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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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durch. Als er jetzt sprach, sah er Livia nicht an. „Damals, als du diesen Unfall hattest …“ Er stockte, schüttelte den Kopf und hatte offensichtlich Mühe weiterzusprechen. „Ich … ich kann nicht behaupten, dass ich mich gefreut habe … als sich herausstellte, dass du überleben würdest, meine ich. Aber das hier …“ Wieder hielt er inne, schien mit sich zu ringen … drehte sich schließlich um und sah Livia in die Augen. „Ich bin Christ, Livia. So wahr ich hier stehe: Ich töte nicht.“
    Livia spürte, wie das Gefäß ihres Verdachtes Risse bekam, war aber immer noch nicht bereit, ihm zu glauben. „Du wartest immer, bis ich wach bin. Du gehst nie aus dem Haus, bevor du mit Spike Gassi gegangen bist. Und heute, ausgerechnet heute, soll das anders gewesen sein?“
    „Du hast ewig geschlafen. Und ich hatte einen wichtigen Termin.“ Er hob beschwörend die Hände. „Frag Enno, wenn du mir nicht glauben willst.“
    „Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Wenn ein Fremder im Haus gewesen wäre, hätte Spike doch gebellt. Aber das hat er nicht. Wie, bitte schön, erklärst du dir das?“
    „Spike“, wiederholte Arvin und sah Livia fast flehend an. „Wie geht es ihm?“
    „Ungefähr wie mir“, seufzte Livia und rieb sich die Schläfen. „Aber er wird wieder. Karen ist mit ihm unterwegs. Anschließend wird sie ihn bei uns zu Hause abliefern.“ Arvin nickte erleichtert. Dann sagte er leise: „Ich schätze, ich hab nicht viele Argumente auf meiner Seite, Livia. Aber du weißt, wie viel mir Spike bedeutet. Ich hätte sein Leben niemals aufs Spiel gesetzt.“
    Livia blickte überrascht zu ihm auf. So bitter das Argument auch war, es zog einfach. Arvin liebte diesen Hund, niemand wusste das besser als sie. Er hätte ihn niemals, niemals in Gefahr gebracht! „Weißt du, was ich mich schon immer gefragt habe?“, sagte sie unvermittelt.
    „Nein?“
    „Eigentlich wusste ich ja, dass du mich nicht leiden kannst. Doch dann hast du mich bei dir aufgenommen, und ich hab mich gefragt, ob es nicht doch noch eine Chance für uns gibt.“ Sie zögerte. Aber dann sah sie Arvin tapfer in die Augen und fragte: „Warum hast du zugelassen, dass ich bei dir einziehe? Warum hast du dich nicht einfach geweigert?“
    Livia sah an Arvins Adamsapfel, dass er schluckte. „Ich muss das wissen“, fügte sie eindringlich hinzu.
    Arvin rang einen Moment mit sich, konnte aber nicht mehr verhindern, dass alles auf einmal aus ihm herausbrach. „Das weißt du ganz genau! Du hast doch selbst dafür gesorgt, dass du mich in der Hand hast. Und sag jetzt nicht, du hättest darauf verzichtet, deine Macht auszuspielen.“
    „Macht?“ Livia hatte keine Ahnung, was er meinte.
    „Das Haus“, fauchte Arvin.
    „Das Haus?“, wiederholte Livia hilflos.
    „Meine Güte, es gehört dir! Dir ganz allein!“
    Livia schnappte nach Luft. „Mir? Aber … wieso?“
    „Hör doch auf, die Unschuldige zu spielen“, presste Arvin hervor. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er war außer sich und schien Mühe zu haben, nicht auf Livia loszugehen.
    „Ich dachte, es wäre dein Elternhaus“, flüsterte Livia total verwirrt.
    „Ist es ja auch“, knurrte Arvin. „Aber ich war so …“ Er stöhnte auf, drehte sich ganz abrupt um und kehrte Livia den Rücken zu. Eine ganze Weile stand er nur so da und atmete schwer. Dann sagte er mit einem deutlichen Zittern in der Stimme: „… so verliebt .“ Livia hätte ein Vermögen bezahlt, um zu erfahren, ob es Wut oder Traurigkeit war, die ihn so erschütterte.
    „Heißt das, du hast es mir überschrieben?“, fragte Livia sanft.
    „Ich dachte, ich könnte dich auf diese Weise halten“, flüsterte Arvin. „Aber du … du hattest längst einen anderen.“ Er lachte auf. „Du hast die Schwierigkeiten der Firma vorgeschoben, irgendwas von Insolvenz gefaselt und so getan, als hättest du Angst, dass uns die Gläubiger das Haus wegnehmen. Karen hat mich gewarnt. Und irgendwie … Ich glaube, ich hab geahnt, dass sie recht hat. Ich wollte es bloß nicht wahrhaben.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fast tonlos fort: „In Wirklichkeit wolltest du mich verlassen. Das war der Grund für deine Bitte. Das und sonst gar nichts.“
    Das war also der Grund für alles … für seinen Hass, sein Misstrauen … Kein Wunder, dass das alles so tief verankert war. Aus seiner Sicht war sie eine Verräterin der übelsten Sorte. „Du hättest ein gutes Motiv gehabt, mich zu töten“, sagte sie

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