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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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du bei mir ein, ja?“
    „N-nein!“, stotterte Livia entsetzt. „Das wäre viel zu früh! Ich meine … wir kennen uns doch noch gar nicht richtig!“
    Enno lehnte sich auf seinem Platz zurück. „Dann musst du ihn rauswerfen“, schlussfolgerte er.
    Livia schnappte nach Luft. „Ihn rauswerfen?“, stammelte sie. „Aber nein, das … Nein!“
    Enno verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann bin ich gespannt auf deine Ideen“, sagte er schlicht.
    Livia öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Ihr fiel überhaupt nichts ein! Sie hatte nicht genug Geld, um eine eigene Wohnung zu mieten. Und Sozialhilfe würde sie auch nicht bekommen. Nicht, solange sie Arvins Ehefrau war und auf dem Papier ein eigenes Haus besaß. Und Karen? Die würde sie heute genauso wenig aufnehmen wie damals.
    Enno schien ihre Gedanken zu lesen. „Dir bleibt gar nichts anderes übrig, als ihn rauszuwerfen, Livia.“
    Livia rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. „Es ist sein Haus, Enno. Du weißt nicht, wie sehr er daran hängt. Er liebt dieses Haus.“
    „Durch Liebe erwirbt man aber kein Eigentum, Livia. Das Haus gehört dir. Frag das Grundbuchamt.“
    „Aber … ich kann das nicht“, jammerte Livia hilflos und schüttelte den Kopf.
    „Du musst aber“, beharrte Enno. Er wirkte jetzt kein bisschen entspannt mehr. „Weil dir gar nichts anderes übrig bleibt.“
    „Es gibt Obdachlosenunterkünfte“, erwiderte Livia trotzig. „Irgendwo werde ich schon unterkommen.“
    „Das gibt’s doch gar nicht“, ereiferte sich Enno und sprang auf. „Willst du alles wegwerfen, was dir gehört, hm? Alles, was du jemals haben wolltest?“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du warst bettelarm, als du in diese Gegend kamst, Livia. Ich erinnere mich noch gut daran. Damals hast du dir geschworen, dass das nicht so bleiben würde. Warum sonst hast du dir das Haus überschreiben lassen?“ Enno hatte sich inzwischen so sehr in Rage geredet, dass sich rote Flecken auf seinen Wangen gebildet hatten. „Überleg doch mal! Du wusstest, dass die Ehe mit Arvin keinen Pfifferling mehr wert ist. Und du wolltest nicht ohne alles dastehen. Das war schlau von dir. Jetzt gib das doch nicht alles auf!“
    Livia reagierte nicht gleich, sondern sah Enno eine ganze Weile nachdenklich an. Dann fragte sie leise: „Hab ich das allein geplant … damals, meine ich … oder bist du mir … dabei behilflich gewesen?“
    Enno hatte sich erstaunlich schnell wieder beruhigt. „Wie kommst du darauf?“, fragte er vorsichtig.
    Livia sah ihn durchdringend an. „Erstens klang es so, als würde ich wegwerfen, was du immer haben wolltest. Und zweitens hab ich dich ganz offensichtlich in meine Pläne eingeweiht. Dafür muss es einen Grund gegeben haben.“
    Enno leckte sich ein paarmal über die Lippen, bevor er antwortete. „Wir waren ein Paar, Livia“, sagte er schließlich. „Du und ich, wir haben uns von Anfang an geliebt. Und das könnte wieder so sein.“
    Livia schloss die Augen. Also doch , war alles, was sie denken konnte. Also doch .
    „Livia, Schatz“, entfuhr es Enno, „überleg doch mal, wie glücklich wir sein könnten! Wir waren füreinander bestimmt, vom ersten Moment an!“
    „Du hast gesagt, er sei dein Freund“, presste Livia tonlos hervor. „Das hast du gesagt!“
    „Er … er hat dich schlecht behandelt!“, beteuerte Enno. „Immer schon! Du kennst ihn. Du musstest in einem hässlichen, alten Haus leben, in dem du nichts verändern durftest, nicht mal die Bettwäsche! Jetzt warte doch mal!“
    Livia war aufgesprungen und eilte bereits auf den Flur zu.
    „Es war kein Wunder, dass du dir einen anderen gesucht hast!“, rief Enno hinter ihr her.
    Livia hielt sich die Ohren zu und lief weiter.
    „Man konnte es nicht aushalten mit ihm!“, schrie Enno. „Niemand hätte das gekonnt!“
    Aber seine Worte vereinigten sich nur mit dem lauten Knall, den die Wohnungstür verursachte, als sie ins Schloss fiel.

Kapitel 26
    Seit Livias Besuch bei Arvin auf der Polizeistation und bei Enno zu Hause waren zwei Wochen ins Land gegangen.
    Zwei Wochen, in denen sie nicht zur Ruhe gekommen war, nächtelang gegrübelt und tagelang hin und her überlegt hatte.
    Enno hatte sie in dieser Zeit nicht gesprochen. Und auch mit Arvin, der noch am gleichen Abend nach Hause zurückgekehrt war, hatte sie kaum ein Wort gewechselt. Manchmal fragte sich Livia, ob er sich an das Gespräch erinnerte, ob er ihm irgendeine Bedeutung zumaß. Der Alltag hatte sich

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