so schlimm wie das andere!« murmelte die Kreuzotter.
Die Tiere gingen weiter, so rasch sie konnten, und schon bald wurde der Verkehrslärm beängstigend laut. Der Fuchs versuchte, alle zu beruhigen, aber keiner war es gewohnt, derart dichtem Verkehr so nahe zu kommen. Je mehr sie sich der Baumreihe näherten, desto nervöser wurden sie.
»Das ist schrecklich«, sagte das Oberste Kaninchen. »Ich verstehe nicht, warum wir nicht warten können, bis die Straße frei ist. Selbst wenn die Jäger in diese Richtung kommen, dann interessieren sie sich für uns kleine Tiere vermutlich nicht. Der Fuchs und die Füchsin können jetzt gehen, wenn sie wollen.«
Die letzte Bemerkung machte es ganz leise, was zeigte, daß sie nicht für die Ohren der anderen bestimmt war und daß das Kaninchen nicht den Mut hatte, zu seiner Überzeugung zu stehen.
Aber der Hase drehte sich zu ihm um. »Du solltest dich schämen!« sagte er vernichtend. »Selbst du mit deinem Spatzengehirn müßtest doch inzwischen begriffen haben, daß der Fuchs das tut, was für uns alle am besten ist. Wir werden uns nicht teilen. Und ich darf vielleicht noch hinzufügen, daß du nicht weit kämst, wenn du nicht andere hättest, die für dich denken.« Wie gewöhnlich stiftete der Dachs Frieden. »Bitte, bitte, Hase, du weißt, daß Streitereien zu nichts führen«, sagte er besänftigend. »Und du, Kaninchen, solltest versuchen, nicht so selbstsüchtig zu sein. Der Fuchs ist in einer sehr schwierigen Lage.«
»Ich weiß«, gab das Kaninchen zu. »Tut mir leid, Dachs. Ich habe vermutlich nur Angst.« Nur dem Dachs gegenüber gaben die Tiere ihre Schwächen zu. Sein altes, gestreiftes Gesicht erhellte sich zu einem Lächeln, und er sagte: »Natürlich hast du Angst, Kaninchen. Du brauchst dich nicht zu schämen. Aber wir haben doch schon öfter Angst gehabt, oder nicht? Das ist doch nichts Neues für uns, hm?« Und er stupste es aufmunternd mit der Schnauze an.
Nicht lange nach diesem Gespräch hörten die Tiere zum erstenmal, daß die Jäger auf ihren Fersen waren und schnell aufholten. Die Furcht, die sie bei dem letzten Zusammentreffen mit den wütenden Hunden und den Reitern verspürt hatten, flackerte sofort wieder auf, und der Fuchs und die Füchsin begannen unwillkürlich schneller zu laufen.
Zwar waren das Bellen und der Klang des Jagdhorns noch weit entfernt, doch die Tiere wußten nur zu gut, wie schnell sich das ändern konnte. Keiner von ihnen wollte ein Risiko eingehen, und alle rannten auf die Bäume zu, die noch ein paar hundert Meter entfernt waren.
Der Fuchs, die Füchsin und die Hasen kamen als erste an. Zitternd warteten sie und sahen zu, wie ihre Freunde näher kamen.
Einer nach dem anderen kam atemlos angerannt. Der Fuchs zählte mit. Als alle Feldmäuse und Wühlmäuse eingetroffen waren, fehlte nur noch die Kreuzotter. Die Tiere bemühten sich, sie im Gras dahingleiten zu sehen, aber keiner konnte sie entdecken. Der Turmfalke flog auf, um zu erkunden, wie weit sie schon war. Die anderen wandten sich für einen Augenblick dem zu, was noch vor ihnen lag. Von dort aus, wo sie im Schatten unter den Bäumen standen, sahen sie vor sich ein paar Meter weit Gras, das eine hohe Böschung hinaufführte, die an dieser Stelle die Straße verdeckte. Der Pfeifer meldete sich freiwillig, über die Böschung zu fliegen und ihnen zu berichten, wie es um den Verkehr stand.
Als er weggeflogen war, schauten die Tiere zurück auf das

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