Als die Welt zum Stillstand kam
Verbindung mit Regierungsvertretern in aller Welt herzustellen. Die T. O. R.-Leute haben die meisten von ihnen überzeugen können, mit den letzten Energiereserven das Mobilfunknetz wiederherzustellen. Denn fast jeder T. O. R.-Techniker, den sie irgendwo auf der Welt erreichen können, weiß genug über die Software, um vor Ort ein Tor wieder in Betrieb nehmen zu können. Und sobald das ans Netz angeschlossen ist, kommt Unterstützung. Trotzdem wird es noch lange dauern, bis das Tornetz flächendeckend funktioniert. Vor allem, weil die Tore furchtbar viel Energie brauchen, und die ist nicht leicht zu beschaffen. Zurzeit wird darum jedes funktionierende Tor von bewaffneten Truppen bewacht, und jeder, der eines benutzen will, muss einen Antrag bei der UNO stellen. Bisher bekommt aber kaum jemand eine Zusage.
Auch ich nicht, und das macht mich allmählich total loco. Bernie hat seine Arbeit, Alex kümmert sich um Krankheiten und Verletzungen und den Gemüsegarten auf dem Dach der Zentrale – nur ich weiß nicht, was ich tun soll. Seit ein paar Tagen habe ich wenigstens eine kleine Aufgabe: Ich bringe Sam, dem einzigen Kind hier in der Zentrale, das Mundharmonika-Spielen bei. Doch wenn ich nicht bald hier rauskomme … Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Beamen noch mal so verlockend erscheinen würde.
20. Dezember 2036
Obwohl es an jeder Ecke noch Chaos und Hunger gibt, herrscht doch überall Aufbruchstimmung. Und niemand scheint sich zu fragen, ob es eigentlich gut ist, das Netz wieder aufzubauen.
Gestern Abend saßen Alex, Bernie und ich nach langer Zeit mal wieder zusammen, warm eingepackt auf dem Dach der T. O. R.-Zentrale. Wir tranken den letzten weißen Tee aus Bernies Vorrat und betrachteten die Sterne am kalten Winterhimmel.
»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, das Netz wieder aufzubauen«, sagte ich. »Dann sind wir doch wieder völlig abhängig von den Toren. Und man kann gegen die Mobilen ja eine Menge sagen, aber sie sind mit dem Torausfall ganz klar am besten zurechtgekommen.«
Bernie sah aus, als würde er gleich explodieren. »Wenn wir das Netz nicht wieder aufbauen würden«, sagte er, »wüsste ich gar nicht, dass meine Eltern noch leben!«
Er hielt einen Finger hoch, dann noch einen. »Und Alex hätte immer noch Albträume, weil er nicht wüsste, dass seine Mom zwar am anderen Ende der Welt, aber in Sicherheit ist.« Noch ein Finger. »Und du müsstest immer noch Angst vor Jason haben.«
»Olle hätte auch so einen Weg gefunden, mir das Vid zu schicken«, sagte ich.
Das Vid habe ich seit drei Tagen, und ich sehe es mir immer wieder an. Nur um mich zu vergewissern, dass ich wirklich keine Angst mehr vor Jason haben muss. Seine eigenen Sicherheitsleute haben ihn kurz nach meiner Flucht verhaftet, nachdem sie die Aufnahmen gesehen hatten, die Olle in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Jasons Keller von den tödlichen Drohnen gemacht hat. Das Polizeilabor hat dann die DNA an den Drohnen untersucht und bestätigt, dass sie von den ermordeten Jungen stammt. Zusammen mit den Aussagen der Sicherheitsleute, die Jasons geheimes Vorratslager bewacht haben, reichte das aus, um ihn für viele Jahre einzusperren.
»Okay«, gab Bernie zu, »vergiss das mit Jason. Aber …«, plötzlich grinste er übers ganze Gesicht, »… ohne das neue Netz würdet ihr beiden jetzt auch nicht nach Frankreich beamen können, um nach Alex’ Vater zu suchen.«
Er zog eine Art MoPad aus der Hosentasche und gab es Alex.
»Pierre und ich haben in jeder freien Minute daran gearbeitet. Das hier ist einer der beiden Prototypen. Seid also vorsichtig damit, okay? Und erzählt bloß keinem davon!«
»Was ist das denn?«, fragte Alex.
»Na, was wohl: ein mobiles Tor! Stellt euch nur vor, wie einfach die Arbeit für uns Tor-Techniker wird, wenn wir bei Gefahr jederzeit und von überall wegbeamen können!«
Bernie hat sich verändert, aber er liebt die Tore immer noch. Ich hingegen dachte sofort daran, welche Möglichkeiten sich durch mobile Tore Verbrechern wie Jason eröffnen. Aber Alex sah so glücklich aus, dass ich diesen Gedanken gleich wieder beiseiteschob.
23. Dezember 2036
Dies ist wahrscheinlich der letzte Eintrag für längere Zeit. Denn heute treten Alex und ich unsere Reise an. Zuerst beamen wir zu einem Tor in der Provence, das erst vor wenigen Tagen angeschlossen wurde. Von dort aus sind es dann noch etwa dreißig Kilometer bis zu dem Haus von Alex’ Dad.
Alex kann es kaum erwarten, aufzubrechen, aber
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