Als gaebe es kein Gestern
zusammenkommen.“
Livia schüttelte den Kopf. „Was ich nicht verstehe, ist die Sache mit der offenen Schlafzimmertür. Warum hab ich nicht bemerkt, dass sie geöffnet wurde? Warum hat Spike nicht gebellt?“
„Ein Grund mehr, Ihren Mann zu verdächtigen“, seufzte der Polizeibeamte. „Für ihn war es sicher kein Problem, den Hund ruhig zu halten.“
Livia rieb sich die Stirn. „Meinen Sie, ich könnte noch mit ihm reden? Vielleicht krieg ich raus, ob er die Wahrheit sagt.“
Herr Walther zuckte die Acheln. „Einen Versuch ist es wert. In Anbetracht der Beweislage kann ich ihn sowieso nicht mehr lange festhalten.“
Gesagt, getan. Wenige Minuten später stand Livia vor der Tür des Vernehmungsraumes und versuchte, ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Was würde Arvin sagen, wenn sie putzmunter den Raum betrat? Würde sie wieder nur Enttäuschung in seinen Augen lesen? Sie fröstelte und bekam prompt einen Kommentar von Herrn Walther. „Sie müssen das nicht tun“, sagte er freundlich.
„Ich weiß“, seufzte Livia. „Aber ich brauche doch Gewissheit! Bald lassen Sie ihn frei und dann redet er sowieso nicht mehr mit mir. Wie soll ich dann weiterhin unter einem Dach mit ihm leben?“
„Gibt es denn niemanden, bei dem Sie eine Zeit lang unterschlüpfen könnten?“
Livia schluckte. Karen hatte sie schon damals nicht haben wollen. Blieb nur noch Gunda. Aber was hatte sie gewonnen, wenn sie in Arvins unmittelbarer Nachbarschaft lebte? „Nicht so richtig“, musste sie zugeben. „Sonst wäre ich wohl schon längst ausgezogen …“ Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie nicht genau das schon längst hätte tun sollen. Aber dann würde diese fürchterliche Ungewissheit niemals verschwinden … „Es hilft alles nichts …“, sagte sie schließlich. „Ich muss wissen, was hier gespielt wird.“ Sie deutete auf die Tür. „Sind Sie so nett?“
Herr Walther nickte und schloss auf.
❧
Als Livia den Raum betrat, kam von Arvin erst einmal überhaupt keine Reaktion. Er konnte sie ohnehin nicht sehen, weil er ihr den Rücken zukehrte. Und er bewegte sich auch nicht, hob nicht einmal den Kopf und stierte auf den Fußboden.
Livia blieb in der Nähe der Tür stehen, bis diese wieder verschlossen worden war. Dann machte sie ein paar Schritte auf ihn zu.
„Arvin?“, sagte sie leise.
Arvin wandte wie gelangweilt den Kopf, sah Livias Gestalt, hob den Blick, bis er ihr Gesicht sehen konnte, und blieb mit einem Ausdruck echter Verwunderung daran hängen. Einige Sekunden lang machte es den Eindruck, als würde er nicht richtig begreifen, wer vor ihm stand, dann kam plötzlich Leben in ihn und er sprang auf. „Was … was machst du hier?“, entfuhr es ihm. „Sie … sie haben mir gesagt …“ Er verstummte, drehte erneut den Kopf und schleuderte wütende Blicke gegen die große verspiegelte Fläche, hinter der sich – wie Livia vermutete – mittlerweile schon wieder Herr Walther befand. Anschließend wirbelte er herum und wandte sich nun vollends Livia zu. „Was soll das alles?“, fuhr er sie an. „Habt ihr euch verschworen, um mich fertigzumachen? Gab es diese ominöse Kohlenmonoxydvergiftung überhaupt?“
Livia sah ihn durchdringend an. War er nun ein großartiger Schauspieler oder komplett unschuldig? Sie entschied sich vorerst für die erste Variante. „Es gab sie“, sagte sie heiser. „Und das weißt du ganz genau.“
Arvin stemmte ärgerlich die Hände in die Hüften. „Du siehst putzmunter aus“, stellte er fest.
„Das täuscht“, antwortete Livia und spürte den rasenden Kopfschmerzen nach, die sie im Rhythmus ihres Herzschlags quälten. „Ich konnte es bloß nicht mehr aushalten im Krankenhaus. Ich wollte dein Gesicht sehen, wenn du erfährst, dass ich dem Tod ein weiteres Mal von der Schippe gesprungen bin.“
Auf Arvins Stirn bildeten sich ein paar tiefe Falten. „Glaubst du wirklich, ich wäre das gewesen?“
„Die Heizung war manipuliert, Arvin“, fauchte Livia, „und es gab keine Anzeichen für einen Einbruch. Was würdest du glauben?“
Arvin schüttelte verwirrt den Kopf. „Keine Ahnung. Ich würde mir Gedanken darüber machen, ob ich Feinde habe.“
„Das hab ich“, knurrte Livia und sah provozierend in Arvins Augen.
Einen Moment lang schien Arvin sprachlos, dann wandte er sich ab und begann unruhig im Raum umherzuwandern.
„Du kannst ruhig zugeben, dass du mich lieber tot als lebendig sähest“, sagte Livia kalt.
Arvin blieb stehen und atmete einmal tief
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