Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
steht leichten Fußes auf, als vom Flur aus jemand nach ihr ruft. Katharina und ich schauen uns lächelnd an. Ja, das war mal so. Auch wir können zwar heute noch aus dem Schneidersitz aufstehen, aber es sieht nicht mehr ganz so anmutig und geschmeidig aus. »Ich brauche jetzt eine Lesebrille«, erzählt mir Katharina. Die trage ich schon lange auf der Nase. »Außerdem bin ich manchmal echt vergesslich.« »Das kann auch durch die Hektik kommen«, erwidere ich. Nicht jede Vergesslichkeit ist gleich ein Symptom von Alter. Katharina liebt ihren Beruf, dennoch wünscht sie sich Anreize und Verbesserungen.
Das Alter bringt eine Menge mit sich: Erleichterungen ebenso wie Ärger. Wer hat als Frau schon gerne Cellulitis oder Krähenfüße? Und welche Frau berührt es nicht, wenn sie sich umschaut und leise mitzählt, wie viele frühere Klassenkameraden inzwischen wesentlich jüngere Geliebte oder Partnerinnen haben? Der Trend geht zur Zweitfamilie. Zwischen den Kindern der beiden Familien liegen zuweilen 20 Jahre Altersunterschied.
Auch im Beruf ist älter zu werden nicht gerade ein Zuckerschlecken. Es gibt nur wenige Angebote für die Mitarbeiter »40 plus«, und die Karriereentwicklung spricht bei Mitarbeitergesprächen keiner an. Bislang. Nach und nach wird sich das ändern. Der demographische
Wandel macht sich bemerkbar und immer mehr Personalentwicklungsabteilungen wissen: die jungen Mitarbeiter gilt es zu gewinnen, die älteren Mitarbeiter zu pflegen. Ohne uns Ältere geht es nicht, in keinem Bereich. Auch nicht bei Ihnen im Kindergarten.
Altersgerechtes Arbeiten im Kindergarten
Erst langsam beginnen sich die Träger damit zu beschäftigen, welche Themen der demographische Wandel uns in den kommenden Jahren bringt. Würde man auf der Straße jemand nach dem durchschnittlichen Alter von Erzieherinnen fragen, bekäme man wohl zu hören: »So um die 20.« Die Realität sieht jedoch heute anders aus. Der Altersdurchschnitt unter Erzieherinnen liegt meist um Einiges höher. Während in früheren Generationen viele Erzieherinnen nach einigen Jahren in der Kita aus familiären Gründen aus dem Beruf ausstiegen, wollen oder müssen die meisten heute länger berufstätig bleiben. Die TBS, eine Beratungsstelle des Deutschen Gewerkschaftsbunds NRW, schreibt:
»Der Altersdurchschnitt liegt meist über 40 Jahren. Jüngere Erzieherinnen und Erzieher sind oft nur mit Zeitverträgen beschäftigt und gehören zu den ersten, die bei Personalabbau wieder ausscheiden. Damit entsprechen Erzieherinnen zumindest nicht dem bisher verbreiteten Bild dieses Berufs und sind z.B. oft älter als die Mütter der Kinder, die sie betreuen.«
Die beruflichen Anforderungen für Erzieherinnen steigen durch den gesellschaftlichen Wandel (Krippenausbau, berufstätige Mütter, »späte« Eltern, Patchwork-Familien, multikulturelle Gesellschaft, steigende Anforderungen an Bildungsvorbereitung, Entwicklung weg von Horten zu Offenen Ganztagsschulen), und immer mehr Ausund Fortbildungen sind erforderlich, um speziellen Anforderungen genügen zu können. So ergeben sich zwar zusätzliche Perspektiven und Felder, um persönliche Kompetenzen einzubringen, gleichzeitig
steigen aber auch Druck und Belastung der Erzieherinnen. Dazu noch einmal die TBS: »Für die Einrichtungen und ihre Träger ergibt sich die Problemlage, dass sie ihre Aufgaben mit begrenzten Mitteln und einer älter werdenden Belegschaft bewältigen müssen, für die Beschäftigten, dass sie bei ständig steigenden bzw. sich verändernden Anforderungen ihre Perspektiven und Potentiale erkennen und bewusst in der betrieblichen Organisation einsetzen« müssen.
In einem Modellprojekt zur Beschäftigungs- und Zukunftsfähigkeit in Kitas, die sich durch eine veränderte Altersstruktur ergibt, wurden folgende Gestaltungsziele benannt:
• Neue Aufgabenverteilung
• Neue Perspektiven und Herausforderungen für ältere Erzieherinnen
• Gesundheitsmanagement
• Mitarbeiterschulungen hinsichtlich »Wir arbeiten zusammen: Alt und Jung«
• Potentialanalyse für ältere Mitarbeiterinnen
• Wandel in der Arbeits- und Zeitorganisation
• neue Strukturen
Was bedeutet das nun aber für Sie persönlich? Es gibt eine Reihe von Befragungen, die sich mit der Arbeitswelt von Berufstätigen über 40 beschäftigen. Bestimmte Themenfelder werden dabei immer wieder benannt:
• Gesundheit (Wie gesund ist, empfinde ich meinen Arbeitsplatz?)
• Kompetenz (Kann ich meine Fähigkeiten
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