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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Hügelland, durch das sie gerade gekommen waren. Von der Kreuzotter war nichts zu entdecken, aber jetzt konnten sie sehen, wie die ersten Hunde etwas mehr als fünfhundert Meter entfernt eine leichte Steigung heraufgestürmt kamen. Die Tiere wechselten besorgte Blicke, doch keiner sagte etwas.
Der Maulwurf brach das Schweigen. »Meinst du, sie sind hinter der Kreuzotter her, um sich zu rächen?« fragte er zaghaft.
»O nein, keinesfalls«, sagte der Fuchs. »Aber wir können nicht mehr auf sie warten. Sie muß es allein schaffen.« Unwillkürlich zitterte er, als er die Hunde näher kommen sah. Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zusammenzureißen.
»Kommt!« sagte er entschieden. »Hinauf auf die Böschung mit euch!« Und damit schob er die Füchsin vorwärts.
Zusammen rannten die Tiere die grasbewachsene Böschung hinauf. Oben stand ein hölzerner Zaun, der kein Hindernis für sie bildete. Sie krochen unter der untersten Latte hindurch. Auf der anderen Seite des Zauns fühlten sie sich vor den Jägern schon wesentlich sicherer.
Doch jetzt lag zwischen ihnen und der Autobahn kein Hindernis mehr, und sie mußten sich darauf vorbereiten, sie zu überqueren.
Die Böschung führte genau vor ihnen zum Rand der Straße hinab, und gleich dahinter lag die erste Fahrbahn: so weit das Auge blicken konnte, sah man nach beiden Seiten Autos und Lastwagen stehen. Parallel dazu standen zwei weitere Reihen dieser anscheinend friedlichen Ungeheuer. Das glänzende Metall glühte in der Hitze, und aus jedem der Ungeheuer stieg unentwegt eine Rauchfahne auf, die ein Weilchen in der Luft zu schweben schien und dann verschwand. Zwischen den regungslosen Fahrzeugen auf der einen Seite und denen, die auf der anderen Seite vorüberrasten, verlief ein schmaler, auf beiden Seiten von Leitplanken begrenzter Grasstreifen, auf dem überall Papier umherlag.
Zwischen den Leitplanken stand der unerschütterliche Pfeifer. Er hatte seinen Freunden auf der Böschung den Rücken zugewandt und schien von dem Verkehr auf der anderen Seite völlig gefesselt zu sein, denn er wandte den Kopf rasch von links nach rechts, während die einzelnen Autos vorbeiflitzten. »Er sieht aus, als wäre er hypnotisiert«, flüsterte das Wiesel.
Die Tiere hatten dies alles mit einem Blick aufgenommen, und beim Anblick all der Menschen, die so nahe vor ihnen in ihren stillstehenden Autos saßen, legten sie sich instinktiv hin. Jedes einzelne von ihnen rümpfte bei dem Gestank angewidert die Nase. Der Fuchs wußte, daß sie sich beeilen mußten. Abgesehen von der Füchsin fühlte er mehr als jeder andere, daß sie es nicht riskieren konnten hierzubleiben. Obwohl er annahm, daß die Möglichkeit gering war, daß die Jäger ihre Hunde über die Baumreihe hinaus laufen lassen würden, reichte ihm auch diese geringe Möglichkeit.
Gerade kam der Turmfalke.
»Ich konnte sie nicht finden«, sagte er und meinte damit die Kreuzotter. »Ich glaube, sie hat das absichtlich getan, falls sie wieder gebraucht wird, um die Jäger aufzuhalten.«
»Pah!« brummte der Waldkauz. »Ihre letzte Heldentat muß ihr zu Kopf gestiegen sein.« »Das glaube ich nicht«, sagte der Fuchs sachlich. »So ist die Kreuzotter nicht, was ihr auch immer über sie sagen mögt.«
Über dem Dröhnen und Singen der fahrenden Autos und dem leisen Brummen der stillstehenden Fahrzeuge hörten die Tiere wieder das Hundegebell. Der Fuchs stand auf, sah sich um und ließ sich schnell wieder zu Boden fallen.
»Wir müssen hier weg«, sagte er ohne Umschweife. »Es dürfte nicht allzu schwierig sein. Unter den Autos ist genug Platz. Wir können durch die Autoreihen zum Pfeifer hinüberrennen, ohne daß uns jemand sieht.« »Aber was ist, wenn sie anfahren, bevor wir drüben sind, Fuchs?« wollte die Oberste Feldmaus wissen. »Selbst wenn sie nur ein paar Zentimeter fahren, können sie die meisten von uns und vor allem die kleineren Tiere zerquetschen.«
Der Fuchs betrachtete die Autoschlangen in beiden Richtungen.
»Das ist unwahrscheinlich«, sagte er. »Aber je schneller wir gehen, desto besser.«
»Vielleicht gibt es irgendwo eine Fußgängerbrücke, die über die Straße hinwegführt?« schlug das Oberste Kaninchen vor.
»Ja, und vermutlich hat sie winzig kleine Stufen, extra für die Mäuse«, sagte die Oberste Feldmaus sarkastisch.
»Daran habe ich nicht gedacht«, sagte das Oberste Kaninchen verlegen.
Der Fuchs dreht sich zum Turmfalken um, der auf dem Zaun hinter ihnen saß.
»Turmfalke, könntest du

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