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Als Erzieherin gelassen und erfolgreich

Titel: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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Anfragen und Situationen, in denen Sie Ja statt Nein und umgekehrt sagten. In welcher Verbindung stehen die beiden Worte? Zu was sagen Sie Nein, wenn Sie Ja sagen? Zu was sagen Sie Ja, wenn Sie Nein sagen?
    Ja und Nein sind die Seiten ein und derselben Münze. Sie können, wie bei einem Schokoladentaler, die eine Seite nicht von der anderen lösen.
    Verena hat beschlossen, für den Sommerbasar keinen Kuchen zu backen. Die letzten Jahre stand sie immer in der Küche, nun, findet sie, sind die anderen Kollegen dran.
    »Wer bringt einen Kuchen mit?«, will beim Organisationsabend ein Vater von Eltern und Erzieherinnen wissen. Er schaut in die Runde und seine Augen bleiben an Verena gefühlte zwanzig Minuten hängen. Tausend Gedanken schießen Verena gleichzeitig durch den Kopf. Sie will nicht backen, aber sie gehört zum Team und möchte auch ein Vorbild sein. Als der Blick des Vaters erneut in ihre Richtung wandert, hört sie sich laut und deutlich sagen: »Ja. Ich.« Und nach einer kurzen Pause: »Zwei!«
    Zu was hat Verena durch ihre Bereitschaft Nein gesagt? Vielleicht kommen Ihnen ein paar Gedanken, was dieses, ich möchte fast sagen doppelt leichtfertig ausgesprochene Ja, für Verena bedeuten könnte.

    Was denken Sie, wie Verena sich danach fühlt? Stolz und selbstbewusst, wie man sich nach einem durchdachten und laut ausgesprochenen Ja fühlt?
    Wer Ja sagt, obwohl er Nein meint, untergräbt langfristig das eigene Selbstbewusstsein und die Selbstachtung. Mit dem ungewollten Ja gehen oft sehr belastende Gefühle einher. Etwa
    • Wut
    • Ohnmacht
    • Angst
    • sich ausgenutzt fühlen
    • nicht wirklich beachtet zu werden
    Menschen, die sich schwer damit tun, auch mal Nein zu sagen, verbannen ihre eigenen Bedürfnisse regelmäßig in die zweite Reihe. Das macht unzufrieden und es werden »innere Rabattheftchen« angelegt.

Das innere Rabattmarken-Heft
    Wir sagen Ja, obwohl wir eine Aufgabe nicht übernehmen wollten, und merken uns das »für die Zukunft«. Obwohl es besser wäre, diesen Auftrag zu diskutieren, nehmen wir ihn an. Oftmals in dem festen Glauben, dass der andere weiß, wie viel Überwindung uns die Zustimmung kostet. Wir gehen dann davon aus, dieser Mensch wird ein anderes Mal »uns zuliebe« auch Ja sagen, obwohl er Nein meint. So kommt eine schöne Sammlung von scheinbaren »Hilfsbereitschaftsmarken« zusammen, die in einem Konfliktdialog als Kanonenfutter dienen.
    »Ich habe letztes Mal auch die Kinder für dich mitbetreut, bloß weil du dich in etwas einarbeiten wolltest.«
    »Also bitte, ich habe auch schon für dich mitgearbeitet, weil dir was anderes wichtig war.«
    »Was soll denn das gewesen sein?«
    »Erinnere dich doch bitte mal an deinen Konflikt mit Linda. Den habt ihr schön in der Dienstzeit ausgetragen.«
    An einem solchen Dialog wird sichtbar, wie oft wir einen Gefallen durchaus nicht »aus Gefälligkeit« tun, sondern weil wir meinen, dann etwas beim anderen gut zu haben.
    Einer Sache zuzustimmen, die man nicht wollte, sich »breitschlagen« zu lassen, etwas zu übernehmen, was eigentlich nicht in den eigenen Aufgabenbereich gehört oder jemand einen Gefallen zu tun, der überhaupt nicht gefällt, zieht viel nach sich. Nicht nur Arbeit, sondern auch eine Menge Ärger. Den meisten davon in uns selbst, denn die anderen sind ja zufrieden.
    Täglich begegnen wir Situationen, die uns ein Nein abverlangen und in denen wir diese vier Buchstaben aber einfach nicht über die
Lippen kriegen. »Ich habe Angst, dass man mich dann nicht mehr mag!«, höre ich immer wieder. »Ich möchte andere Menschen mit meiner Absage nicht verletzen, sie nicht vor den Kopf stoßen.« Ich möchte geliebt werden, vervollständige ich dann - manchmal nur für mich, manchmal laut vernehmbar - diesen Satz.

Warum sagen wir Ja statt Nein?
    Hier einige der typischen, oft unbewussten Gründe, warum wir nicht offen sagen, wenn wir eigentlich lieber ablehnen würden.
»Ich will keinen Ärger«
    Die meisten Menschen machen bereits im Kindesalter die Erfahrung, dass ein Ja Lob und Zuwendung nach sich zieht, ein Nein hingegen zu kritischen Nachfragen, Unverständnis und oft auch unangenehmen Nachwirkungen führt. Besonders bei Mädchen wurde in früheren Erziehungszeiten ein Nein eher mit Trotz, bei Jungen hingegen mit Durchsetzungsvermögen und Überlegtheit gleichgesetzt. Diese alten Zeiten wirken bis heute nach. In einer Abteilung habe ich erlebt, wie eine männliche Führungskraft auf das weibliche Nein reagierte.

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