Als die Tiere den Wald verließen
auch«, sagte er. »Aber es gibt keinen Grund, die anderen zu beunruhigen, oder?«
»Ich glaube, sie machen sich weniger Sorgen, wenn du ihnen sagst, warum wir aufbrechen«, sagte die Füchsin.
»Ich nehme an, du hast recht«, gab der Fuchs zu. »Du hast immer recht«, fügte er bewundernd hinzu. Die Füchsin lächelte und half dem Fuchs und dem Turmfalken, die Schlafenden aufzuwecken. Ein paar Tiere murrten zuerst, weil man sie im Schlaf gestört hatte, aber bald hatte der Fuchs sie vom Ernst der Lage überzeugt.
»Es gibt keinen Grund zur Panik!« erklärte er ruhig. »Solange wir eine gleichmäßige Geschwindigkeit beibehalten, sind wir nicht in Gefahr. Und wenn wir erst einmal die neue Straße überquert haben, dann haben wir die Jagd und alles, was dazugehört, endgültig hinter uns gelassen.«
»Wie lange dauert es noch, bis wir die Straße erreicht haben?« fragte der Oberste Igel.
»Ich weiß nicht genau«, antwortete der Fuchs. »Aber sie liegt gleich dort hinter der Baumreihe. So, alles bereit? Los, Kröte, hinauf mit dir!«
Er sah sich um und überzeugte sich, daß alle da waren. »Maulwurf, bist du soweit? Gut, das war's dann, denke ich. Ich sehe die Kreuzotter nicht! Ist sie da?« »Ich bin direkt hinter dir«, sagte die Schlange. »Vielleicht erinnerst du dich noch - du hast mich als erste aufgeweckt, und seitdem warte ich.« »Ja, tut mir leid«, sagte der Fuchs gutmütig. »Sind also alle da?«
Mit einem melodiösen Pfeifen flog der Turmfalke mit dem Reiher zusammen los. Der Waldkauz flog ein paar Meter hinter ihnen, da es noch hell war. Die Tiere kamen gut voran. Weder Hunde noch Jagdhorn waren zu hören, und abgesehen davon, daß sie ein paarmal anhalten oder einen Umweg machen mußten, um Menschen aus dem Weg zu gehen, gab es nichts, worüber sie sich Sorgen machen mußten. Aber während die Bäume vor ihnen immer mehr Gestalt annahmen, hörten sie ein Geräusch, das immer lauter wurde. Es war Verkehrslärm. Da die nächstliegende Straße diejenige sein mußte, welche die Kröte im Bau gesehen hatte, machte sich der Fuchs immer mehr Sorgen. Schließlich rief er den Turmfalken herab und bat ihn, vorauszufliegen und nachzuforschen.
Die Tiere sahen zu, wie der Falke sich nach und nach in einen dunklen Punkt am Himmel verwandelte und schließlich hinter den Bäumen verschwand. Ein paar Minuten später war er zurück.
Der Pfeifer und der Waldkauz begleiteten ihn zur Erde, und die Tiere hielten an, um seinen Bericht zu hören. »Wir hätten es uns denken können«, war die einleitende Bemerkung des Turmfalken. »Die neue Straße ist fertig, und zwar schon seit einiger Zeit, so wie es aussieht. Sie ist sechsspurig, mit einer Insel in der Mitte. An beiden Seiten ist eine hohe Böschung.« Einige Tiere sahen die bestürzte Kröte vorwurfsvoll an, als sei sie dafür verantwortlich.
»Ach du liebe Güte!« quakte sie. »Ich... es tut mir leid.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte der Fuchs. »Es ist eine ganze Weile her, seit du hier warst. Die Menschen bauen schnell, wie wir aus bitterer Erfahrung wissen.«
»Was machen wir jetzt?« fragte das Oberste Eichhörnchen nervös.
Die Kreuzotter lachte zynisch. »Wir müssen sie natürlich überqueren«, sagte sie.
»Aber das ist unmöglich! Wir werden alle sterben!« jammerte das Oberste Kaninchen.
»Eine Hälfte können wir gefahrlos überqueren«, sagte der Turmfalke. »Auf der Seite hier ist ein Verkehrsstau: eine Unmenge Autos und riesige Lastwagen sitzen dicht hintereinander fest.«
Der Fuchs schaute ihn rasch an. »Und sie bewegen sich überhaupt nicht?« fragte er scharf. »Nur in großen Zeitabständen, wie es aussieht«, antwortete der Turmfalke.
»Aber wer weiß, wie es ist, bis wir hinkommen?« »Es ist doch bestimmt sicherer, wenn wir warten, bis es dunkel ist«, warf das Wiesel ein. »Bis dahin ist die Straße vielleicht fast leer.«
»Dann wäre nicht mehr so viel Verkehr«, stimmte der Fuchs zu. »Aber dies ist offensichtlich eine Autobahn, und Autobahnen sind nie ganz frei.« »Aber wir hätten bei Nacht trotzdem mehr Chancen«, meinte das Wiesel beharrlich.
»Da bin ich nicht so sicher«, gab der Fuchs zurück. »Wenn wir die Straße erreichen, solange sie noch verstopft ist, haben wir eine sehr gute Chance, wenigstens die Insel in der Mitte sicher zu erreichen.« »Ja, und da säßen wir dann fest«, sagte das Wiesel ein wenig ärgerlich, »während Hunderte von Augen uns anstarren. Nein, mir gefällt dieser Gedanke überhaupt
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