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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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gewesen sein sollst. Ist sicher auch nur so ein Gerücht.«
    »Nein, es stimmt schon«, sagte Celie verlegen.
    Olle musterte sie. »Und was ist das jetzt mit euch?«
    »Ich war bei ihm, um ihm dieses Konzert vorzuschlagen.« Das war eine Lüge. Aber irgendwie auch nicht. Warum sie ursprünglich zu Jason gegangen war, das würde sie Olle jedenfalls nicht auf die Nase binden. Er würde das nur falsch verstehen.
    »Damit die Kinder mal wieder was haben, worauf sie sich freuen können. Und die Erwachsenen auch. Ich dachte einfach, bevor ich einen Termin im Rat bekomme, versuch ich’s lieber direkt beim Oberboss.«
    Olle grinste. »Gut gemacht, Prinzessin! Pass nur ein bisschen auf, dass das niemand in den falschen Hals bekommt. Und wenn der Kerl frech wird, sag mir Bescheid!«
    »Mach ich«, sagte Celie lachend.
    Eliza hatte sie bis zum Westtor der Stadt geführt und sah Celie jetzt herausfordernd an.
    »Du willst, dass wir da draußen üben?«, fragte Celie ungläubig.
    »Genau.«
    »Aber …« Die da draußen sind zu gefährlich, dachte sie und im selben Moment schämte sie sich dafür. »Die da draußen« waren ganz normale Menschen. Es ging ihnen schlechter als denen in der Stadt, und manche stahlen und beteiligten sich an Überfällen. Aber die meisten von ihnen arbeiteten wahrscheinlich hart für eine bessere Zukunft, nachdem sie fast alles verloren hatten.
    Celie fasste Elizas Hand und trat auf die Polizisten zu, die das Tor sicherten.
    »Okay, gehen wir.«
    Eliza überraschte Celie noch einmal, als sie auch vor den Toren der Stadt zielsicher weiterging. Sie verriet Celie nicht, wohin sie wollte, also folgte Celie ihr einfach.
    Sie gingen an Baustellen, neuen Strommasten und Wasserleitungen vorbei, ließen zwei Kartoffelfelder links liegen, passierten eine Ansammlung von etwa fünfzehn alten Armee-Cubes, in denen viel zu viele Menschen untergebracht waren, überschritten die Linie, wo der neue Elektrozaun gebaut wurde, und gelangten nach einer halben Stunde schließlich über einen Hügel zur Küste.
    Als Celie das Meer sah, aus dem unzählige Windräder ragten, wurde ihr plötzlich bewusst, wie lange sie schon nicht mehr schwimmen gewesen war. Oder tauchen. Oder reiten. Oder grassboarden. Sie atmete die Seeluft tief ein und ließ sich von Eliza weiterziehen. Schließlich erreichten sie den Strand. Zwei Zelte standen dort. Vor dem einen saß ein alter Mann und bastelte an einer Angel.
    »Sean, ich bin’s!«, rief Eliza und lief auf das andere Zelt zu. Ein schlaksiger Junge kam heraus. Staunend sah Celie, wie Eliza ein riesiges belegtes Baguette aus ihrem kleinen Rucksack zog und es dem Jungen in die Hand drückte. Er biss schon hinein, während Eliza noch einen Apfel und eine Flasche Limo auspackte. Dann winkte sie Celie.
    »Das ist Dawn und das ist Sean«, stellte Eliza die beiden vor. Sean nickte mit vollem Mund.
    »Sean kann teragut Mundharmonika spielen, richtig professorell«, sagte Eliza.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Celie verstand.
    »Wenn ich dich nicht hätte«, sagte sie dann.
    »Dann hättest du weniger Probleme, stimmt’s?« Eliza kicherte. »Das sagt zumindest meine Mom immer.«
    Die beiden hockten sich zu Sean in den Sand.
    »Hättest du Lust, bei einem Konzert in der Stadt mitzumachen?«, fragte Celie.
    Sean verschluckte sich und prustete Brotkrümel in alle Richtungen.
    »Ich nehme das mal als ein Ja«, sagte Celie. Und fragte sich im selben Augenblick, ob sie da nicht zu viel versprach. Schließlich musste sie dem Jungen für das Konzert eine Ausnahmegenehmigung zum Betreten der Stadt besorgen. Flüchtlingskindern war der Zutritt generell verboten, weil sie natürlich keine »wertvollen Qualifikationen« mitbrachten.
    Stimmen wehten über den Strand herüber und kurz darauf standen vier weitere Kinder um sie herum.
    »Das ist Nina, sie hat schon drei Jahre lang Klavierunterricht gehabt bei einem Konzern…piano…nisten«, stellte Eliza ein dünnes Mädchen von vielleicht neun Jahren vor. »Jetzt kann sie natürlich nicht üben, hier gibt’s ja kein Klavier. Und das ist Seans Bruder Timothy …«
    Den Rückweg zur Stadt legten sie schweigend zurück.
    Celie grübelte. Sollte sie versuchen, den Flüchtlingskindern freien Zugang zur Stadt und zur Musikschule zu verschaffen? Oder war es besser, sie direkt hier draußen zu unterrichten, wo sie lebten? Was würde der Rat wohl eher genehmigen?
    Und was sollte sie tun, wenn sie es gar nicht erlaubten? Sie hatte den Kindern ja schon

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