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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Rippe davongetragen. Auch ihn hatte der grausame Kampf erschüttert. Aber genau wie Alex hatte er inzwischen ein Ziel, das ihn aufrecht hielt.
    Nach Marias und Robbes Tod hatte das anders ausgesehen. Damals war er zusammengebrochen. Und er hatte Alex gefragt, wie er trotz der schrecklichen Dinge, die um sie herum passierten, so zuversichtlich bleiben konnte. Alex’ Antwort war gewesen, dass er, egal, was auch geschah, immer sein Ziel im Auge behielt: Celie zu finden. Dafür würde er alles tun.
    Wofür würde ich alles tun?, hatte Bernie sich gefragt, und die Antwort war so schnell da gewesen, als hätte sie schon lange in einem Winkel seines Gehirns darauf gewartet, entdeckt zu werden: Er würde alles dafür tun, seine Eltern wiederzusehen. Natürlich konnte er Indien nicht zu Fuß erreichen – schon den Weg bis nach Irland würde er nur mit Glück überleben, da machte er sich nichts vor. Nein, wenn er nach Indien wollte, musste er dafür sorgen, dass die Tore wieder funktionierten. Als ihm das klar war, stand sein nächstes Ziel fest: Er würde in Irland zur T. O. R.-Zentrale gehen und dort mithelfen, das Tornetz zu reparieren.
    Als er Alex in einer Nacht, in der sie beide vor Hunger nicht einschlafen konnten, davon erzählte, lachte der ihn nicht etwa aus. Stattdessen sagte er: »Ich wüsste nicht, wieso du das nicht schaffen solltest.«
    Und egal, wie verrückt Bernies Plan auch sein mochte: Mit diesem Ziel vor Augen ließ sich alles leichter ertragen. Der Hunger, der Durst und sogar die vielen Toten.

Kapitel 9
    Aus Jennas Tagebuch:
    19. Juli 2024
    Celie ist ganz aufgedreht seit unserem Spielplatzbesuch in Köln. Sie redet die ganze Zeit von ihrem neuen Freund Alex. Offenbar hat sie ihn ebenso beeindruckt wie er sie, denn eben kam seine Mutter mit ihm vorbei. Sie wollte wissen, in welchen Kindergarten Celie geht, weil Alex unbedingt auch dorthin will.
    Die beiden haben im Garten gespielt, während Alex’ Mutter und ich Tee getrunken haben. Sie war mir so dankbar, dass es mir schon fast peinlich war! Nicht wegen des Kindergartens, sondern weil Alex durch die Tore seinen Vater zurückbekommen hat. Offenbar haben die Eltern sich vor einem Jahr getrennt. Alex’ Vater musste aus beruflichen Gründen nach Frankreich ziehen und hat seinen Sohn deshalb kaum noch gesehen. Alex hat wohl sehr darunter gelitten. Aber jetzt hat er seinen Vater wieder: Jeden Abend beamt er nach Köln, bringt seinen Sohn zu Bett und liest ihm wie früher etwas vor.
    Zum ersten Mal begreife ich wirklich, wie unsere Erfindung das Leben der Menschen verändert. Ich wünschte, Felix würde mir zuhören. Aber er hat überhaupt nicht reagiert, als ich ihm von Alex und seinem Vater erzählt habe. Und das macht mir wirklich Sorgen, denn für Celie und alles, was mit ihr zu tun hat, hat er bislang immer Interesse aufgebracht, auch in seinen schlimmsten Phasen.
    Celie liebt Felix über alles. So sehr, dass sie sich immer mehr von mir abwendet. Zumindest habe ich den Eindruck – oder ist das nur ein Gedanke, den mir meine Schuldgefühle einflüstern? Sicher ist aber, dass ich mich mehr um Celie kümmern und weniger Zeit im Labor verbringen sollte. Doch wie soll ich das machen?
    Damit ich dort zumindest irgendetwas von ihr um mich habe, habe ich vor einer Woche den unförmigen, schreiend bunten Tonaschenbecher auf dem Akkuschrank aufgestellt, den Celie im Kindergarten gebastelt hat. Ich muss immer lachen, wenn ich ihn ansehe. Oder weinen.
Irland, Mobilen-Kommune
    »Wenn du das am Sonntag so hinbekommst«, sagte Pietro zu seinem Klavierschüler, »dann werden die Mädchen wohl gar nicht anders können, als dir ihre Kuscheltiere zuzuwerfen und die Bühne zu stürmen.« Der Siebenjährige kicherte.
    Seit Jason das geplante Konzert öffentlich angekündigt und der Rat offiziell verboten hatte, dass Kinder auf den Feldern arbeiteten, war in der Musikschule die Hölle los. In jedem Raum, in jeder freien Ecke wurde geprobt. Sogar im Pausenraum, in dem jeden Morgen die Sonderrationen für die Kinder angeliefert wurden, war es voll: Heute spielte eine Band und vor einem Fenster stand ein Mädchen mit Kopfhörern, das verbissen in seine Querflöte blies.
    Celie sah Eliza ratlos an. »Ich habe keine Ahnung, wo wir hier in Ruhe Klarinette spielen sollen«, sagte sie.
    »Wir könnten doch woandershin gehen«, sagte Eliza. »Ich weiß was.« Sie packte Celies Hand und zog sie aus dem Gebäude auf die Straße.
    »Wo willst du denn hin?«, rief Celie, um den

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